Interview mit Bezirksjugendleiter Gerald Schwan: "Kein Imageschaden" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 05.09.2010 um 19:30 Uhr
Interview mit Bezirksjugendleiter Gerald Schwan: "Kein Imageschaden"
Ein Schönredner ist Gerald Schwan beileibe nicht. Der in Pechbrunn beheimatete oberfränkische BFV-Bezirksjugendleiter kennt die vielen Probleme, die die Nachwuchsarbeit gerade in einem „Flächen-Spielbezirk“ wie Oberfranken mit sich bringen.
Von Jürgen Valentin
Im Interview mit anpfiff verrät der BFV-Funktionär, weshalb er zuversichtlich ist, dass mittelfristig auch wieder oberfränkische Vereine in der bayerischen Eliteliga, der A-Junioren-Bayernliga, vertreten sein werden und warum sich die in den vergangenen Jahren durchgeführten Talentförderungsmaßnahmen  gelohnt haben. 

Herr Schwan, wie beurteilen Sie die Lage des oberfränkischen Juniorenfußballs?
Gerald Schwan: Der BFV-Bezirk Oberfranken wird durch seinen
ländlichen Charakter geprägt, wodurch sich manche Schwierigkeiten ergeben. Ich denke da beispielsweise an die großen Entfernungen, die zu langen Auswärtsfahrten führen. Aber auch die Bevölkerungsentwicklung und die Arbeitsplatzsituation wirken sich auf den Juniorenfußball aus. Es gibt natürlich auch Positives: In etlichen Vereinen werden die aufgezeigten Defizite durch den hohen persönlichen Einsatz von Funktionären und Betreuern wettgemacht, so dass auch im oberfränkischen Nachwuchsfußball einiges geboten wird.


Im neu gewählten Bezirksausschuss ist Gerald Schwan (links) auch wieder vertreten. 
anpfiff.info

Genießt der Juniorenfußball in Oberfranken den Stellenwert, den er eigentlich haben müsste?
Gerald Schwan: Nein, der Stellenwert ist noch viel zu gering, vor allem wenn man die Zukunft im Auge behält! Unter Berücksichtigung der demoskopischen Entwicklung werden wohl manche Erwachsene zu spät feststellen, dass man das Vereinsleben nur über den Nachwuchs langfristig erhalten kann. Für mich ist es ein Unding, dass es bereits in den untersten Herren-Ligen einige Vereine gibt, die keine Nachwuchsarbeit betreiben, obwohl sie erkennbare Möglichkeiten haben, und dann rechtliche Grauzonen wie den Vertragsamateur-Status nutzen und so von der Aufbauarbeit bei anderen Klubs profitieren.

Wie ist es um die Leistungsdichte im älteren Junioren-Bereich  im Raum Oberfranken bestellt?
Gerald Schwan: Durch die DFB-Stützpunkte und Leistungszentren hat sich - bei aller Kritik in Einzelfällen - die regionale Spitze verbreitert. Dieser Wettbewerbscharakter wirkte sich in den vergangenen Jahren bei vielen Talenten positiv auf deren  persönliche Entwicklung aus.

Nach dem Abstieg von Eintracht Bamberg ist in der neuen Saison kein oberfränkisches Team in der bayerischen Eliteliga, der A-Junioren-Bayernliga, vertreten. Ist es nur ein Imageschaden oder steckt mehr dahinter.
Gerald Schwan: Ich bin mir sicher, dass Oberfranken mittelfristig
auch in der Bayernliga wieder präsent sein wird. Die Talente sind ohne Zweifel vorhanden. Die Mannschaften daraus müssen sich halt erst noch finden.

Bei aller Begeisterung, die beispielsweise das erfreuliche Auftreten der deutschen Fußball-Nationalmannschaft bei der WM in Südafrika auslöste, gibt es auch im oberfränkischen Nachwuchsbereich viele Probleme. Die unterscheiden sich von Altersklasse zu Altersklasse.
 
Für www.anpfiff.info  hat BFV-Bezirksjugendleiter Gerald Schwan die
wichtigsten Tendenzen aufgelistet.

A-Junioren: Durch das „Herrenspielrecht“  (ältere A-Junioren dürfen bei den Senioren eingesetzt werden) befürchtet Gerald Schwan
eine Ausdünnung des A-Junioren-Spielbetriebes.

B-Junioren: Das „Herrenspielrecht“ schlägt sich auch auf den B-Junioren-Bereich durch,  aus dem Spieler für die A-Junioren abgezogen
werden. Das wiederum führt zu Problemen im B-Junioren-Spielbetrieb mit Spielverlegungen und ungünstigen Anstoßzeiten.

C-Junioren: Noch sind die Mannschaftsmeldungen bei C-Junioren stabil. Allerdings zeigen sich bereits regionale Tendenzen nach unten auf.

D-Junioren: Veränderte schulische Anforderungen und Unterrichtszeiten haben bereits zu Problemen bei Training und Spielbetrieb der D-Junioren geführt.

E-Junioren: Bedenklich ist für
Gerald Schwan, dass E-Junioren für ihr Alter vielerorts bereits zu sehr im
körperlichen Bereich gefordert, statt im technischen Bereich gefördert werden.

F-Junioren: Regionale „Verständnisunterschiede“ erlauben laut Gerald Schwan kein oberfrankenweites, für die Spieler stressfreieres, Spielen „ohne Tabelle“ bei den F-Junioren.

G-Junioren: Bei den G-Junioren als „Einsteigerklasse“ wünscht sich Gerald Schwan mehr Verständnis für den Slogan „Alle sind Sieger“. Siegerehrungen nach Turnieren mit Platzierung hält der oberfränkische BFV-Bezirksjugendleiter für unangebracht.

Bezirksjugendleiter
Gerald Schwan
anpfiff.info
Natürlich haben wir auch bei BFV-Bezirksjugendleiter Gerald Schwan nachgefragt, was er  vom neuen Junioren-Angebot auf unserem Fußball-Portal www.anpfiff.info hält.
 
Gerald Schwan: „Für mich ist es ein guter Ansatz, um die Junioren anzuregen, selber (wieder) Fußball zu spielen. Wichtig ist auch, dass der Juniorenfußball in Oberfranken  eine gemeinsame Präsentationsmöglichkeit erhält und somit auch die Beachtung bekommt, die er verdient.“

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