Ende einer Ära - mit viel Wehmut: Das letzte Heimspiel am Wasserturmstadion - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 13.11.2023 um 12:00 Uhr
Ende einer Ära - mit viel Wehmut: Das letzte Heimspiel am Wasserturmstadion
MAGAZIN Am Samstag wird in Forchheim, sollte das Wetter mitspielen, Geschichte geschrieben. Denn letztmals wird der Jahn an seiner Heimspielstätte am Wasserturm spielen. Im kommenden Jahr finden die Heimspiele dann am neuen Gelände im Forchheimer Norden statt. Einige langjährige Augenzeugen erinnern sich mit ein bisschen Wehmut an die lange Historie im Forchheimer Stadtzentrum.
Von Sebastian Baumann / Jahn Forchheim

In den goldenen Zeiten des Amateurfußballs pilgerten die Fans zu Tausenden nach Forchheim, um höherklassigen Fußball zu erleben. Die Zuschauerzahlen nach den Wirren des Zweiten Weltkriegs und vor allem in den 50er-Jahren waren enorm. 3.500 Zuschauer bei einem Punktspiel, beispielsweise in der 2. Amateurliga, waren damals keine Seltenheit. Auch in den 70er und 80er Jahren kamen im Durchschnitt 1.400 zahlende Zuschauer zu den Heimspielen an den Jahnplatz. Schon damals waren Günter Friedrich und Joe Böh als jugendliche Fans bei Heimspielen mit dabei. „Die Jahn-Jugend hat die Spiele damals entweder vom Wasserturm aus oder hinter dem Tor, auf gelb-blaue Bierkästen des Brauhauses Forchheim mit jeder Menge Fahnen, Hupen und Konfetti verfolgt.“, erinnert er sich gerne zurück. Bis heute ist Günter treuer Fan und Mitglied im Jahr 1994 offiziell gegründeten Jahn-Fanclub „Wasserturm“. Der Wasserturm direkt am Jahnplatz ist dabei Namensgeber der Gruppe. Egal ob bei Heimspielen oder Auswärts ist die 12 Meter lange Zaunfahne gehisst.

Charakteristisch für das Jahn-Gelände war der historische Gebäudebestand.
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Viele bekannte Spieler

Die Edelfans Martin Dolp und Heinrich Merx, der selbst 87-jährig immer noch die
Heim- und Auswärtsspiele der SpVgg Jahn besucht, haben viele namhafte Spieler auf diesem altehrwürdigen Stück Forchheimer Erde spielen sehen. Otto Brenzke (bis 1948 beim Jahn, dann SpVgg Fürth, ab 1950 mit Max Morlock beim 1. FC Nürnberg), Adolf Pohl (SpVgg Fürth), Leo Patrikowski (Rot-Weiß Oberhausen), Walter Hohnhausen (Borussia Dortmund), Gerhard Rohatsch (VfR Dürstadt und Hessen Kassel), Nandl Wenhauer, Jasch Majkowski und Uli Pechtold (alle 1. FC Nürnberg), sowie Martin Meichelbeck (VfL Bochum) und nicht zuletzt der ehemalige Spieler und Jahntrainer Christian Springer (1. FC Köln, FC St. Pauli) nannten das Stadion an der Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße ihr Zuhause.

Schule, Hausaufgaben, Jahn

Vor allem in den 50er und 60er Jahren war das Interesse besonders groß am Amateurfußball. „Ende der 50er und in den 60er Jahren hieß es Schule, Hausaufgabe und dann ab zum Jahn „Klopfen“ bis es finster wurde. Es ist schon Wehmut dabei, nachdem jetzt nach vielen Jahren der Umzug auf das alte VfB-Gelände ansteht. Ich wünsche unserem Jahn, dass das neue Gelände gut angenommen wird. Die Voraussetzungen sind auf alle Fälle geschaffen“, erinnert sich auch Kuner Böhm, der von Kindesbeinen an Jahnler war und bei jedem Heimspiel zusammen mit den AH-Kollegen für die Getränkeversorgung zuständig ist.

Danach ließ die Anziehung nicht nur beim Jahn, sondern auch beim kompletten Amateurfußball nach. Vierstellige Zuschauerzahlen waren selten und wurden letztmals im vergangenen Jahr erreicht, als der SV Buckenhofen nach dem Landesligaaufstieg erstmals nach langer Zeit wieder in einem Punktspiel in Forchheim gastierte. 1250 Zuschauer wollten sich das Highlight nicht entgehen lassen. „Der Jahn besitzt nach wie vor eine große Strahlkraft. Derbys wie gegen Buckenhofen sind für beide Vereine ein absoluter Mehrwert und etwas Besonderes.“, sieht Vorstand und Spieler Philipp Nagengast trotz heutzutage vieler anderer Sportangebote den Stellenwert Fußball weiterhin aber als sehr groß an.

Blick auf das neue Gelände des Jahn aus der Vogelperspektive.
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“Wir sind der Jahn” - auf einem Gelände

Trotz einer Portion Wehmut, die mit der Tradition und vor allem vieler schöner Momente und Emotionen der vergangenen Jahre für das Jahn Gelände im Stadtzentrum verbunden sind, schafft der Umzug in den Forchheimer Norden neue Chancen für die Zukunft der SpVgg Jahn Forchheim. Vorstand Johannes Widmann freut sich auf das neue Kapitel: „Als Erstes freue ich mich für unsere Fußballer und Tennisspieler, dass wir nach jahrelangem Improvisieren auf den alten Anlagen es geschafft haben auf dem neuen Gelände exzellente Sportanlagen mit großartigen Platzbedingungen für unsere Mitglieder geschaffen haben. Der kommende Neubau bietet zukünftig wieder die Rahmenbedingungen, damit es nach dem Sport warme und saubere Umkleiden gibt. Wenn es uns noch gelingt im Altbau eine Gastro zu installieren, haben wir endlich wieder eine gemeinsame Basis für alle Abteilungen. Und das ist auch das, was ich mir vom neuen Gelände erhoffe, um unseren Verein wieder mehr zusammenzubringen und wir unseren Slogan „Wir sind der Jahn“ auch leben und umsetzen können.“ Acht Tennisplätze mit einem Ganzjahresbelag stehen zur Verfügung.

Ideale Bedingungen

Bereits seit Juli sind die Außenanlagen am neuen Gelände fertig, drei Rasenplätze und ein modernes LED-Flutlicht verbessern die Bedingungen der Landesligakicker und ihres Unterbaus deutlich. Seit August trainierten die Mannschaften schon am neuen Gelände, die Heimspiele fanden freilich noch am alten Standort statt. Timo Noppenberger, Kapitän der Landesligamannschaft, lobt die verbesserten Bedingungen: „Wir haben auch im Herbst eine Top-Rasenqualität. In den zurückliegenden Jahren war gerade der B-Platz als einziger Flutlichtplatz großer Belastung ausgesetzt und im Spätherbst in keinem guten Zustand.“ Aber nicht nur die Fußballer können sich freuen. Auch die anderen Abteilungen des Mehrspartenvereins sind jetzt endlich an einem Standort vereint.

Wegen der guten Bedingungen, gleich ums Eck ist die Berufsschulturnhalle, erhofft sich der Jahn auch steigende Mitgliederzahlen. “Nach den Sommerferien gab es im September den Startschuss für die Jugendteams des Jahn. Der DFB-Stützpunkt startete ebenso im September am neuen Gelände. Jeweils montags, einmal pro Woche, findet die Talentförderung schon im Forchheimer Norden statt. Die Auszeichnung „20 Jahre Talentförderung in Forchheim“ konnte schon an der neuen Anlage entgegengenommen werden.”, berichtet Uwe Schüttinger. Natürlich erhofft sich der Finanzvorstand einen weiteren Ausbau des Jugendbereichs, der mittlerweile bis zur U15 wieder besetzt ist. Irgendwann sollen dann auch wieder eigene Jugendspieler zu den Herren aufrücken.

Der neue A-Platz der SpVgg Jahn Forchheim.
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Neubau bietet mehr Platz

Am Gelände wird weiter gebaut werden, denn neben dem alten VfB-Heim soll ein weiteres Funktionsgebäude entstehen, in dem die Fußballer und Tennisspieler ihre Heimat finden werden. Trotz des schönen neuen Geländes schwingt schon eine gewaltige Portion Wehmut für alteingesessene Jahnler mit, wenn Sie an den alten Standort denken. „Aus der Stadt werde ich in Erinnerung behalten, dass ich schon als Junge die Heimspiele zusammen mit meinem Bruder in Nähe des Wasserturms verfolgt habe. Stark in Erinnerung die Visite des FC Bayern im Jahr 1996 mit über 5.000 Zuschauern. Auch die Tennisanlage an der Käsröthe wird in schöner Erinnerung einen Platz finden. Tolle Spiele, Trainingseinheiten und gemeinsame Abende. Mit dem Umzug in den Forchheimer Norden, die einzig richtige Option für unseren Jahn, erhoffe ich mir, dass alle Abteilungen eine neue Heimat finden und das Vereinsleben wieder richtig gelebt werden kann.“ , ergänzt Vorstand Max Streit.

Mit einem letzten Heimspiel soll diese Tradition noch einmal gebührend gefeiert werden, sofern das Spiel aufgrund der starken Regenfälle überhaupt stattfinden kann. In der Rückrunde werden dann alle Heimspiel am neuen Gelände stattfinden und als erste Gast wird der ASV Weisendorf erstmals seine Visitenkarte in einem Punktspiel gegen den Jahn abgeben.

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Leser-Kommentare

Das ist der Jahn

Aus dem im Jahre 1904 gegründeten TV Jahn Forchheim und der im Jahre 1924 entstandenen Sportvereinigung Forchheim ging im Jahre 1947 die SpVgg Jahn Forchheim durch die Fusion beider Vereine hervor. Diese Fusion hält bis heute! Von den damaligen Abteilungen Fußball, Faustball, Schwimmen, Leichtathletik, Gymnastik, Turnen, Boxen, Wandern, Feldhandball, Tennis, Spielmannszug, Feldhockey, Tischtennis, Volleyball, Badminton und Basketball gibt es heutzutage nicht mehr alle. Wenn auch der Fußballsport immer mehr dominierte, bekannte sich die SpVgg Jahn e.V. schon immer - auch heute noch - zum Breitensport und zur Jugendarbeit.

Noch heute betreibt der Jahn die Abteilungen Badminton, Fußball, Gymnastik, Aerobic, Kinderturnen, Volleyball, Tennis und Tischtennis. Der anstehende Umzug auf das neue Gelände im Forchheimer Norden ist gleichzeitig auch ein Abschied der Jahn Kulturhalle. Der Feuerwehrball, Lumpenball, Metzgersball, Musikauftritte, Weinfeste, Abschlussbälle der Forchheimer Schulen und Open- Air-Festivals u. a. mit Sting, Peter Maffay und David Garrett sind nur einige Beispiele der vielen Festlichkeiten in und um der Jahn-Halle.


Daten SpVgg Jahn Forchheim

SpVgg Jahn Forchheim
Gründung: 1904
Mitglieder: 1100
Farben: Blau-Weiß-Schwarz
Abteilungen: Fußball, Tennis, Badminton, Tischtennis, Basketball, Volleyball, Turnen, Kinderturnen

Bilanz Jahn Forchheim

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Landesliga Mitte (bis 2012)
 
1974/75
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Landesliga Mitte (bis 2012)
 
1971/72
0. 
Landesliga Mitte (bis 2012)
 
1938/39
7. 
Bezirksklasse Bayerische Ostmark-West
 

Sportstätte Wasserturmstraße

Jahn-Stadion
Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße 1
91301 Forchheim
In Forchheim auf die Äußere Nürnberger Straße. Links abbiegen auf die Friedrich-Ludwig-Jahn-Straße. Wieder links zum Jahn-Stadion.

Sportstätte im Stadtnorden

Örtelberg-Arena
Kaiser-Heinrich-Straße 42
91301 Forchheim
In Forchheim auf der Bamberger Straße stadtauswärts. Am Ortsende rechts in die Fritz-Hoffmann-Straße. Bei der Polizei links abbiegen in die Kaiser-Heinrich-Straße und immer geradeaus.


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