Sven Pelz im Interview: "Der erste Sieg wäre eine gewisse Befreiung" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 18.09.2024 um 07:00 Uhr
Sven Pelz im Interview: "Der erste Sieg wäre eine gewisse Befreiung"
INTERVIEW Mit seinem FSV Stadeln II erlebte Coach Sven Pelz in der Kreisliga Nürnberg einen Start der äußerst ungewöhnlichen Art: Nach fünf Spieltagen ist der Aufsteiger die einzig noch ungeschlagene Mannschaft - und kommt angesichts von fünf Punkteteilungen dennoch nicht so recht vom Fleck. Im fussballn.de-Interview der Woche spricht der 44-Jährige über den kuriosen Auftakt, beleuchtet die Situation und blickt voraus. 
Von Michael Watzinger
Sven Pelz blickt mit seinem FSV Stadeln II zum Start in die Kreisliga Nürnberg auf fünf Untentschieden in Serie.
fussballn.de / Oßwald
Hallo Sven, mit deinem FSV Stadeln II gab es zum Start in euer Abenteuer Kreisliga in den ersten fünf Partien tatsächlich fünf Unentschieden am Stück. Habt ihr inzwischen schon einen Antrag beim BFV eingereicht, um euch für Sonntag automatisch einen Punkt aufs Konto gutschreiben lassen zu können, ohne dabei die Anreise zum Bucher Wegfeld antreten zu müssen?

Sven Pelz (44): 
(lacht) Das wäre eine Überlegung wert! Wir haben am Sonntag nach dem fünften Remis in Folge in der Kabine auch schon untereinander geflachst, ob wir zukünftig nicht einfach im Vorfeld beim Gegner anrufen und uns auf ein Unentschieden einigen sollten - dann könnten wir uns das Training und die Spiele sparen. Ob dann am Saisonende die 28 gesammelten Punkte zum Klassenerhalt reichen würden, müsste man aber natürlich sehen. (schmunzelt)

Spaß bei Seite: Fünf Punkteteilungen in den ersten fünf Partien - hast du etwas Derartiges in deiner bisherigen Fußballlaufbahn schon einmal erlebt?

Pelz:
Nein, das ist schon völlig verrückt und mir, beziehungsweise uns, so sicher noch nie passiert. Klar, man hat ja im Verlaufe einer Saison immer auch mal mit irgendwelchen Serien umzugehen - egal, ob man jetzt ungeschlagen bleibt, oder eben mal eine Durststrecke durchmacht und längere Zeit nicht gewinnt. Dass man aber in dieser Häufung mit den Gegnern die Punkte teilt, ist dann doch etwas Außergewöhnliches und äußerst Ungewöhnliches. Ich glaube, dass wir in den Jahren zuvor aufaddiert nicht so viele Unentschieden verbucht haben wie jetzt zu Saisonbeginn. (lacht)

Mit was für einem Gefühl blickst du persönlich auf die bisherige Ausbeute? Schließlich seid ihr als einziges Kreisliga-Team bislang noch ungeschlagen, wartet aber umgekehrt doch auch noch auf den ersten Saisonsieg.

Pelz:
Es ist schon irgendwie ein seltsames Gefühl! Einerseits haben wir bisher gezeigt, dass wir absolut mithalten können, nur schwer zu schlagen sind und ich bin auch stolz auf die Jungs und darauf, dass wir das einzige Team der Liga sind, welches noch nicht verloren hat. Umgekehrt wäre es ja für die Punkteausbeute trotzdem sogar besser, wenn man zwar mal ein Spiel verliert, dafür aber andererseits auch das eine oder andere Duell für sich entscheiden kann. Man hat also in gewisser Weise schon ein lachendes und ein weinendes Auge als Trainer, wenn man auf diese skurrile Anfangsphase und diese Unentschieden-Serie blickt.

Gehen wir ein wenig näher auf die einzelnen Partien ein: Waren die Unentschieden aus deiner Sicht wirklich auch jedes Mal leistungsgerecht?

Pelz:
Also für mich persönlich waren die Punkteteilungen zum Auftakt gegen den FC Bosna und auch die jetzt am vergangenen Wochenende gegen den ASV Veitsbronn-Siegelsdorf letztlich gerecht: In beiden Fällen können die Teams damit wohl jeweils leben, auch wenn in beiden Partien nicht verwaltet wurde, sondern die Mannschaften auf Sieg gespielt haben. Im Heimspiel gegen Hajduk haben wir erst tief in der Nachspielzeit den Ausgleich geschossen, weil es zuvor sehr viele Unterbrechungen gegeben hatte - dennoch muss man hier aus meiner Sicht alleine schon aufgrund der Entstehungsgeschichte von einem durchaus glücklichen Punkt für uns sprechen. Gegen Türkspor und auch gegen Eyüp Sultan war für uns aus meiner Sicht dagegen schon deutlich mehr drin: Gegen Türkspor fangen wir uns in der 90. Minute den Ausgleich, gegen Eyüp hatten wir eine Vielzahl an guten Möglichkeiten, sind dabei aber immer wieder an deren überragenden Keeper Güngör gescheitert, der einen absoluten Sahnetag gegen uns erwischt hat. Es passte dann irgendwie ins Bild, dass wir nach einem Freistoß mit der einzig nennenswerten Aktion des Gegners dann auch den Ausgleich hinnehmen mussten. Ich würde daher sagen, dass wir nun wohl genauso gut mit acht Punkten dastehen könnten.

Sebastian Steinbacher (l.) und der FSV Stadeln II konnten gegen den SV Eyüp Sultan (in rot) trotz einer Vielzahl an Chancen nicht den gewünschten ersten Saisonsieg einfahren. Trainer Sven Pelz trauert nach fünf Unentschieden in Serie dem einen oder anderen liegengelassenen Punkt hinterher.
fussballn.de

Losgelöst von den bisherigen Ergebnissen: Wie hast du eure Auftritte gerade in spielerischer Hinsicht bislang wahrgenommen?

Pelz:
Wir haben meiner Meinung nach keine große Eingewöhnungszeit benötigt, sind eigentlich sofort gut in der Kreisliga angekommen. Das hatte sich für mich aber schon in der Vorbereitung angedeutet, als das Zusammenfinden unserer erfahrenen Spieler mit den aufrückenden Jungs aus dem Nachwuchs fast schon nahtlos vonstattenging. Man sieht ja auch an der Zusammensetzung der Startelf - meist spielen vier, fünf Jungs aus dem 2005er-Jahrgang mit den erfahrenen Kickern zusammen - dass das alles schon sehr gut zusammengewachsen ist. Wir müssen uns letztlich vor keinem Gegner verstecken, das haben die bisherigen fünf Partien bereits gezeigt!

Du zeigst dich also mit dem bisherigen Auftreten deines Teams zufrieden. Woran scheitert es denn dann aktuell noch, um den ersten Dreier einsammeln zu können?

Pelz:
Wenn ich das wüsste, hätten wir es schon längst abgestellt! (lacht) Im Ernst, wir haben uns da gar nicht so viel vorzuwerfen, denn die Jungs machen vieles richtig: Wir erspielen uns einige gute Möglichkeiten, könnten dabei natürlich auch noch häufiger treffen, aber schießen ja dennoch immerhin fast zwei Treffer im Schnitt. Umgekehrt werden in dieser Liga eben auch oftmals kleine Fehler bestraft. Vielleicht sind wir derzeit in der einen oder anderen Situation noch etwas zu sorglos unterwegs oder zu grün hinter den Ohren. Aber wir sind trotzdem auf dem richtigen Weg!

Spielerisch wusste Aufsteiger FSV Stadeln II durchaus zu gefallen und konnte bislang im Nürnberger Kreisoberhaus fast zwei Tore im Schnitt bejubeln.
fussballn.de / Oßwald

Stichwort "grün hinter den Ohren": Im Sommer ist bei euch bekanntlich ein ganzer Schwung an Nachwuchsspielern in den Herrenbereich aufgerückt. Gehören derartige Erfahrungen da nicht ein Stück weit zum Entwicklungsprozess dazu?

Pelz:
Klar ist, wir als Team und besonders viele junge Spieler stehen mit der Entwicklung erst am Anfang. Wir machen vieles klasse, erspielen uns einige Möglichkeiten und die Jungs sind wirklich lernwillig und hochtalentiert. Dennoch ist ein Zweikampf im Herrenbereich nun mal anders als im Juniorenbereich: Wenn man gegen einen 30-jährigen Gegner mit teilweise höherklassiger Erfahrung ins Duell geht, ist das schon auch ein kleiner Gewöhnungsprozess. Das ist aber ganz normal und dennoch machen sowohl die jungen als auch die älteren Spieler ihre Sache wirklich sehr gut!

Blicken wir ein wenig voraus: Am Sonntag gastiert ihr beim TSV Buch II am Wegfeld. Könnte dieses Derby aus deiner Sicht die Extra-Prozente für den ersten Saisonsieg herauskitzeln?

Pelz:
Der Derby-Charakter spielt am Sonntag aus meiner Sicht schon eine ordentliche Rolle: Am TSV Buch mit seiner Konstellation der Herrenmannschaften - 1. Mannschaft in der Landesliga, die 2. Mannschaft in der Kreisliga - hat sich der FSV Stadeln schon auch orientiert und wir sind froh dieses Lücke jetzt geschlossen zu haben. Schon bei den Aufeinandertreffen innerhalb der Landesliga war immer eine besondere Atmosphäre zu spüren und ähnlich dürfte es aus meiner Sicht auch am Sonntag sein. Ich glaube aber nicht an ein hartes Spiel, sondern sehe vielmehr zwei Teams mit einer ähnlichen Struktur, beide möchten gerne Fußball spielen! Von daher denke ich, dass auch neutrale Zuschauer durchaus auf ihre Kosten kommen dürften und am Sonntag ein attraktives Spiel sehen werden. Ob am Ende nach dem Derby der erste Dreier für uns steht? Ich weiß es nicht. Aber egal wann der erste Saisonsieg letztlich auch gelingen wird, er wäre ganz sicher eine gewisse Befreiung! 

Stadelns Coach Sven Pelz freut sich auf das Derby am Sonntag gegen den TSV Buch II und geht von einem attraktiven Aufeinandertreffen aus.
fussballn.de / Oßwald

Nach dem Duell mit dem TSV Buch II bekommt ihr es mit Tuspo Nürnberg, dem Post SV und dem ASV Fürth zu tun. Was ist in den nächsten Wochen für euch drin und worauf wird es für deine Mannschaft besonders ankommen?

Pelz:
Die nächsten Wochen sind für uns natürlich schon wegweisend und wir möchten in den kommenden Partien gerne so viele Zähler wie möglich einfahren. Trotzdem muss man klar sagen, dass die Kreisliga sehr dicht beisammen liegt und es keine einfachen Gegner gibt - jeder kann jeden schlagen! Entsprechend egal ist uns dabei letztlich auch der Tabellenplatz des jeweiligen Gegners. Wir wollen auf unser Spiel achten und werden niemanden unterschätzen. Jedem Gegner gebührt der nötige Respekt!

Wo würdest du deinen FSV Stadeln II in dieser ausgeglichenen Kreisliga Nürnberg verorten?

Pelz:
Unser Ziel ist ein einstelliger Tabellenplatz, ich würde uns wohl nach allem, was ich bisher gesehen habe zwischen Platz 5 und 8 ansiedeln. Es gibt schon noch Teams, die mehr Erfahrung mitbringen und in den entscheidenden Momenten eine absolute Cleverness an den Tag legen - das sieht man dann schon alleine daran, dass sie gegen die unteren Teams in der Regel ihre Hausaufgaben machen und kaum Punkte liegen lassen. Umgekehrt haben wir ein gutes spielerisches Niveau und werden in unserem Lernprozess weiter vorankommen. Wie gesagt, verstecken müssen wir uns vor keiner Mannschaft.

Kommentar abgeben

Kommentare werden unter Deinem Nicknamen und erst nach Prüfung durch die Redaktion veröffentlicht.

Leser-Kommentare


Steckbrief S. Pelz

Sven Pelz
Alter
44
Geburtsort
Fürth
Familie
verheiratet, 1 Kind
Nation
Deutschland
Größe
175 cm
Gewicht
85 kg
Beruf
Maschinenbaumechaniker
Hobbies
Fußball
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
Innenverteidiger
Erfolge
Aufstieg in die Landesliga als Trainer mit dem FSV Stadeln


Die anstehenden Kreisliga-Spiele


Tabelle Kreisliga Nürnberg

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
4
5
11:9
10
8
6
10:10
7
10
5
9:9
5
12
5
4:11
3
15
6
4:15
1
Bei punktgleichen Teams: Sondertabelle der Punktgleichen

Trainerstationen S. Pelz

24/25
KL
 
23/24
KK
 
22/23
KK
21/22
KK
 
19/21
KK
 
15/16
KK
 
14/15
KK
 
13/14
KK
 
11/12
BOL

Zum Thema


Meist gelesene Artikel



Diesen Artikel...