David Greve im Interview: "Die Rückrunde wird meine Abschiedstournee" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 07.02.2024 um 06:00 Uhr
David Greve im Interview: "Die Rückrunde wird meine Abschiedstournee"
INTERVIEW Stolze 20 Jahre ist David Greve inzwischen als Fußballspieler im Herrenbereich für seine SG(V) Nürnberg-Fürth 1883 aktiv und hat dabei sowohl reichlich Höhen als auch Tiefen erlebt. Im fussballn.de-Interview der Woche schaut der bald 38-Jährige auf seine bewegte Laufbahn zurück, gibt dabei Einblicke in sein Innenleben und richtet seinen Blick auch auf anstehende Veränderungen zum Saisonende.
Von Michael Watzinger
David Greve (in blau) gibt bei seiner SGV Nürnberg-Fürth 1883 auch mit 37 Jahren noch den Takt vor.
fussballn.de
Hallo David, vor kurzem wurdest du seitens deiner SGV Nürnberg-Fürth 1883 für 20 Jahre im Herrenbereich ausgezeichnet - eine stolze Leistung! Was macht den Verein für dich so besonders?

David Greve (37):
Einfach alles! Nach all den Jahren ist der Sportplatz für mich sozusagen zu einem zweiten Wohnzimmer geworden: Ich bin in diesem Verein groß geworden, habe dort einige Jugendstationen durchlaufen und meine gesamte Zeit im Herrenbereich hier verbracht. Dabei habe ich viele besondere Menschen kennengelernt, die im Laufe der Jahre nicht nur Freunde, sondern letztlich Familie geworden sind. Die SGV ist ein Ort, an dem viele Probleme verblassen und ich runterkommen kann. Ich fühle mich hier einfach unheimlich wohl und genieße den tollen Zusammenhalt.

Dein komplettes Fußballer-Leben hast du aber nicht bei der SGV 1883 verbracht, oder?

Greve:
Nein. Ich habe meine ersten Schritte beim Tuspo Nürnberg gemacht, wo ich ab der F-Jugend als damals Sechsjähriger am Ball war. Dort habe ich auch Manfred Wild und Klaus Walthier kennengelernt und unter ihnen gespielt - später waren die beiden nach meinem Wechsel zur SGV auch zeitweise dort dann meine Trainer. Ich habe mich beim Tuspo sehr wohl gefühlt, hatte dort all meine Freunde, doch dann ist meine Familie nach Gaismannshof umgezogen. Anfangs bin ich noch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln quer durch die Stadt zum Tuspo gefahren, aber mit der Zeit hatte ich in der neuen Schule ebenfalls Freunde gefunden und die haben mich dann überzeugt, zur SG Nürnberg-Fürth 1883 zu kommen. Durch die Fusion mit dem ESV West war das neue Gelände absolut beeindruckend und die Mannschaft, in der ich spielte, war super! Im Sommer steht nun mein 25-jähriges Vereinsjubiläum an.

David Greve (2.v.l.) wurde von Abteilungsleiter Stefan Johannsen (l.) ebenso zu 20 Jahre im Herrenbereich der SGV Nürnberg-Fürth 1883 beglückwünscht wie Volkan Hür (2.v.r.) und Sven Misof (r.).
SGV Nürnberg-Fürth 1883

Seitdem hat es dich nie mehr von der SGV 1883 weggezogen. Im Laufe der Jahre warst du vielmehr für alle drei Herrenteams im Einsatz, hast von der Bezirksoberliga bis zur A-Klasse hinunter überall gespielt. Nimm uns ein wenig mit auf deine persönliche Reise: Wie kam es dazu?

Greve:
Ich habe schon mit 17 Jahren unter Michael Bischoff in der Bezirksoberliga debütieren dürfen und wir haben stellenweise an das Tor zur Landesliga geklopft. Im Laufe der Jahre bin ich aber dann im eigentlich besten Fußballer-Alter immer wieder von teils größeren Verletzungen zurückgeworfen worden, weshalb ich kürzertreten musste und zwischenzeitlich auch komplett für ein dreiviertel Jahr die Schuhe an den Nagel gehängt habe. Ich hatte eigentlich schon mit dem Fußballspielen abgeschlossen, weil ich es leid war, immer wieder neue Rückschläge erfahren zu müssen, nachdem ich mich zuvor mühsam wieder herangekämpft hatte... Am 30. Geburtstag von meinem Freund Volkan Hür haben wir dann in der Pilsbar Millionär gefeiert und die Jungs haben mich dann bearbeitet und meinten, dass ich wieder anfangen soll. Ich habe dann letztlich auf einem Bierdeckel unterschrieben und auch wenn die Jungs das zu diesem Zeitpunkt sicher für einen Scherz gehalten hatten, stand ich zum Trainingsauftakt am 1. August auf dem Trainingsplatz. (lacht) Wir haben dann als Freunde mit Merl-Bau erst als Privatmannschaft gespielt und sind dann aber in den normalen Spielbetrieb in die A-Klasse gewechselt, weil oftmals die Gegner nicht gegen uns antreten wollten. Das waren tolle Jahre, auf die ich total gerne zurückblicke!

Von der der SGV Nürnberg-Fürth 1883 III Merl-Bau hast du dann während der Spielzeit 2021/22 doch noch einmal den Sprung in die Kreisliga gewagt...

Greve:
Ganz ehrlich: Das war eigentlich absolut nicht so geplant! Bei Merl-Bau haben wir einfach als Freunde zusammen gekickt - und das sollte auch so bleiben. Nach der Übernahme von Uwe Neunsinger hat bei der Kreisliga-Truppe aber ein Sechser gefehlt und ein paar Jungs haben auf mich hingewiesen... So habe ich dort vorgespielt und Uwe meinte im Anschluss an ein Testspiel gegen den ATSV Erlangen II zu mir, dass ich nirgends hingehen soll und die Mannschaft mich brauchen kann. Ein paar meiner Jungs aus der Dritten waren davon zwar anfangs nicht allzu begeistert und das verstehe ich auch, ich war aber von der sportlichen Herausforderung angestachelt, wollte auch gerne mit Uwe zusammenarbeiten, den ich sehr schätzen gelernt habe, und hatte auch das Gefühl, dass ich nach all den verlorenen Jahren mit der 1. Mannschaft noch nicht fertig war. Nach der Saison, in der wir nur knapp in der Relegation zur Bezirksliga gescheitert waren, hat dann auch Uwes Nachfolger Mario Fisciano viel unternommen und viele Gespräche geführt, damit ich weiter im Team bleibe und mir durch die Kapitänsbinde noch einmal meine Wichtigkeit unterstrichen - da konnte ich nicht nein sagen!

Bei der SGV Nürnberg-Fürth 1883 III Merl-Bau startete David Greve (in blau) sein Comeback, das ihn schließlich zurück in die 1. Mannschaft führen sollte.
fussballn.de / Strauch

Was waren in all den Jahren deine persönlichen Highlights?

Greve:
Puh, das ist eine richtig schwierige Frage, denn da gibt es eine ganze Menge besonderer Momente! Mein Debüt als 17-Jähriger in der Bezirksoberliga werde ich nie vergessen: Vor 500 bis 600 Zuschauer in Seligenporten zu spielen und es ging noch um den Aufstieg...Das war schon wirklich ganz besonders! Wir haben im Pokal mal die Fürther Amateure rausgekegelt - und uns dann in der nächsten Runde gegen die Amateure des 1. FC Nürnberg 16 Stück gefangen. Das waren auch tolle Spiele, weil dort einige Gegenspieler auch später den Sprung zu den Profis schafften. Aus der jüngeren Vergangenheit erinnere ich mich vor allem an die vergangene Saison, als wir lange Zeit im Abstiegskampf steckten und dann bei der bereits abgestiegenen DJK Eibach angetreten sind. Wir waren zwar klar besser, lagen aber durch zwei Sonntagsschüsse jeweils in Rückstand und bei einer Niederlage hätte es sehr schlecht für uns ausgesehen. Doch wir haben super Moral gezeigt, konnten zweimal ausgleichen und haben in der Nachspielzeit durch ein Tor eines Jugendspielers das Spiel noch komplett gedreht. Die damit verbundenen Emotionen werden mir wohl auch für immer in Erinnerung bleiben!

Gab es in all der Zeit jemals Gedankenspiele für einen Vereinswechsel?

Greve:
Nein, eigentlich nie! Zu BOL-Zeiten hatte es zwar lose Anfragen aus der Landesliga gegeben, aber es war immer mein Ziel, diesen Schritt mit meiner Mannschaft zu packen. Wir haben so oft eine aussichtsreiche Hinrunde gespielt und am Ende hat es dann nicht ganz gereicht. Wir hatten wirklich eine tolle Truppe beisammen und ich war einfach auch sehr verwurzelt, das wollte ich nicht aufgeben, "nur" um dann eine Liga höher spielen zu können.

Mit 37 Jahren bist du inzwischen, wie man so schön sagt, im fortgeschrittenen Fußballer-Alter. Macht man sich da Gedanken über das Ende seiner Laufbahn?

Greve:
Natürlich macht man sich Gedanken: Als ich mein erstes Spiel bei den Herren absolviert hatte, war der eine oder andere meiner aktuellen Mitspieler noch nicht auf der Welt. (schmunzelt) Ich werde am Sonntag 38 Jahre alt und habe für mich beschlossen, dass für mich im Sommer in der Kreisliga-Truppe Schluss sein wird! Die Regenerationszeit dauert inzwischen deutlich länger, ich bin Trainer der Jugendmannschaft meines Sohnes und im Sommer kommen einige vielversprechende Juniorenspieler in den Herrenbereich hoch und ich möchte meinen Platz frei machen. Ich denke, es ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um kürzerzutreten. Natürlich werde ich weiterhin am Ball sein, mal sehen, ob bei den Alten Herren oder doch in der A-Klassen-Mannschaft, dafür liebe ich das Ganze einfach viel zu sehr. Aber im Laufe der Hinrunde ist der Entschluss aufzuhören immer weiter gereift und jetzt habe ich in der Rückrunde mit den Jungs meine Abschiedstournee und freue mich darauf, alles noch einmal richtig zu genießen!

Die Rückrunde wird für David Greve (in blau) zur persönlichen Abschiedstournee: Der bald 38-Jährige SGV-Kapitän wird seine Laufbahn in der 1. Mannschaft im kommenden Sommer beenden.
fussballn.de

Genießt du das Fußballspielen im zunehmenden Alter noch einmal mehr?

Greve:
Ich persönlich empfinde es auf jeden Fall so! Gerade nach meinen vielen Verletzungen verspüre ich einfach eine große Freude, Teil des Kabinenlebens zu sein! Das werde ich auch sicher mehr vermissen als das Kicken an sich: Die Kameradschaft, das Miteinander, die Späße! Ich bin einfach glücklich, dass es für mich seit meiner Rückkehr so gut geklappt hat. Unter Uwe Neunsinger zum Beispiel haben wir gegen Ende der Saison zehn Spiele nicht verloren, jeder Matchplan ging auf - das war Genuss pur! Auch jetzt genieße ich die Zeit mit den Jungs total: Der Umgang hält einen auch ein Stück weit jung und man geht manches sicher auch etwas entspannter an und macht sich vielleicht selbst nicht mehr den ganz großen Druck. Ich nehme die Dinge auf jeden Fall deutlich bewusster wahr.

Inzwischen bist du, wie bereits erwähnt, Kapitän und Führungsspieler. Wie interpretierst du diese Rolle?

Greve:
Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als die jüngsten Spieler die Tore und Bälle wegtragen mussten und solche Dinge. Von den Alten wurde immer viel Respekt eingefordert. Heute ist das ja alles viel lockerer und deutlich mehr auf Augenhöhe. Ich verstehe mich mit allen Jungs super und sorge dafür, dass sich jeder wohl und als Teil des Teams fühlt. Es geht ja auch um den gemeinsamen Spaß, denn auch der schweißt zusammen. Auf dem Feld gehe ich mit Einsatz vorne weg - die Jungs sollen wissen, dass sie sich auf mich verlassen können.

Sportlich ist deine SGV Nürnberg-Fürth 1883 klar im Aufwind, ihr überwintert auf Platz 4 der Kreisliga Nürnberg. Wie siehst du die jüngste Entwicklung?

Greve:
Im ersten Jahr unter Mario (Fisciano, Anm. d. Red.) sind wir unglücklich gestartet und hatten trotz guter Individualisten wie Ismail Yüce einfach auch in entscheidenden Phasen nicht das nötige Quäntchen Glück. Nach zehn Spielen hatten wir nur fünf Punkte auf dem Konto und dann kommt man nicht so schnell wieder von unten heraus. Deshalb mussten wir lange um den Klassenerhalt bangen. In dieser Spielzeit haben einige junge Spieler Schritte nach vorne gemacht. Auch Rückkehrer wie Valentin Lorenz oder Konsti Hofbauer tun der Gruppe gut. Insgesamt treten wir deutlich reifer auf, spielen viel geduldiger und nehmen manchmal ganz bewusst offensiv einen Gang raus, um wieder mehr Spielkontrolle zu bekommen. Es ist eine deutliche Entwicklung zu spüren und so schaffen wir es immer besser, die vielen 50/50-Spiele für uns zu entscheiden. Die Truppe hat einen großen Zusammenhalt und wir bleiben auch nach den Trainingseinheiten oder Spielen gerne noch beisammen, schauen Bundesliga oder verbringen Zeit gemeinsam. All das trägt zu einer positiven Entwicklung bei!

Seiner SGV Nürnberg-Fürth 1883 attestiert Kapitän David Greve (r.) eine zuletzt absolut positive Entwicklung.
C. Anastasiadis

Das Ende deiner Laufbahn schon vor Augen: Gibt es noch sportliche Ziele und Träume?

Greve:
Persönlich wäre es schon schön, wenn mir im Laufe der Rückrunde vielleicht doch noch mein erstes Saisontor gelingen würde. (lacht) Außerdem wünsche ich mir eine möglichst erfolgreiche Restsaison und eine verletzungsfreie Abschiedstour. Mein großer Traum von einem Aufstieg mit meiner SGV wird ja wahrscheinlich ein Traum bleiben. Mein Sohnemann spielt aber ja im Nachwuchs des Vereins - wer weiß, vielleicht kann er den Traum seines Vaters ja eines Tages mal Wirklichkeit werden lassen. (schmunzelt)

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Leser-Kommentare

Steckbrief D. Greve

David Greve
Alter
38
Nation
Deutschland


Saisonbilanz D. Greve

 
23/24
24
1
0
0
R
0
0
22/23
30
1
0
1
R
0
0
21/22
12
0
1
0
R
1
0
21/22
10
0
0
1
R
1
0
19/21
16
3
0
0
R
1
0
18/19
23
3
0
0
R
1
0
13/14
3
0
0
1
0
0
0
12/13
21
4
1
10
6
1
0
11/12
1
1
0
0
1
0
0
09/10
7
0
0
4
1
0
0
08/09
27
1
0
5
5
2
0
07/08
25
0
0
4
8
1
0
Gesamt
199
14
2
26
21
8
0

Karriere in Zahlen D. Greve

Spiele
200
Spiele gewonnen
85
Spiele unentschieden
44
Spiele verloren
71
Tore gesamt
14
Vereine
2
Aufstiege
0
Abstiege
1

Aktuelle Tabellenplatzierung

Pl.
 
Team
Sp
Tore
Pkt

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