Schiedsrichter in der Region: Steffen Reißmann im Portrait - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 18.10.2024 um 18:00 Uhr
Schiedsrichter in der Region: Steffen Reißmann im Portrait
MAGAZIN Obwohl sie oft kritisiert und teilsweise beleidigt werden, ohne sie geht es einfach nicht. Gemeint sind die Schiedsrichter, die jede Woche garantieren, dass ein Unparteiischer sich die Zeit nimmt, um die Spiele zu leiten, egal in welcher Liga auch immer. Einer davon ist Steffen Reißmann vom TSV Scherneck, welcher bereits seit über 34 Jahren im Einsatz ist und nachfolgend ein bisschen aus dem "Nähkästchen" erzählt.
Von Dieter Koch
Herr Reißmann, wie und wann sind Sie Schiedsrichter geworden?
Steffen Reißmann: Im Februar 1989 hab ich den Neulingskurs in Grub am Forst besucht. Ich war zu diesem Zeitpunkt mit einem Bandscheibenvorfall außer Gefecht und wusste nicht, ob ich je wieder Fußball spielen kann, wollte aber dem Fußball verbunden sein.

Steffen Reißmann - welcher die Daumen dem FC Bayern München drückt - ist seit fast 35 Jahren als Schiedsrichter tätig.
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An welche Spiele denken Sie gerne zurück?
Steffen Reißmann: Die Highlights für jeden Schiedsrichter sind immer die Relegationsspiele am Saisonende, egal ob als Schiedsrichter oder als Assistent an der Linie. Das ist aber auch für die beteiligten Mannschaften so, wenn die Sportanlage rundherum mit Zuschauern gefüllt ist. Unvergessen für mich das letzte Punktspiel in der Kreisklasse 1 zwischen der TSSV Fürth am Berg und dem SV Türkgücü Neustadt zu der Zeit als Christoph Böger Trainer in Fürth gewesen ist und Achim Engel nach der Saison zum VfL Frohnlach- Willy Schillig war auch vor Ort gewesen - gewechselt ist. Da war das Fürther Stadion rundum voll besetzt. Die Heimelf hatte einen Punkt Vorsprung, ein Unentschieden hätte zum Meister und Aufstieg gereicht. Die Gäste gewinnen allerdings nach einem Kopfballtor in den Schlussminuten das Spiel und Fürth schafft leider auch die Relegation nicht. Da der Eckstoß aus Fürther Sicht zweifelhaft war, bin ich natürlich der "Schuldige" gewesen.  Es gab auch einmal einen Spielabbruch, SC Reichmannsdorf - Wacker Bamberg, damals noch in der alten A-Klasse, jetzt Kreisliga. Puhh, da ist es heftig gewesen, mit Ohrfeigen, Schlägen und Tritten. Auslöser war ein Fußfoul im Mittelfeld. So schnell konnte ich gar nicht reagieren, da hat schon die erste Ohrfeige geknallt und schon waren von beiden Mannschaften Spieler und Zuschauer im Kampf. Aber es gab auch etliche positive Highlights in meiner langjährigen Karriere, so als der Club im Jahr 2000 in Scherneck vor vielen Zuschauern gegen eine Auswahl von Spielern aus umliegenden Vereinen gespielt hat. Da war ich als Assistent dabei. Schiedsrichter war damals Christian Reißenweber von der Spvg Eicha und der zweite Assistent war Thomas Stammberger vom SV Ketschendorf.

Haben oder hatten Sie Vorbilder von Schiedsrichtern?  
Steffen Reißmann: Über die vielen Jahre habe ich viele gesehen und natürlich versucht, positive Eindrücke bei mir selbst umzusetzen. Es gibt im Amateurbereich viele hervorragende Schiedsrichter und Schiedsrichterinnen, nicht nur im Profibreich. Es gehört auch etwas Glück dazu, den Sprung nach oben zu schaffen und mittlerweile spielt das Alter eine sehr große Rolle. Egal in welcher Ebene wir Referees unterwegs sind, wichtig ist, weitestgehend fehlerfrei zu sein und keine spielentscheidenden Entscheidungen zu treffen, für die wir verantwortlich gemacht werden.

Haben sich das Spiel, die Spieler, aber auch die Anforderungen an die Schiedsrichter in den letzten Jahren verändert?
Steffen Reißmann: Die Spiele sind allgemein schneller geworden und die Technik auch, was den Fußball ansehnlicher macht. Ich bin auch sehr gerne bei den D-oder C-Junioren unterwegs. Da wird schon richtig gut gespielt. Da leisten sehr viele "Ehrenamtliche" wirklich gute Arbeit bei der Ausbildung und Förderung der Jungs und Mädchen. Auch bei uns Schiedsrichtern hat sich vieles entwickelt und verbessert. Wir bekommen Video-Material zur Verfügung gestellt, um so auch immer auf dem neuesten Stand zu sein.

Wie halten Sie sich fit und wie bereiten Sie sich auf Ihre eingeteilten Partien vor?
Steffen Reißmann: Fit halte ich mich durch regelmäßige Besuche im Fitness-Studio, Fahrrad fahren und laufen. Ich schaue mir jeweils die Tabelle an und auch meist die Statistik der letzten Spiele meiner Spielpaarung.

Immer korrektes, souveränes Auftreten gehört mit zu den Markenzeichen des Schiedsrichters Steffen Reißmann.
anpfiff.info/Alexander Grober

Würden Sie was an den geltenden Regeln ändern oder verbessern?

Steffen Reißmann: Wie beim Handball, nach erfolgtem Pfiff, Ball liegenlassen und freigeben.

Auch der Respekt gegenüber den Schiedsrichtern hat - wie auch in der Gesellschaft - abgenommen. Wie stehen sie dem gegenüber?
Steffen Reißmann: Ich finde es sehr schade und traurig! Wir sind alle nur Menschen und entscheiden aus unserer Wahrnehmung heraus. Keiner, egal ob Schiedsrichter oder auch Spieler, trifft bewusst eine falsche Entscheidung oder schießt den Ball absichtlich am Tor vorbei beziehungsweise lässt den Ball absichtlich ins Tor. Wir sehen es doch Woche für Woche im Fernsehen, wie sich die Unschuldsengel präsentieren. Es ist ganz klar ein Vergehen zu erkennen und die stellen sich hin, als wäre nichts gewesen, anstatt sich einfach nur dafür zu entschuldigen.

Was fasziniert Sie in all den langen Jahren immer noch daran, Spiele allwöchentlich zu leiten?
Steffen Reißmann: Es macht mir Spaß. Iich bin selbst in Bewegung, bleibe fit und du  kommst zu Vereinen, wo du als Spieler nie hinkommen würdest. Da spielt die Altersklasse oder die Liga keine Rolle. Und es gibt Vereine, die freuen sich, wenn du wieder einmal da bist. Es ist auch immer wieder schön, im Gespann unterwegs zu sein, wenn junge Talente das Spiel leiten und du kannst als Assistent an der Linie unterstützend dabei sein. Vor allem, wenn sich dann Erfolge einstellen und es zum Aufstieg in die nächsthöhere Spielklasse kommt. Seit vielen Jahren bin ich auch als Beobachter im Bezirk unterwegs. Auch dabei ist schön zu sehen, wie sich die Jungs und Mädels entwickeln. 

Haben Sie einen Appell an viele draußen, die überlegen, sich für einen Schiedsrichter-Neulingskurs anzumelden?
Steffen Reißmann: Es braucht niemand Angst davor zu haben, denn als Schiedsrichter  kannst Du vor allem auch in Persönlichkeitsentwicklung viel erreichen. Unsere ganz jungen Schiedsrichter und Schiedrichterinnen, die älteren natürlich auch, werden in den ersten Spielen begleitet und unterstützt, was in meinen Augen sehr wichtig ist. Das fängt mit dem Eintreffen am Spielort an und hört mit dem Abschluss des Spielberichts auf. In der Halbzeitpause gibt es schon, wenn nötig, die ersten kleinen Tipps. Ich sage immer, wenn was ist, immer fragen ! Es gibt so viele langjährig erfahrene Fußballer, die ihre aktive Karriere beendet haben, das sind in meinen Augen auch potenzielle Schiedsrichter. Die haben so viel Erfahrung gesammelt und kommen aus der Praxis. Wir haben in unserer Gruppe auch einige davon und die haben richtig Spaß als Schiri ! Gesund bleiben ist, denke ich, für uns alle das Wichtigste. Und noch viele schöne Begegnungen auf den Sportplätzen in unserer Region.

anpfiff.info bedankt sich recht herzlich bei Steffen Reißmann für seine Einblicke als Schiedsrichter!

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Steckbrief S. Reißmann

Steffen Reißmann
Alter
59
Geburtsort
Coburg
Wohnort
Untersiemau/Scherneck
Familie
verheiratet, 2 Kinder
Nation
Deutschland
Größe
180 cm
Gewicht
81 kg
Beruf
Angestellter im Außendienst
Hobbies
Neben Fußball, Skifahren, Fahrradfahren, Fitness-Studio, alles was mit Bewegung zu tun hat
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
Sturm
Erfolge
Schön war es mit dem späteren Bundesliga-Profi Frank Greiner als 14-Jähriger in der Kreisauswahl zusammen gespielt zu haben. Natürlich auch Aufstiege zu denen auch leider Abstiege gezählt haben.
Ich war immer, auch heute noch, mit dem TSV Scherneck verbunden, zu meiner Kindheit gab es einen Fußball und ein Fahrrad und damit war ich von "klein auf" unterwegs, hab gleich neben dem Sportgelände vom TSV gewohnt, das war dann am Nachmittag immer Treffpunkt, außer im Sommer, wenn es zu heiß war, dann war das Schwimmbad in Buchenrod angesagt. TW und Verteidiger war ich nie, ich hab alle Altersklassen die es damals gab, durchlaufen, soweit ich mich erinnere war es die C-Jugend und A-Jugend, die es gab, da war ich in der C-Jugend noch echt klein und jung . Meine Eltern haben mich immer unterstützt und auch die Zeit, als ich mit meinem Bruder Joachim und Onkel "Michel Leffer" in einer Mannschaft gespielt habe, das war gut. Trainer wie Bernd Rosenbusch, Aki Stefanek, Harald Spörl und Spieler wie Bernd Reinmüller, Chinci Gegenfurtner, Martin Morgenroth oder unser TW Rainer Müller, da könnte ich noch einige aufzählen und ich mit meinen 17/18 Jahren als Frischling im Herrenbereich, die haben mich alle geprägt und es war eine klasse Zeit.

Werdegang als Schiedsrichter

Bis 1992 war ich als Schiedsrichter im Jugendbereich unterwegs, da ich noch selbst beim TSV Scherneck gespielt habe, ab 1992 im Herrenbereich und auch die ersten Einsätze als Assistent in der Bezirksliga. Im Spieljahr 1994/95 ein Jahr in der Bezirksliga, dann erst wieder ein Jahr 1999/2000, ab 2003 bis 2015 in der Bezirks- und Bezirksoberliga unterwegs, Gruppenübergreifend auch als Assistent in der Landesliga. Seit 2015/16 Beobachter im Kreis und Bezirk. Aktuell bin ich noch in den Spielklassen der Herren bis einschließlich Kreisliga als SR und Assistent unterwegs, in der Bezirksliga als Assistent, wenn der SR nicht beobachtet wird. Weiterhin im Juniorenbereich und bei den Damen bis einschließlich Bezirksebene.



Schiri-Stationen S. Reißmann


Gesamtbilanz S. Reißmann

Sp.
Ø
(Sp)
Note
361
1150
37
92
22
1301
3,6
(98)
2,0

Daten TSV Scherneck

TSV Scherneck
Gründung: 1910
Mitglieder: 730
Farben: schwarz-gelb
Abteilungen: Fußball, Tischtennis, Turnen, Gymnastik, Reiten, Wintersport, Leichtathletik, Tanz, Orientierungslauf, Karate, Fasching

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