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Artikel veröffentlicht am 11.09.2024 um 12:00 Uhr

Ende nach 35 Jahren: KSD Croatia Nürnberg zieht die Reißleine

Ein weiterer Traditionsverein im Nürnberger Amateurfußball ist am Ende! Überraschend kommt die Meldung vom Rückzug des KSD Croatia Nürnberg indes nicht, denn beim Klub vom Sigena-Platz ging es nicht nur sportlich bergab, der letzte Vorstand konnte nicht entlastet werden, ein Nachfolger fand sich nicht. Die Verbindlichkeiten wuchsen dem Klub, der nur noch eine überschaubare Zahl an Mitgliedern hatte, über den Kopf.

Von Marco Galuska

fussballn.de

Die Letzten machen das Licht aus. Im Fall des KSD Croatia Nürnberg waren das Rafal Arendarczyk und Kristijan Trusk, die zwar beide kein offizielles Amt im Verein hatten, aber dennoch bis zuletzt bemüht waren, den 1989 gegründeten Klub weiter am Leben zu halten. Trusk, der Ausnahmestürmer früherer Jahre, hatte in seiner aktiven Zeit auch als Spielertrainer der Kroaten fungiert, war nach der Corona-Pause zum Verein zurückgekehrt und spielte trotz seiner mittlerweile 50 Jahre beim B-Klassen-Team im Tor oder ab und an auch noch draußen.

Zwei Auswärtsspiele absolvierte der KSD Croatia in der B-Klasse 8 in dieser Saison noch, in der vergangenen Woche war dann aber endgültig Schluss. Dabei hatten die Kroaten in den 35 Jahren weitaus bessere Zeiten erlebt, gehörten im ersten Jahrzehnt der 2000er konstant zur Kreisklasse. Auch vom zwischenzeitlichen Fall in die B-Klasse erholte sich Croatia schnell und spielte 2014 schon wieder in der Kreisklasse. Erst nach der Corona-Saison 2019/21 ging es wieder bergab, im Sommer 2023 erfolgte dann auch noch der Abstieg in die B-Klasse.

Aus gut geführtem Verein wurde "ein Trümmerhaufen"

Aber nicht die sportliche Situation führte nun zum Aus, sondern vielmehr war der Verein strukturell und wirtschaftlich am Ende. Ein Einschnitt, das sollte sich im Nachhinein umso mehr zeigen, war der Abschied von Jure Bule Ende 2017, der über viele Jahre mit viel Herzblut eines der prägenden Gesichter beim KSD Croatia war. Die Nachricht vom Niedergang seines Ex-Vereins macht den heute 57-Jährigen, der seit vier Jahren als Funktionär beim FC Bayern Kickers tätig ist, vor allem traurig: "Unter der Regie von Damir Scevic und Herbert Gitzing waren wir ein finanziell gut aufgestellter Verein mit einem ordentlichen Plus auf dem Konto. Der Nachfolger, der dann Anfang 2018 als Vorstand übernommen hat, hat dann innerhalb von zwei Jahren einen gut geführten Verein an die Wand gefahren und einen Trümmerhaufen hinterlassen!"

Kristijan Trusk hatte sich um einen Fortbestand des Vereins bemüht, als das ganze Ausmaß an Verbindlichkeiten, die sich über die Jahre angesammelt hatten, klar wurde, mussten die letzten Verbliebenen beim KSD Croatia die Reißleine ziehen.

fussballn.de / Strauch

Corona und ein fehlender Vorstand

Freilich kam für den eh schon angeschlagenen KSD Croatia dann noch, wie für viele Klubs, die schwierige Situation der Corona-Zeit hinzu. Es fand sich zwar noch ein neuer Vorstand, der sich zunächst auch engagiert zeigte, aber im Laufe der Zeit "einige Dinge ignoriert hat", wie es Trusk sagt, der selbst erst in jener Phase zum Verein zurückkehrte und direkt mitbekam, dass der gewählte Vorstand einerseits nicht entlastet werden konnte, andererseits sich auch nicht mehr in der Lage sah, das Amt wirklich auszuüben - und ein neuer ließ sich gar nicht erst aufstellen. "Wir haben seit drei Jahren keinen Vorstand mehr gefunden, dabei sind Verbindlichkeiten aufgelaufen, über deren Ausmaß wir erst seit ein paar Monaten Bescheid wissen, denn es gab keine Bücher, in die wir schauen konnten", sagt Trusk, der im Dialog mit der Stadt Nürnberg bis zuletzt nach einer Lösung gesucht hatte.

Rund 19.000 Euro Verbindlichkeiten allein gegenüber der Stadt Nürnberg

Dabei wurde schnell klar, dass das Ende der Fahnenstange eigentlich schon lange erreicht war. Und angesichts der beträchtlichen Verbindlichkeiten - nach Kenntnis unserer Redaktion beläuft sich die Summe gegenüber der Stadt auf derzeit rund 19.000 Euro - erscheint es durchaus überraschend, dass die Stadt Nürnberg dem Treiben nicht schon viel früher ein Ende bereitet hatte und dem Verein stattdessen noch einen Ratenplan (als Alternative zur Zwangsvollstreckung) vorgelegt hat, wonach der KSD Croatia bis Ende 2029 monatlich 1100 Euro an die Stadt für alte Verbindlichkeiten und neu entstehende Nutzungsgebühr zahlen müsste. "Das ist mit einem Verein, der jetzt insgesamt noch etwa 30 Mitglieder, aber im Prinzip keine Einnahmen mehr hat, nicht zu stemmen", sagt Trusk, dass es eine Rückkehr für den KSD Croatia an den Sigena-Platz, der gerade renoviert wird, nicht mehr geben wird. Inwiefern die Gläubiger, vor allem die Stadt Nürnberg, die sich offenbar lange Zeit sehr kulant mit dem säumigen Nutzer der Sportfläche zeigte, aus den Verbindlichkeiten des Vereins mittels Zwangsvollstreckung noch etwas holen können, ist aktuell fraglich. Klar erscheint nur, der KSD Croatia Nürnberg wird abgewickelt. "Es ist sehr schade, dass es so gekommen ist", meint nicht nur Trusk.