Alexander Heidt im Interview: "Ich habe aus purer Vereinsliebe zugesagt" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 03.07.2024 um 07:00 Uhr
Alexander Heidt im Interview: "Ich habe aus purer Vereinsliebe zugesagt"
INTERVIEW Der VfL Nürnberg II erreichte in der abgelaufenen Saison in letzter Minute doch noch das rettende Ufer und umging so unter Trainer Alexander Heidt, der künftig in die Fußstapfen von Semen Osinovskyy als Coach der 1. Mannschaft treten wird, die ungeliebte Saisonverlängerung. Im fussballn.de-Interview der Woche blickt das VfL-Urgestein (nicht nur) auf eine auch persönlich nicht einfache Spielzeit zurück.
Von Fabian Strauch
Alexander Heidt hatte mit seinem VfL Nürnberg II eine schwierige Saison zu meistern und rückt nun als Trainer der 1. Mannschaft auf.
Christian Günther
Hallo Alex, vor wenigen Wochen konntest du mit dem VfL Nürnberg II am letzten Spieltag im direkten Duell beim SV Eyüp Sultan II den Klassenerhalt fixieren. Wie groß war die Erleichterung nach Abpfiff?

Alexander Heidt (46): Die war natürlich unglaublich groß, gerade weil wir einfach eine beschissene Saison gespielt haben! Wir haben insgesamt 63 Spieler eingesetzt, das sagt eigentlich schon alles aus. Im Endeffekt bin ich aber einfach überglücklich, dass wir es gemeinsam doch noch gepackt haben.

Beschreibe bitte kurz den Saisonverlauf aus deiner Sicht und mit welchen Schwierigkeiten ihr zu kämpfen hattet?

Heidt: Uns hat, wie eigentlich jedes Jahr, gerade zu Saisonbeginn zunächst die Urlaubszeit zu schaffen gemacht. Im weiteren Saisonverlauf hatte die 1. Mannschaft dann gleich mehrere verletzte Spieler zu beklagen, wodurch meine Spieler aushelfen mussten und dann aufgrund der schwachsinnigen Sperrfrist 15 Tage nicht mehr bei mir starten durften. Wir mussten also alles an Personal zusammenkratzen, sogar aus der 3. Mannschaft und den Alten Herren haben Spieler bei uns ausgeholfen, wofür ich mich nochmal herzlich bedanken möchte.

Auch für dich persönlich war es keine einfache Saison, oder?

Heidt: Ja, das ist richtig! Teilweise stand ich wegen der schwierigen Personalsituation selbst am Sonntag auf dem Platz. Das hat allerdings mit meinen 46 Jahren echt keinen Spaß gemacht, wenn auf einmal ein 18-jähriger Gegenspieler wie ein kräftiger Windstoß an dir vorbei fegt. (lacht) Außerdem wurde ich Ende Februar an der Bandscheibe operiert und während der achtwöchigen Reha super von unserem Torwart-Trainer Thomas Huber vertreten.

Nach zwei zweistelligen Niederlagen folgte am vorletzten Spieltag ein furioser 4:3-Heimsieg gegen Glaishammer - nach 0:3-Rückstand. War das der Schlüsselmoment, den deine Truppe für den finalen Spieltag gebraucht hat?

Heidt: Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen komisch, aber man konnte schon bei der 1:3-Niederlage gegen Sparta Noris erkennen, dass die Mannschaft mehr kann. Gerade in der 1. Halbzeit hatten wir viele gute Torchancen, die wir aber einfach nicht genutzt haben. Auch in den folgenden Spielen mit den beiden hohen Niederlagen haben wir das andeuten können, uns aber mit zunehmender Spieldauer - in gewisser Weise auch verständlich - nach hohen Rückständen jeweils aufgegeben. Gegen Glaishammer hat der Gegner dann aus drei Chancen drei Tore gemacht. In der Halbzeitpause haben wir trotzdem gespürt, dass es noch nicht vorbei ist und haben alles auf eine Karte gesetzt. Glaishammer hat uns mit Undiszipliniertheiten auch ein Stück weit zurück ins Spiel geholt und so kam eins zum anderen für uns. Der Siegtreffer in der Nachspielzeit war dann definitiv der Knackpunkt unserer Saison - das war schon ein geiles Spiel!

Im Heimspiel gegen den TV Glaishammer trotzten Daniel Bös und sein VfL Nürnberg II (in grün) einer 0:3-Niederlage, um mit dem 4:3-Heimsieg die späte Wende einer bis dato enttäuschenden Saison einzuleiten.
fussballn.de / Strauch

Du bist seit einigen Jahren nicht nur Trainer bei der 2. Mannschaft, sondern auch als Co-Trainer von Semen Osinovskyy bei der 1. Mannschaft involviert. Nimm uns bitte mit, wie die Zusammenarbeit bislang aussah!

Heidt: Wir wissen einfach beide, wie der jeweils andere tickt, daher haben uns Meinungsverschiedenheiten wie in einer guten Ehe nur noch enger zusammengeschweißt. (schmunzelt) Semen war mein Lehrmeister und hat mir als ehemaliger Profi-Trainer andere Einblicke geben können, die ich selbst aus dem Amateurbereich so nicht erleben konnte. Über die Jahre hinweg hat sich so eine tolle Freundschaft entwickelt, auch wenn er in sportlichen Belangen meistens Recht hatte. (lacht)

Nachdem Semen nun sein Traineramt niedergelegt und seine Ära selbst beendet hat, übernimmst du zur neuen Saison als Nachfolger die 1. Mannschaft beim VfL. Wie kam es dazu?

Heidt: Der Verein kam auf mich zu und wollte auf jeden Fall, dass ich den Posten unabhängig von meiner gesundheitlichen Situation und dem sportlichen Abschneiden mit der 2. Mannschaft übernehme. Dass auch Semen selbst mich als Nachfolger befürwortet hat, freut mich unheimlich und deswegen habe ich nach so langer Zeit beim VfL, der für mich wie eine Familie ist, auch aufgrund der puren Vereinsliebe zugesagt! Ich bin den Verantwortlichen sehr dankbar für diese Chance, auf die man als Trainer einer 2. Mannschaft ja in gewisser Weise auch hinarbeitet. Mit dem neuen Co-Trainer Denis Karakas habe ich zusätzlich noch einen verlängerten Arm auf dem Feld.

Auch bei der 2. Mannschaft wurde deine Nachfolge mit Paul Tchegrenov und Thomas Huber intern geregelt. Warst du an dieser Entscheidung beteiligt und wie ordnest du sie ein?

Heidt: Ja, ich war sehr eng involviert und schätze beide sehr! Paul hat bis zu seinem Kreuzbandriss, der leider zu seinem Karriereende geführt hat, bereits unter mir als Spieler bewiesen, dass er ein sehr gutes taktisches Verständnis und Führungsqualitäten besitzt. Gemeinsam mit Thomas haben wir auch menschlich eine gute Lösung gefunden, die mit neuen Impulsen eventuell noch mehr herausholen kann. Daher haben beide aufgrund der Konstellation auch sofort ihre Zusage gegeben.

Alexander Heidt tritt beim VfL Nürnberg zur neuen Saison in die Fußstapfen seines Lehrmeisters Semen Osinovskyy (hinten), der aus persönlichen Gründen sein Traineramt der 1. Mannschaft nach über 15 Jahren niedergelegt hat.
fussballn.de

Welche Saisonziele habt ihr euch für beide Mannschaften gesteckt?

Heidt: Wir wollen zwischen den beiden Trainerteams, so wie bisher auch, viel kommunizieren und vor allem auf junge Spieler setzen, um eine langfristige Perspektive aufzubauen. Zunächst will ich in Bezug auf die 1. Mannschaft aber die Testspiele abwarten, bevor man mehr sagen kann. Wir wollen aber auf jeden Fall ordentlichen Fußball spielen, wozu sich vor allem die Neuzugänge, die noch nicht ganz unter Dach und Fach sind, schnell finden müssen.

Apropos Perspektive: Der Verein machte jüngst Schlagzeilen, indem man Jugendliche diverser Nationen in den Verein integriert. Das klingt nach einer Win-win-Situation für beide Seiten!

Heidt: Definitiv! Wir helfen jungen Menschen bei der Integration, wofür wir gerade in Langwasser ja schon lange stehen. Gleichzeitig bekommen wir so gut ausgebildete Spieler, von denen womöglich einige auf lange Sicht in der 1. oder 2. Mannschaft landen werden. Das ist die Zukunft des Vereins, daher befürworte ich dieses Projekt auf jeden Fall!

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Bilanz 2023/2024 VfL Nürnberg 2

Spiele
24
Siege gesamt
3
Heim-Siege
1
Auswärts-Siege
2
Unentschieden
2
Niederlagen gesamt
19
Heim-Niederlagen
11
Auswärts-Niederlagen
8
:0
Zu-Null-Spiele
1
0:
Spiele ohne eigenen Treffer
11

Trainerstationen A. Heidt


Trainer VfL Nürnberg 2

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