Michael Graf im Interview: Ausgerechnet über Uwe Neunsinger beim BFV gelandet - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 14.08.2024 um 07:00 Uhr
Michael Graf im Interview: Ausgerechnet über Uwe Neunsinger beim BFV gelandet
INTERVIEW Am Wochenende startet die Saison 2024/25 auch im Kreis Nürnberg/Frankenhöhe - nach 14 Jahren mit einem neuen Kreisspielleiter. Michael Graf hat das Erbe von Thomas Raßbach, der Kreisvorsitzender bleibt, angetreten. Im fussballn.de-Interview der Woche verrät der 57-Jährige, welche Rolle Uwe Neunsinger bei seiner Funktionärslaufbahn spielte, wie er die neue Aufgabe angeht und welche Themen auf seiner Agenda stehen.
Von Marco Galuska
Michael Graf geht in seine erste Saison als Kreisspielleiter.
fussballn.de
Hallo Michael, hast du dich an die Ansprache "Kreisspielleiter" schon gewöhnt?

Michael Graf (57):
Es wird zumindest immer besser! (lacht) Ich bekomme mehr Sicherheit, aber habe sicher noch keine Souveränität auf dem Posten. Ich habe ja noch nicht einmal ein Prozent der Amtszeit von Thomas Raßbach, der große Fußstapfen hinterlassen hat, aber weiter auch ein offenes Ohr für mich hat.

Was hat sich für dich in den letzten Wochen geändert?

Graf:
Ich habe mir selbst eine Art Probezeit auferlegt, da habe ich jetzt gerade die Hälfte erreicht. Ich will mich selbst spiegeln und möchte mich verbessern. Die Aufgabe ist weiterhin Freizeit, lenkt einerseits etwas vom Beruf ab, andererseits sehe ich es als ständigen wechselseitigen Lernprozess - das gefällt mir gut.

Wie kam es dazu, dass du nicht nur der Chef in deinem Fliesenlegerunternehmen bist, sondern nun auch der Boss im Spielbetrieb des Kreises wurdest?

Graf:
Thomas Raßbach wollte bekanntlich kürzertreten, das hat er ja vor gut einem Jahr so kommuniziert und ist dann auf die Suche nach einem Nachfolger gegangen. Ich war im Verband als Spielleiter bei den E-Junioren und Konfliktmanager tätig, hab als Junioren-Gruppenspielleiter dann eine Pause eingelegt. Thomas hat das mitgekriegt. Und nachdem er seine Herren-Spielleiter gefragt hatte, ist er in der Winterpause auf mich zugekommen. Aus der einwöchigen Bedenkzeit ist dann eher ein Tag geworden, da hat er nicht locker gelassen. (lacht)

Der neue Kreisspielleiter Michael Graf verabschiedete seinen langjährigen Vorgänger Thomas Raßbach (r.) anlässlich der Spielleitertagung der Kreisligen.
privat

Dein Vorgänger ist den Vereinen nach über 14 Jahren natürlich bestens bekannt gewesen. Wie würdest du dich beschreiben und wo liegen aus deiner Sicht die Unterschiede zu Thomas Raßbach?

Graf:
Ich tue mich etwas hart, über mich zu reden. Ich bin nicht der "Sprecher", eher der "Beobachter", der Dinge abwägt und dann Lösungsansätze einbringt. Thomas ist ein sehr guter Redner, der vorne steht und Leute überzeugen kann. Ich bin da von meinem Naturell der eher etwas abwartende Typ, ohne dass ich die ein oder andere Art damit bewerten möchte.

Erzähl uns doch ein bisschen von deinem sportlichen Werdegang. Wie bist du zum Fußball gekommen?

Graf:
Das war ganz klassisch, ich bin mit Freunden zum Fußball gegangen, hab in der Jugend beim TSV Neustadt/Aisch bis zur A-Jugend gespielt. Dann kam eine kurze Pause, bei den Herren habe ich beim FSC Franken Neustadt/Aisch gespielt. Nachdem mein Sohn dann auch Fußball gespielt hat, bin ich bei weiteren Vereinen gelandet und habe auch einige Trainerposten in der Jugend übernommen, zum Beispiel in Langenfeld, Neustadt oder bei Quelle Fürth.

Also der klassische Weg eines Vaters, der bei den Spielen des Sohnes dabei ist und dann gefragt wird, ob er nicht Trainer machen möchte?

Graf:
Einerseits ja, andererseits habe ich meinen Sohn nie selbst trainiert!

Die Begeisterung für den Fußball ist bei dir über all die Jahre erhalten geblieben?

Graf:
Ja, die ist immer geblieben! Ich war auch auf den Sportplätzen, wenn ich nicht selbst gespielt oder trainiert habe. Natürlich war ich auch bei den Spielen von meinem Sohn dabei. Aber das Interesse war grundsätzlich immer da, man kennt ja doch immer wieder jemanden, später auch die Freunde von meinem Sohn, da sind wir dann auch regelmäßig bei Spielen gewesen und haben es aufmerksam verfolgt.

Wie und wann bist du dann auf die Funktionärsebene beim Verband gekommen?

Graf:
Das liegt schon rund zehn Jahre zurück. Uwe Neunsinger war damals Trainer in Neustadt/Aisch in der Landesliga. Uwe hat ja Riesenohren, wenn es um etwas Spezielles geht, und er hatte mitbekommen, dass der Posten bei den E-Junioren vakant war. Wer Uwe kennt, weiß, dass er das sicher nicht ganz ohne Hintergedanken vermittelt hat, sich dabei wohl ein besseres Standing des Vereins beim Verband erhofft hat. Aber, wie dem auch sei, ich habe die neue Aufgabe mit der Einteilung und all den Dingen im Spielbetrieb ganz gerne gemacht.

Springen wir zurück in die Gegenwart. Die Spielleitertagungen verliefen bisher recht harmonisch - oder kracht es hinter den Kulissen?

Graf:
Ich bin bislang positiv überrascht! Die meisten Vereine suchen das Miteinander, das gefällt mir, wenn man es über Kommunikation lösen kann. Freilich gibt's auch immer die Fälle, in denen es unterschiedliche Ansichten gibt, das ist doch ganz normal.

So wie beim §55 der Spielordnung und den Auf- und Abstiegsregelungen?

Graf:
Ich hätte es persönlich auch gerne anders gemacht, mit weniger Releganten, die um den Klassenerhalt kämpfen müssen. Umgekehrt sind es jetzt insgesamt weniger Direktabsteiger aus der Kreisliga. Ich glaube, es ist wichtig, dass man auch beim Verband versteht, dass manche Dinge bei den Vereinen nicht nachvollziehbar sind. Da müssen alle dazulernen und wir sollten gemeinsam darauf schauen, ob das auch in Zukunft so das richtige Modell ist oder man sich Änderungen überlegen sollte.

Am vergangenen Wochenende startete der Ligapokal und es gab gleich eine Reihe von Absagen. Ist auch da eine Änderung abzusehen?

Graf:
Es hat mich schon erschrocken, dass da die Spiele in der Vielzahl abgesagt wurden. Der Pokal ist auf alle Fälle auf der Agenda in unserem Kreisausschuss und ein Thema, ob man es so belassen soll oder eine Veränderung besser wäre.

Bemerkenswert ist auch die Vielzahl der 9er-Mannschaften, die in den B-Klassen für diese Saison gemeldet wurden. Wie stehst du dazu?

Graf:
Es sind über 30 Mannschaften und zeigt, dass die Vereine die Option annehmen. Es hilft dem Fußball zumindest ein wenig weiter. Beispielsweise, wenn es darum geht eine 3. Mannschaft zu melden. Ich persönlich bin kein Freund vom 7-gegen-7, aber die 9er-Teams in der B-Klasse finde ich nicht so schlecht.

Sollen die 9er-Teams weiterhin auf die B-Klasse beschränkt bleiben?

Graf:
Das ist unser klarer Wunsch im Kreis! Die Durchführungsbestimmungen würden es zwar mittlerweile ermöglichen, dass in den beiden untersten Spielklassen 9er-Teams spielen, aber wenn man jetzt den Kreis Erlangen/Pegnitzgrund nimmt, würde das bedeuten, dass man dann dort auch in der Kreisklasse so spielen kann. In Oberbayern gilt es so, wie es bei uns bisher war, und es ist auch unser Bestreben, dass man weiterhin nur in der untersten Klasse mit den Flex-Teams spielt.

Der neue Kreisspielleiter Michael Graf hofft auf eine reibungslose Saison, in der er Eindrücke sammeln möchte, um den Spielbetrieb bestmöglich zu gestalten.
fussballn.de

Am Samstag steigt die Saisoneröffnung, diesmal in der Kreisliga Frankenhöhe in Weigenheim. Worauf freust du dich im kommenden Spieljahr?

Graf:
Ich freue mich auf eine hoffentlich reibungslose Saison, ein Miteinander, bei dem der Fußball im Vordergrund steht und nicht die negativen Dinge, wie am Ende der vergangenen Saison, aufkommen. Ich bin persönlich sehr froh, dass ich auf ein eingespieltes Team von Spielleiterin zurückgreifen kann und auch Thomas Raßbach immer noch ans Telefon geht, wenn ich ihn anrufe. (lacht)

Wovor wurdest du von deinem Vorgänger oder deinen Mitstreitern gewarnt?

Graf:
Eigentlich hat es nur geheißen, dass es große Freude macht. (lacht) Es ist mir natürlich klar, dass jeder Verein für sich das Beste herausholen möchte, da darf man nicht zu blauäugig an die Sache rangehen.

Was willst du in deiner Amtszeit fortführen oder neu bewegen?

Graf:
Fortführen möchte ich die erfolgreiche Arbeit von Thomas Raßbach mit den Vereinen. Ansonsten sammle ich erst einmal meine Eindrücke, um dann zu sehen, wo es was zu ändern gibt. Darüber können wir uns gerne im Winter unterhalten.

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Steckbrief Michael Graf

Michael Graf
Alter
57
Geburtsort
Neustadt/Aisch
Wohnort
Langenfeld
Familie
verheiratet, 2 Kinder
Nation
Deutschland
Beruf
Fliesenlegermeister
Hobbies
Fußball, Fliesen legen
Lieb.-Position
Innenverteidiger


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