Marek Mintal im Interview: "Da bekomme ich heute noch feuchte Augen!" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 12.06.2024 um 07:00 Uhr
Marek Mintal im Interview: "Da bekomme ich heute noch feuchte Augen!"
INTERVIEW Marek Mintal (46) ist einer der herausragenden Spieler beim 1. FC Nürnberg in den letzten gut zwei Jahrzehnten gewesen und schrieb als „Tor-Phantom“ beim Club Geschichte. Seit seinem Wechsel 2003 an den Valznerweiher wurde er in der Region heimisch. Inzwischen wechselte er vom Feld an die Seitenlinie, erst beim Club, zuletzt dann bei der SpVgg Bayreuth. Im fussballn.de-Interview der Woche spricht die FCN-Legende.
Von Dirk Meier
Club-Legende Marek Mintal befindet sich seit dem Ende seiner Cheftrainer-Amtszeit in Bayreuth im Wartestand.
Dirk Meier
Marek, wir sind beim Du: 2003 bist Du aus Deinem Heimatland Slowakei nach Deutschland zum Club gewechselt und bist dort zur Legende geworden. Stimmt es, dass Dich ein Autohändler dem Club empfohlen hat?

Marek Mintal (46): (lacht) Ja, klar, Du. Und nochmal ja, das mit dem Wechsel nach Nürnberg stimmt. Ein befreundeter Autohändler, dessen Frau Slowakin ist, gab den Tipp. Der Club sollte entweder Robert Vittek oder mich verpflichten. Ich habe von 1996 bis 2003 bei MŠK Žilina gespielt. Am vorletzten Spieltag 2003 haben wir mit Žilina gegen Slovan Bratislava gespielt, den Verein von Robert Vittek. Scout Arno Wolf vom Club hat das Spiel beobachtet und dann sollte einer von uns kommen. Am Schluss wurden wir beide verpflichtet, Robert blieb bis 2008, ich bis 2011, also acht Jahre. Kurios, aber so war das.

Mit welchen Gefühlen bis Du damals nach Nürnberg gewechselt, es war Deine erste Station im Ausland?

Mintal: Ich hatte bei MŠK Žilina eine tolle Zeit, bin zweimal hintereinander Torschützenkönig und zweimal Meister geworden. Diese Leistung wollte ich natürlich in Deutschland bestätigen. Aber mir war klar, dass das ganz schwer werden würde und ich hatte schon irgendwie weiche Knie. Ich war damals 25 Jahre alt, war mir nicht sicher, ob ich die in mich gesetzten Erwartungen erfüllen kann, denn beim Club war ich ja erst einmal eine unbekannte Nummer. Aber das hat ja dann besser geklappt als gedacht, ich bin sehr gut aufgenommen worden, habe mich schnell eingelebt und hatte auch gleich Erfolg.

Vom MŠK Žilina bis in die Traditionself des 1. FC Nürnberg: Marek Mintal ist eine echte Club-Legende und auch heute noch für seinen Herzensverein in der Noris am Ball.
Dirk Meier

Du bist nach Röthenbach bei Lauf an der Pegnitz gezogen und dort sesshaft geworden. Ist Röthenbach Deine zweite Heimat geworden?

Mintal:
Ja, das ist unsere zweite Heimat geworden. In Röthenbach haben meine Frau Katarina und ich ab 2003 erst eine Wohnung gehabt, dann ein Haus gebaut. Hier sind auch unsere drei Kinder, zwei Söhne und eine Tochter, auf die Welt gekommen.

Fußballerisch lief es für Dich ja von Anfang an optimal beim Club. Wieder zweimal Torschützenkönig und Aufstieg in die Bundesliga. Hast Du das erwartet?

Mintal: Nein, wirklich nicht! Der Club war gerade aus der Bundesliga abgestiegen, als ich kam und ich musste mich in einem neuen Land und in einer völlig unbekannten Liga erst einmal zurechtfinden. Aber es lief wunderbar und wir sind gleich wieder aufgestiegen. Auch das erste Bundesliga-Jahr 2004/05 war außergewöhnlich. Ich bin im vierten Jahr in Folge Torschützenkönig geworden, habe alle 34 Spiele gemacht, habe 24 Mal getroffen und wir haben den Klassenerhalt mit dem Club geschafft. Das war sensationell.

In dieser Zeit hast Du schon den Spitznamen „Tor-Phantom“ bekommen. Wie kam es dazu und passt Dir der Name?

Mintal: Das war eine ganz besondere Sache. Ein Journalist hat mich bei einer Pressekonferenz in Nürnberg so bezeichnet. Mit „Tor-Phantom“ wollte er wohl ausdrücken, dass man mich im Spiel wenig sieht, ich dann aber wie ein Phantom da bin und meine Tore erziele. Das mag sein, dass das so war, aber die Zahlen meiner Statistik haben gestimmt und das war wichtig. Den Namen „Tor-Phantom“ finde ich noch heute super, der ist wunderbar, eine richtig geile Sache! Denn mit dieser Bezeichnung verbinden die Fußballfans noch heute Marek Mintal, so kennen mich viele unter diesem Namen, der unvergessen geblieben ist.

Bei vielen Club-Fans noch immer in bester Erinnerung: "Tor-Phantom" Marek Mintal für den 1. FC Nürnberg im Einsatz.
Andreas Bär

2005 begann eine schwere Zeit für Dich, Du hast Dir zweimal den Mittelfuß gebrochen. Wie siehst Du das im Nachhinein?

Mintal:
Es war einerseits eine schwere Zeit, in der ich viel nachgedacht habe. Ich musste erkennen, dass solche Verletzungen zum Fußball dazu gehören. Ich bin in neun Monaten dreimal operiert worden, das war nicht einfach. Aber ich habe das gut überstanden, habe daraus gelernt und ich bin besser zurückgekommen.

Du hast zum Ende Deiner Zeit beim Club am 21. Juli 2012 ein Abschiedsspiel vom Verein bekommen, was vor Dir nur Andreas Köpke vorbehalten war. Wie war das für Dich?

Mintal: Ich bekomme heute noch feuchte Augen, wenn ich daran denke! Das war eine große Ehre für mich, das Größte. Das ging damals vom Verein aus. Mehr als 31.000 Zuschauer waren im Stadion und wir haben 4:2 gegen den Deutschen Meister Borussia Dortmund gewonnen, der von Jürgen Klopp trainiert wurde. Das war natürlich einmalig, ich habe dann auch noch ein Tor geschossen, es bleib ein unvergessliches Erlebnis, das war richtig geil.

Dem Club bist Du ja immer noch verbunden, spielst häufig in der Traditionself, die von Thomas Ziemer gemanagt wird. Was ist der Grund, dass Du da immer wieder – auch für den guten Zweck – aufläufst?

Mintal: Wenn die Zeit als Profi vorbei ist, dann, so finde ich, hat man die Verpflichtung, auch danach noch für den Verein da zu sein. Daher ist es für mich eine ganz tolle Sache, wenn ich in der Traditionself spielen darf. Ich bin da zwar zumeist mit Kollegen zusammen, mit denen ich in der Liga nicht gespielt habe, aber das macht mir trotzdem unheimlich viel Spaß, da für die vielen Fußballfans zu spielen. Wenn ich angerufen und zu einem Spiel oder Turnier eingeladen werde, dann freue ich mich jedes Mal wie ein kleines Kind!

Nach Deiner Zeit beim Club 2011 hattest Du in der Saison 2011/12 noch die Station Hansa Rostock und hast anschließend 2012/13 sogar noch eine Saison in der U23 in der Regionalliga Bayern beim Club gespielt und das mit elf Toren in 30 Spielen recht erfolgreich. Danach bist Du noch für Victoria Erlangen in einer unteren Klasse am Ball gewesen, was hatte das auf sich?

Mintal: Der Ausrüster beim Club war Adidas und als ich mir zweimal den Mittelfuß gebrochen habe, da haben die Leute bei Adidas mir einen Spezialschuh gebastelt, mit dem ich danach sehr gut spielen konnte. Nach meiner Profikarriere bin ich gefragt worden, ob ich dort nochmal spielen möchte. Bei Victoria waren ganz viele Leute von Adidas. Das lief alles recht unkompliziert, ich musste da nur einmal die Woche hinkommen. Ich wollte auch etwas zurückgeben und hatte viel Spaß dabei.

Marek Mintal war am Ende seiner Laufbahn auch für Victoria Erlangen am Ball.
Sebastian Baumann

Seit 2013 bist Du beim Club in verschiedenen Positionen als Trainer tätig gewesen, Co-Trainer der Profis in der 1. und 2. Liga, in der U19, Cheftrainer der U17 und U21 sowie danach 2023 Trainer-Assistent bei der Slowakischen Herren-National-Mannschaft. Im Sommer 2023 hast Du den Trainerjob bei der SpVgg Bayreuth in der Regionalliga Bayern übernommen, die gerade aus der 3. Liga abgestiegen war. Dort spielt auch noch Dein Sohn Jakob. Stimmt es, dass ihr zu jedem Training getrennt gefahren seid?

Mintal: Ja, das stimmt. Denn ich war jedes Mal schon zweieinhalb Stunden vor Trainingsbeginn in Bayreuth. Das ist mein Stil, ich will alles akribisch vorbereiten, das braucht Zeit. Wenn ich dann Jakub mit dabei gehabt hätte, wäre das nicht gegangen. Jakub hat eine Fahrgemeinschaft mit anderen Spielern, die dann genau zum Trainingsstart gekommen sind, das ist der Grund.

Gegen Ende der Saison 2023/24 Ende März 2024 bist Du in Bayreuth sieben Spiele vor Saisonschluss von Deinen Aufgaben entbunden worden. Wie hast Du die Entscheidung aufgenommen?

Mintal:
Die ersten zwei Wochen waren schon komisch. Ich habe in diesem Job alles gegeben, aber zum Schluss wusste ich, dass die Punktzahl einfach nicht gereicht hat und dann ist es in diesem Geschäft eben so, dass der Trainer und nicht Spieler gehen müssen. Trotzdem: Es war ein gute Erfahrung, aus der ich lernen kann. Die Situation war eben so, damit habe ich mich abgefunden.

Bis Ende März war Marek Mintal als Cheftrainer der SpVgg Bayreuth an der Seitenlinie der Regionalliga Bayern zu sehen, ehe er von seinem Amt entbunden wurde.
Dirk Meier

Im Moment hast Du keinen Trainerjob. Würdest Du Röthenbach und die Region Nürnberg für einen neuen Trainerjob verlassen?

Mintal: Zwei Wochen nach Bayreuth war ich wieder bereit für eine neue Aufgabe. Ganz klar, ich würde die Region für eine neue Aufgabe verlassen, wenn es Hamburg, Berlin, Köln oder an einem anderen Ort etwas werden würde. Das ist im Trainergeschäft nun mal so und ich möchte in diesem Job gerne weiter arbeiten, weil er mir unheimlich viel Spaß macht. Ich würde mich freuen, wenn es bald wieder mit einem Traineramt etwas wird, nochmal: Ich bin bereit!

Marek, wie beurteilst Du aktuell die Lage beim Club?


Mintal: Ich bin ja kein Insider mehr, ich bekomme auch nur das mit, was in der Zeitung steht. Ich bin da auch nicht so dahinter her, so war ich nie und bin ich auch jetzt nicht. Die vorige Saison war schwierig, es musste bis zum letzten Spieltag gezittert werden. Das ist natürlich schade für diesen Traditionsverein.

Was hältst Du von der Verpflichtung von Miroslav Klose als neuen Trainer?

Mintal:
Über die Qualität von Miro muss man nicht reden. Ich kenne Miro ein bisschen, für mich ist das ein Top-Mensch und ein fantastischer Fußballer. Er ist extrem positiv und bodenständig. Das ist eine echt gute Nachricht für den Verein! Ich wünsche mir für ihn und den Club, dass es eine sorgenfreie Saison wird.

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Steckbrief M. Mintal

Marek Mintal
Spitzname
Tor-Phantom
Alter
46
Geburtsort
Žilina, Tschechoslowakei
Wohnort
Röthenbach a.d. Pegnitz
Familie
verheiratet, 3 Kinder
Nation
Deutschland
Größe
183 cm
Erfolge
Torschützenkönig in der Slowakei; zweimaliger Torschützenkönig in der zweiten Bundesliga; Torschützenkönig in der Bundesliga 2004/2005; 45-facher Nationalspieler der Slowakei; DFB-Pokalsieger mit dem 1. FC Nürnberg 2007;


Spielerstationen M. Mintal

24/25
 
23/24
Ü40, BL
 
11/12
2. BuLi
10/11
BuLi
 
08/09
2. BuLi
06/07
BuLi
 
05/06
BuLi
 
04/05
BuLi
 
03/04
2. BuLi
02/03
 
01/02
 
00/01
 
99/00
 
98/99
 
97/98
 
96/97
 

Saisonbilanz M. Mintal

 
23/24
1
1
0
0
R
0
0
16/17
1
1
0
0
R
0
0
15/16
1
1
1
0
R
0
0
12/13
30
11
1
0
4
0
1
10/11
17
0
2
17
0
0
0
09/10
22
1
1
7
5
0
0
07/08
31
5
2
8
8
0
0
06/07
13
1
2
5
4
0
0
05/06
4
1
0
0
1
0
0
04/05
34
24
6
0
5
0
0
Gesamt
154
46
15
37
27
0
1

Trainerstationen M. Mintal

23/24
REGL
 
19/21
REGL
 
19/20
2. BuLi
 
19/20
2. BuLi
17/18
LL

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