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Artikel veröffentlicht am 29.05.2024 um 07:00 Uhr

Matthias Rascher im Interview: Die Landesliga bleibt für uns eine Herkulesaufgabe

INTERVIEW Relativ früh konnte der SV Unterreichenbach in der abgelaufenen Saison den Klassenerhalt in der Landesliga Nordost schaffen und auch das vermeintlich schwere zweite Jahr nach dem Aufstieg meistern. Im fussballn.de-Interview der Woche blickt Trainer Matthias Rascher zurück und verrät, welche Veränderungen im Kader und Ziele es bei "den Urus" zum kommenden Spieljahr geben wird.

Von Marco Galuska

Matthias Rascher geht mit dem SV Unterreichenbach in die dritte Landesliga-Saison - und einigen jungen Neuzugängen.

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Hallo Matthias, wie hast du Pfingsten und die Relegationszeit verbracht, nachdem ihr selbst nicht in die Saisonverlängerung gehen musstet?

Matthias Rascher (37): Zunächst einmal bin ich heilfroh, dass wir uns dieser brutalen Belastung nicht aussetzen müssen, das habe ich auf unserer Abschlussfeier auch gesagt. Vier Spiele in neun Tagen unter Druck nach einer kompletten Saison sind unmenschlich! Ich habe einige Spiele live gesehen, wie die Spiele in Buch und Schwaig, andere habe ich über den Stream verfolgt. Natürlich interessiert es mich, wie die Gegner aus unserer Liga abschneiden.

Ihr habt eure Hausaufgaben zum Klassenerhalt im Prinzip recht früh erledigt, die rechnerische Sicherung hat aber auf sich warten lassen. Lag das vor allem am großen Lazarett zuletzt?

Rascher: Das war sicherlich das größte Problem! Wir hatten am Ende elf Verletzte, darunter eigentlich schon neun Stammkräfte. Ich muss aber sagen, dass die Jungs aus der vermeintlich zweiten Garde sich gut entwickelt haben und ihre Aufgaben richtig gut erfüllen konnten. Die Erkenntnis, dass wir trotzdem konkurrenzfähig sind, ist eine positive, die wir aus der Saison mitnehmen können.

Der SV Unterreichenbach ging ersatzgeschwächt durch die letzten Wochen, konnte sich trotz ansprechender Leistungen (wie hier beim TSV Buch) nur selten mit Punkten belohnen.

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Nur die Ergebnisse haben es noch nicht entsprechend hergeben...

Rascher: Ja, das stimmt und das ist noch ein kleiner Knackpunkt, dass wir uns nicht für die Leistungen belohnen konnten. Wenn ich da speziell an das 1:2 in Buch, beim damaligen Tabellenführer, denke. Da hätten wir sicher einen Punkt verdient gehabt. Aber am Ende haben wir 45 Punkte geholt, sind Zehnter geworden - alles gut! Wir wissen, wo wir herkommen!

Aber Nervosität kam in den letzten Wochen trotz ausbleibender Ergebnisse nicht mehr auf?

Rascher: Nein, überhaupt nicht! Uns war schon klar, dass die Punktzahl reichen sollte, wie sich dann auch herausgestellt hat. Aber freilich hätte man es gerne früher auch rechnerisch entschieden. Wenn es ernst gewesen wäre, hätte man vielleicht den ein oder anderen auch noch spielfähig bekommen, so war es aber besser, dass die Jungs sich auskurieren können.

Also ist das große Ziel in der Sommerpause, dass sich das Lazarett lichtet? Oder lässt sich das gar vorerst wieder komplett auflösen?

Rascher: Absolut! Die Spieler sind ja willig, dass sie bald wieder dabei sein können. Bei Christian Rauchfuß gibt es mit dem Meniskus noch Probleme, bei David Bub mit der Leiste. Stefan Brechtelsbauer sollte nach seinem Kreuzbandriss so weit sein, dass er bald wieder einsteigen kann. Also insgesamt bin ich da zuversichtlich, dass wir mit nahezu dem kompletten Kader in die Vorbereitung gehen können.

Wie würdest du insgesamt die zweite Saison des SV Unterreichenbach in der Landesliga bewerten?

Rascher: Wir hatten Höhen und Tiefen, aber man muss dabei bedenken, dass wir eben keinen Cent zahlen. Und dann kann man den Spielern auch nicht vorschreiben, wann sie in den Urlaub fahren dürfen. Am Anfang hatten wir schon unserer Probleme, haben uns dann aber recht gut gefangen. Hinten raus haben wir tabellarisch eingebüßt, auch aufgrund der vielen Ausfälle. Man darf da aber auch nicht vergessen, dass wir in der Rückrunde der Vorsaison davon verschont geblieben sind, sonst hätten wir damals sicher nicht den direkten Klassenerhalt geschafft. Also insgesamt war die Saison völlig in Ordnung für uns!

Bevor ihr hinten raus eingebüßt habt, gab es noch einen 1:0-Sieg gegen den späteren Meister aus Münchberg. Zeigt das, wozu die Mannschaft an guten Tagen in der Lage ist?

Rascher: Man merkt, dass sich die Truppe auf alle Fälle weiterentwickelt hat. Gegen Münchberg haben die Jungs das sehr gut gemacht, dann kam noch hinzu, dass der Gegner in ein, zwei Momenten Chancen ausgelassen hat, die sie sonst verwerten. Wir haben da über 90 Minuten unsere Tugenden auf den Platz gebracht und sind auch taktisch gewachsen. Dann kann man an einem guten Tag jeden schlagen in der Liga.

"Wir wissen, wo wir herkommen", sagt SVU-Coach Matthias Rascher und sieht die Landesliga als großes Privileg, das man sich weiter erhalten möchte.

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Das Selbstbild des "kleinen gallischen Dorfs" wird von manchem Gegner schon infrage gestellt. Gibt es mittlerweile ein anderes Anspruchsdenken?

Rascher: Für den Rahmen, den wir haben, machen wir es gut. Wir müssen nicht unter die ersten Sechs kommen. Wir wollen weiter Punkte sammeln, uns verbessern und die Landesliga ist für den Verein und uns allen eine Herkulesaufgabe. Beispielsweise haben wir beim Rückspiel in Stadeln mit acht Mann gespielt, die vor sechs Jahren noch in der A-Klasse gekickt haben. Das macht uns stolz, weil das Unterreichenbacher Jungs sind, die diesen Weg gegangen sind. Und die Entwicklung ist auch noch nicht zu Ende. Ich kann nur wiederholen: Wir wissen, wo wir herkommen! Das sieht man auch wieder an unseren Transfers.

Die da wären?

Rascher: Fünf Spieler kommen aus unserer eigenen U19-Junioren hinzu: Torwart Mattias Kucera, Maximilian Oed, der auf der Sechser-Position spielen kann, Leon Thoma hat ja schon fünf Tore für uns in der Landesliga erzielt und ist ebenso offensiv ausgerichtet, wie Stipe Juric und Iven Held, der sogar noch ein Jahr in der U19 spielen dürfte. Ich traue allen zu, dass sie sich für den Kader und Spielzeiten empfehlen. Mir persönlich ist das Alter egal, für mich zählt die Leistung. Aber klar ist auch für die gesamte Entwicklung, dass es für uns umso wichtiger wäre, wenn es mit dem Aufstieg unserer 2. Mannschaft in die Kreisklasse klappt. Aber das sieht als Tabellenführer ja aktuell auch gut aus.

Was hat sich sonst noch auf dem Transfermarkt getan?

Rascher: Wir bekommen vier externe Spieler hinzu. Simon Schallmayer ist ein junger, sehr gut ausgebildeter Mittelfeldspieler, der von der JFG Wendelstein zu uns kommt. Marvin Jeltsch hat beim SV Raitersaich zuletzt zwar im Sturm gespielt, ist aber eigentlich ein Innenverteidiger und ein feiner Kerl, der richtig Bock auf die Chance in der Landesliga hat. Nico Schlund ist Kapitän bei der SG Sachsen/Windsbach, ein großgewachsener Innenverteidiger, der schon einen sehr guten Eindruck gemacht hat. Und zu guter Letzt kommt mit Philipp Ludwig auch ein etwas erfahrenerer Spieler über den TSV Spalt zu uns, der früher bei der TSG 08 Roth höherklassig gespielt hat und es noch einmal wissen will.

Marvin Jeltsch wechselt vom SV Raitersaich nach Unterreichenbach.

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Gibt es Abgänge?

Rascher: Aktuell gibt es voraussichtlich einen Abgang: Kaner Özkuk wird wohl zum SC Feucht wechseln. Ich hoffe, wir können mit einem großen Kader in die Saison gehen. Dass man jeden Mann braucht, haben wir ja gesehen. Und man sollte auch bedenken, dass gerade die U19-Spieler ihr erstes Jahr bei den Herren brauchen werden. Umso wichtiger ist auch der Unterbau bei uns.

Wie sieht der Sommerfahrplan aus?

Rascher: Am 15. Juni starten wir, haben drei Tage später mit dem Test gegen die DJK Ammerthal schon das erste Spiel gegen einen Bayernligisten. Später spielen wir auch noch gegen den ATSV Erlangen. Ansonsten testen wir gegen den 1. FC Schwand, die DJK-SV Berg und den TSV Meckenhausen. Und am 19. Juli ist ja schon das Eröffnungsspiel, voraussichtlich beim SC Großschwarzenlohe, was natürlich gleich ein Highlight wäre, wenn es so kommt!

Wie lautet euer Saisonziel in der wohl wieder stark mittelfränkisch-geprägten Liga?

Rascher: Wir wollen so schnell wie möglich die 40 Punkte holen, die Klasse halten und attraktiven Fußball spielen. Man darf gespannt sein, wie die Liga ausschaut, ob es Veränderungen in der Einteilung geben wird, aber ich gehe davon aus, dass man zu den meisten Spielen keinen Bus bräuchte. Das erinnert an die gute alte BOL-Zeit, darauf freuen wir uns!

Wen hast du auf dem Favoritenzettel für die kommende Saison?

Rascher: Großschwarzenlohe will sicher angreifen, Jahn Forchheim sollte man nie vergessen, auch unseren Nachbarn nicht. Interessant wird sicher auch, wie es in Bruck mit den Veränderungen laufen wird.

Zumeist ein Heimspiel: Der SV Unterreichenbach wird auch auswärts von einer großen Fanschar begleitet.

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Du bist im Herbst 2022 zu den Urus gekommen, als der Verein seine wohl größte Krise in der jahrelangen Erfolgsstory zu bewältigen hatte. Für dich persönlich war die Chance aber ein Glücksfall, oder?

Rascher: Das kann man schon so sagen! Es macht auf alle Fälle einen Riesenspaß, hier zu arbeiten. Der gesamte Verein entwickelt sich weiter, arbeitet fleißig. Wir haben super Jungs, ein super Umfeld!

Das hört sich nicht nach einem baldigen Abschied an...

Rascher: Die Bayern haben ja noch nicht angerufen! (lacht) Im Ernst: Ich hatte für mich als Trainer immer einen Plan von drei Jahren, das war aber auf einem anderen Niveau. Hier wachsen die Strukturen stetig und es gibt neue Impulse durch die Mannschaft, die sich auch verändert hat. Insofern ist da das Ende jetzt nicht unmittelbar in Sicht.