Das sagt der Doc: Sport und Arthrose - Umgang mit Verschleißzeichen - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 19.12.2023 um 06:00 Uhr
Das sagt der Doc: Sport und Arthrose - Umgang mit Verschleißzeichen
Sport ist gesund - jedenfalls, solange unser Körper gesund ist. Wie aber ist es bei Vorerkrankungen? Wenn der Orthopäde nach einer Röntgenuntersuchung oder einem MRT das Gesicht verzieht und mitteilt, er sähe schon „Verschleißzeichen“ – also eine Arthrose – im Gelenk? Diese Kolumne soll die Fragen ein wenig erhellen, ob Fußball zur Arthrose führt, und ob man mit einer Arthrose überhaupt noch Fußball spielen sollte.
Von Prof. Dr. med. Roland Biber (Chefarzt der Unfallchirurgie der DR. ERLER KLINIKEN in Nürnberg)
fussballn.de / Schlirf
Leider gibt es viele individuelle Faktoren, und auch ein Gelenkverschleiß kann ganz unterschiedliche Ursachen haben und unterschiedlich ausgeprägt sein. Im Einzelfall muss daher fast immer ein Arzt konsultiert werden.

Ein Gelenkverschleiß ist insbesondere an Hüfte und Knie recht häufig. Die Entwicklung ist oft schicksalshaft, jedoch sind auch zahlreiche Risikofaktoren bekannt, wie etwa Übergewicht, Formveränderungen der Gelenke (z.B. O-Bein, X-Bein) oder Folgen von Knochenbrüchen und Bänderrissen. Ob zwischen sportlicher Belastung und Gelenkverschleiß ein Zusammenhang besteht, ist aber umstritten. Manche Studien mit Hochleistungssportlern zeigen erhöhte Arthrose-Raten, andere nicht. Insbesondere die Wurf- und Sprungdisziplinen der Leichtathletik, die Kampfsportarten und bedauerlicherweise auch die Ballsportarten scheinen aber bei professioneller Ausübung eine Arthrose-Entstehung zu begünstigen.

Aufwärm- und Dehnübungen haben eine besondere Bedeutung

Trotzdem sind sich die Sportwissenschaftler weitgehend einig, dass selbst bei Arthrose eine regelmäßige und maßvolle sportliche Betätigung sinnvoll ist. Erklärt wird dies damit, dass unser Gelenkknorpel eine Wechseldruckbelastung braucht, da diese für die Aufnahme von Nährstoffen aus der Gelenkflüssigkeit nötig ist. Diese braucht der Knorpel zum Überleben, da er anders als andere Gewebe nicht durchblutet ist und daher aus dem Blut keine Nährstoffe bekommt. Man konnte überdies nachweisen, dass sich bei Ruhigstellung eines Gelenkes mit der Zeit Fettdepots auf den Gleitflächen des Knorpels bilden. Durchaus interessant, wo man ohne Bewegung überall Fett ansetzt…

Manche Menschen mit Arthrose leiden speziell unter einem Anlauf- und Belastungsschmerz. Diese Beschwerden bessern sich meist unter sportlicher Betätigung. Anders bei Menschen, bei denen ein Bewegungs- oder gar Ruheschmerz im Vordergrund steht – hier kommt es eher noch zur Verschlechterung. In jedem Fall haben Aufwärm- und Dehnübungen sowie Kraft- und Ausdauertraining bei Sportlern mit Gelenkschäden eine besondere Bedeutung. Die Muskulatur wird dabei so trainiert, dass sie das betroffene Gelenk zusätzlich stabilisieren kann.

Wie helfen Medikamente?

Eine bei Arthrose vielfach verwendete Medikamentengruppe wird als NSAR („nicht-steroidale Antirheumatika“) bezeichnet. Dazu gehören Vertreter wie Ibuprofen oder Diclofenac, die in bestimmten Dosierungen rezeptfrei erhältlich sind. Diese entzündungshemmenden Medikamente sind prinzipiell gut geeignet, Linderung bei einem gereizten Gelenk zu schaffen. Wir dürfen aber nicht vergessen, dass ein Gelenkverschleiß durch diese Mittel nicht geheilt wird. Auch werden die Nebenwirkungen bei häufigem oder gar dauerhaftem Gebrauch unterschätzt; dies können neben Magen und Darm (Geschwüre) etwa auch die Nieren- und die Herzfunktion beeinträchtigen. Es ist daher keine gute Idee, solche Medikamente regelmäßig zur Unterdrückung von Schmerzen einzusetzen, um so an Training und Spiel teilnehmen zu können.

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Über den Autor

Prof. Dr. med. Roland Biber
Ärztlicher Direktor DR. ERLER KLINIKEN
Apl. Prof. für Orthopädie und Unfallchirurgie der PMU Salzburg
Chefarzt Klinik für Unfallchirurgie
Facharzt für Chirurgie
Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie
Schwerpunktbezeichnung Unfallchirurgie
Zusatzbezeichnung Spezielle Unfallchirurgie, Sozialmedizin, Sportmedizin, Notfallmedizin
Zusatzbezeichnung Klinische Akut- und Notfallmedizin

Telefon:
0911/ 27 28–202
E-Mail: unfallchirurgie@erler-klinik.de

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