Armin Völker im Interview: Vom Aufstieg hat beim Tuspo keiner gesprochen! - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 31.07.2024 um 07:00 Uhr
Armin Völker im Interview: Vom Aufstieg hat beim Tuspo keiner gesprochen!
INTERVIEW Nach einer Saison mit einem Tief, aber deutlich mehr Höhen schaffte Tuspo Nürnberg über die Relegation für einige überraschend den Aufstieg in die Kreisliga. Mit einer Überraschung, aber bestens bekannten Trainerpersonalie wird man in Ziegelstein den Klassenerhalt anpeilen. Im fussballn.de-Interview der Woche blickt Abteilungsleiter Armin Völker zurück, verrät die Hintergründe und wie er die Zukunft beim Tuspo sieht.
Von Marco Galuska
Armin Völker, Abteilungsleiter bei Tuspo Nürnberg, freut sich über die Rückkehr in die Kreisliga, weiß aber, dass es mit einer verjüngten Mannschaft nur um den Klassenerhalt gehen wird.
fussballn.de
Hallo Armin, noch einmal Glückwunsch zum Aufstieg in die Kreisliga! Wenn du ein Jahr zurückblickst, wie war deine Erwartungshaltung vor Saisonbeginn mit neuem Trainer?

Armin Völker (64):
Mit der Verpflichtung von Christian Konrad als neuen Trainer haben wir uns nach all den Jahren der guten Arbeit von Metin Kett mit einem neuen Gesicht eine neue Ansprache, ein paar neue Ideen in der Trainingsarbeit und einen neuen Schwung für die Spieler erhofft. Man darf nicht vergessen, dass manche Spieler nie einen anderen Trainer als Metin im Herren-Bereich gehabt haben. Persönlich habe ich mir erhofft, dass wir in der Kreisklasse weiter unter den ersten Sechs mitspielen würden, aber ein konkretes Ziel haben wir bewusst dem neuen Trainer nicht aufhalsen wollen.

Wie lief dann die Umstellung für die Truppe, die sich ja personell nicht sonderlich verändert hat?

Völker:
Christian hat ja von Metin eine intakte Mannschaft übernommen. Die Neuerungen, wie beispielsweise die Umstellung von Vierer- auf Dreier-Kette, haben die Spieler sehr gut angenommen. Ich würde sogar sagen, dass es gerade zu Beginn eine gewisse Euphorie gab.

Zwar hatte Tuspo Nürnberg einen hervorragenden Saisonstart erwischt, dass am Ende aber der Aufstieg in die Kreisliga stehen würde, war noch nicht abzusehen.
fussballn.de / Strauch

Der Saisonstart spiegelt das in den Ergebnissen wider. Aus den ersten acht Partien wurden sieben gewonnen und nur einmal Remis gespielt.

Völker:
Wir haben einen sehr guten Start erwischt, das stimmt. Das neue System hat angeschlagen, zudem sind wir von Verletzungen verschont geblieben. Wir haben zwar keinen Traumfußball gespielt, waren aber erfolgreich - und ehrlicherweise würde ich schon sagen, dass die Liga nicht mehr so stark wie in den Jahren davor war. Man hat gesehen, dass wir auch mit durchschnittlichen Leistungen gewinnen können.

Gegen Ende des Jahres und zum Start aus der Winterpause waren dann die Leistungen demnach eher unterdurchschnittlich...

Völker:
 Ja, wir waren am Ende heilfroh, dass zwei Spiele ausgefallen sind und die Winterpause kam. Die Verletztenliste war groß. Die Vorbereitung war in meinen Augen eigentlich gut, aber die Lockerheit, die wir noch zu Beginn der Saison hatten, war verflogen. Bei der Niederlage bei Rangierbahnhof ist Christian dann auch zum ersten Mal richtig laut geworden, obwohl das nicht seine Art ist. Wir waren da schon in einem Loch.

Umso erstaunlicher war dann die Auferstehung im Frühjahr, die zum Sieg im Ligapokal und Aufstieg in die Kreisliga führte.

Völker:
Uns haben die Siege im Ligapokal, wo wir unseren Titel verteidigen konnten, tatsächlich auch Schwung für die Liga gegeben. Auch das 6:1 bei den Assen, gegen die wir im Hinspiel noch verloren haben, war ein Highlight. In der Schlussphase haben wir dann unsere Spiele gegen die unteren Mannschaften gewonnen, die Konkurrenz hat gepatzt. Bosna war konstanter und wurde verdient Meister. Wir haben uns gefangen, waren aber trotz der Qualifikation für die Relegation nicht euphorisch. Am letzten Spieltag haben wir bei Bosna ein ganz starkes Spiel gemacht, verdient 4:1 gewonnen und sind zur Relegation wieder in Form gekommen. Aber vom Aufstieg hat bei uns keiner gesprochen!

Vincent Müller und Tuspo Nürnberg stemmten sich in der vermeintlichen Außenseiterrolle erfolgreich gegen die Angriffe der SVG Gutenstetten U23.
fussballn.de / Strauch

Auf dem Papier seid ihr sowohl gegen Eibach als auch gegen Gutenstettens U23 nicht unbedingt als Favorit ins Relegationsspiel gegangen...

Völker:
Das Spiel gegen Eibach war zunächst ausgeglichen, eigentlich eine faire Partie, in der es unglückliche Verletzungen gab, von denen vor allem die Eibacher betroffen waren. Wir haben in der zweiten Hälfte mehr investiert und am Ende mit 3:1 gewonnen. Allerdings hatten wir dann personell viele Ausfälle vor dem nächsten Spiel, wenn ich zum Beispiel an Felix Bauer - für mich im Übrigen der Spieler der Saison, der den Sprung von der Zweiten in die Erste geschafft hat - denke: Er hat mit einer spektakulären Aktion ein Tor gegen Eibach verhindert und ist uns dann ausgefallen.

Es hieß, ihr hattet im Vorfeld des Spiels gegen Gutenstetten Probleme, überhaupt eine halbwegs schlagkräftige Truppe aufzustellen.

Völker:
Ja, Christian hat in den Tagen vor dem Spiel viel telefonieren müssen und hat dann eine grandiose Ansprache gehalten und den Jungs das Gefühl gegeben, dass wir es schaffen können. Natürlich hatten wir an dem Tag auch das nötige Glück, dass Gutenstetten uns zum einen etwas unterschätzt hat, zum anderen auch unfassbare Chancen ausgelassen hat. Ich finde, dass aber am Ende die Mannschaft gewonnen hat, die den größeren Zusammenhalt auf den Platz gebracht hat. Wenn man bedenkt, dass wir mit zwei U19-Spielern und zwei aus der 2. Mannschaft angetreten sind, war das eine großartige Leistung!

Und dann gab es unverhofft eine Aufstiegsfeier?

Völker:
Die gab es erst eine Woche später und war dann auch nicht so ausgelassen wie die Freude an dem Tag, als wir es geschafft haben. Da sind nach dem Abpfiff schon die Dämme gebrochen, wir sind ja auch auf den Zahnfleisch gegangen und hätten in der nächsten Runde nicht noch gegen Roßtal spielen wollen. Unsere Aufstiegsfeier war aber auch sehr schön, wir haben viel gesprochen, es gab Essen und Getränke für die Spieler und ich habe mich bei Mannschaft und Trainer für die Riesenleistung bedankt.

Was bedeutet der Aufstieg in die Kreisliga für Tuspo Nürnberg?

Völker:
 Die kommende Saison stellt eine große Herausforderung für uns dar. Deshalb sind wir nach mehreren guten und konstruktiven Gesprächen zu der Erkenntnis gelangt, dass wir alles in unserer Macht Stehende umsetzen müssen, damit die Mission „Kreisliga 24/25“ erfolgreich werden kann. Dies bedeutet auch, dass im Verein qualitativ vorhandene Ressourcen und Kapazitäten genutzt werden müssen! Aus diesem Grund haben wir uns - und das war der ausdrückliche Wunsch von Christian Konrad - dazu entschieden, das bisherige Trainerteam zu erweitern, damit punktuell, viel gezielter und effizienter im Training und an Spieltagen gearbeitet werden kann.

Metin Kett wird nach einem Jahr als U19-Trainer zu den Herren zurückkehren und dort ein Gespann mit Christian Konrad bilden.
fussballn.de / Strauch

Und wie soll das aussehen?

Völker:
Metin Kett wird mit Christian Konrad als gleichberechtigtes Trainer-Duo mit dem Kreisliga-Team arbeiten. Ein Mix aus Erfahrung, neuen Ideen und Bewährtem ist unserer Meinung nach hierzu der Schlüssel für die Aufgabe, die uns bevorsteht. Ich finde es gut, dass man die Kompetenzen, die man im Verein hat, zusammenführt. Metin hat hervorragende Arbeit in der A-Jugend geleistet, da kommen sehr gute Talente aus der U19 raus. Es war und bleibt auch unser Weg, dass wir unsere Jugendspieler bei den Herren integrieren. Gut 80 Prozent der Spieler in den letzten zehn Jahren kommen aus unserer Jugend. Wir freuen uns auch über externe Neuzugänge, aber wir können und wollen keine Spieler für Geld holen.

Bis 2001 war der Tuspo im Kreisoberhaus eine feste Größe. Die kommende Saison wird dann aber erst die zweite sein, nach dem abgebrochenen Corona-Spieljahr, in der ihr in der Kreisliga vertreten seid. Wo gehört der Tuspo aus deiner Sicht hin?

Völker:
Ich will das gar nicht ganz streng klassenabhängig sehen. Mein Ziel war es, dass man in der Kreisklasse ein Fundament hat, um dort auf einem guten Niveau spielen zu können. Ich habe überhaupt kein Problem mit der Kreisklasse, ein realistisches Ziel für die Zukunft wäre, dass man sich ins gesicherte Mittelfeld der Kreisliga hineinarbeitet. Mehr sehe ich für uns nach oben, ohne einen Etat, nicht als realistisch an, andererseits will ich auch nicht mehr in die A- oder gar B-Klasse, das ist auch klar.

Und das Ziel für die kommende Saison lautet wie?

Völker:
Klassenerhalt! Vor allem aber wollen wir nicht wieder so eine Saison erleben, wie in dem Corona-Spieljahr, wo wir weit abgeschlagen Tabellenletzter waren. Wir wollen auf Tuchfühlung zu den rettenden Plätzen bleiben, so wie es zum Beispiel Johannis 88 geschafft hat, die bis zum letzten Spieltag um den Klassenerhalt spielen konnten. Aber schwierig für die Motivation wäre es, wenn man abgeschlagen ist, das wollen wir vermeiden.

Was hat sich dann im Kader dazu verändert?

Völker:
Wie gewohnt, verändert sich bei uns nicht allzu viel. Es kommen Jugendspieler nach mit Potenzial. So ein, zwei der etablierten Spieler sind noch in der Schwebe, ob sie weitermachen. Erfreulich ist, dass wir mit Disch, Käsmann und Seuling gefühlte Neuzugänge haben, die uns zuletzt längere Zeit ausgefallen waren.

In der Ruhe liegt die Kraft: Armin Völker (l.) schätzt das gegenseitige Vertrauen beim Tuspo und ist froh, dass Christian Konrad (r.) auch nach dem Aufstieg als Trainer erhalten geblieben ist.
fussballn.de / Karnbaum

Wenn wir auf die Trainer-Historie seit 2007 blicken, finden sich beim Tuspo nur drei Namen, die auch in der kommenden Saison noch im Verein aktiv sind. Wie kommt das?

Völker:
Ich lege als Abteilungsleiter sehr viel Wert drauf, dass wir im Verein als Team arbeiten. Der Vorstand lässt uns unsere Freiheiten in der Abteilung, aber es muss laufen und dafür sorgen wir, weil wir viele Gespräche miteinander führen. Dabei sind das gar nicht die großen Treffen, sondern Telefonate, in denen man sich abspricht, bevor überhaupt etwas aufkommt. So können wir in Ruhe arbeiten. Und es sind nicht nur die Namen Kett, Konrad oder Völker. Das lässt sich über die vielen Jahre beispielswiese auch mit Leugner, Kraus, Schorr oder Siegritz erweitern, allesamt ganz wichtige Bausteine. Der Zusammenhalt ist wirklich gut. Wenn wir eine Trainersitzung haben, sind 19 von 21 anwesend - und vieles bleibt intern, da haben wir über die Jahre alle dazugelernt.

Du selbst bist schon einige Jahrzehnte als Funktionär dabei. Was treibt dich weiterhin an und was war früher besser?

Völker:
Ich bin im Vorruhestand, aber die Arbeit ist nicht weniger geworden. (lacht) Wir waren kürzlich zusammengesessen und haben einerseits festgestellt: der Tuspo ist unser Leben, andererseits aber auch nicht alles. Wir haben mit unseren eingeschlagenen Weg einen Umbau bei den Herren vor uns, der Kraft kostet, sicherlich in der Kreisklasse leichter gewesen wäre, aber wir freuen uns auf die Kreisliga, stehen im Verein auf gesunden Füßen, wenngleich es allgemein nicht leichter für den Amateurfußball wird, wenn ich beispielsweise an die Zuschauerzahlen denke. Da ist die große Euphorie leider weg.

Wie geht es für dich persönlich weiter?

Völker:
Wenn ich merke, dass ich der Abteilung nichts mehr geben kann, höre ich auf. Aktuell freue ich mich, wenn ich ab Samstag erst einmal 14 Tage im Urlaub bin und Kraft tanken kann. Das wird mir gut tun. Aber ich weiß auch, dass ich mich freuen werde, wenn es dann wieder losgeht!

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Personendaten


Bilanz Tuspo Nürnberg

Saison
Pl. 
Liga
2024/25
14. 
Kreisliga Nürnberg
 
2023/24
3. 
Kreisklasse 4 Nürnberg/Frankenhöhe
2022/23
5. 
Kreisklasse 4 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2021/22
4. 
Kreisklasse 4 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2019/21
17. 
Kreisliga Nürnberg
2018/19
2. 
Kreisklasse 5 Nürnberg/Frankenhöhe
2017/18
1. 
A-Klasse 7 Nürnberg/Frankenhöhe
2016/17
11. 
A-Klasse 6 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2015/16
6. 
A-Klasse 6 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2014/15
4. 
A-Klasse 6 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2013/14
13. 
Kreisklasse 4 Nürnberg/Frankenhöhe
2012/13
11. 
Kreisklasse 4 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2011/12
12. 
Kreisklasse 5 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2010/11
4. 
Kreisklasse 4 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2009/10
4. 
Kreisklasse 5 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2008/09
2. 
A-Klasse 7 Nürnberg/Frankenhöhe
2007/08
5. 
A-Klasse 6 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2006/07
9. 
A-Klasse 6 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2005/06
6. 
A-Klasse Ost Nürnberg/Fürth
 
2004/05
6. 
A-Klasse Ost Nürnberg/Fürth
 
2003/04
14. 
Kreisklasse Ost Nürnberg/Fürth
2002/03
8. 
Kreisklasse Ost Nürnberg/Fürth
 
2001/02
7. 
Kreisklasse Ost Nürnberg/Fürth
 
2000/01
17. 
Kreisliga Nürnberg
1999/00
8. 
Kreisliga Nürnberg
 
1998/99
12. 
Kreisliga Nürnberg
 
1997/98
9. 
A-Klasse (KL) Nürnberg/Fürth
 
1996/97
11. 
A-Klasse (KL) Nürnberg/Fürth
 
1995/96
6. 
A-Klasse (KL) Nürnberg/Fürth
 
1994/95
6. 
A-Klasse (KL) Nürnberg/Fürth
 

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