Andreas Kienast im Interview: Der Klassenerhalt wäre ein herausragendes Ergebnis - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 18.10.2023 um 07:00 Uhr
Andreas Kienast im Interview: Der Klassenerhalt wäre ein herausragendes Ergebnis
INTERVIEW Andreas Kienast hat schon den einen oder anderen Auf- und Abstieg erlebt. Seit seinem Wechsel im Sommer 2019 ist er beim STV Deutenbach nicht mehr wegzudenken und mittlerweile Kapitän der 2. Mannschaft. Im fussballn.de-Interview der Woche spricht der 28-Jährige über seine bisherige Laufbahn, die aktuelle Lage beim STV und blickt auf die laufende Spielzeit in der Kreisklasse 3.
Von Lukas Petschner
Vergangene Saison erkämpfte sich der STV Deutenbach II um seinen Spielführer Andreas Kienast (in grau) die Meisterschaft in der A-Klasse 7 und durfte ausgiebig den Aufstieg in die Kreisklasse bejubeln.
Florian Schwarm
Der STV Deutenbach II erlebt bisher eine schwierige Saison in der Kreisklasse 3. Als Aufsteiger bekommt man es in der ausgeglichenen Liga unter anderem mit gleich vier Kreisliga-Absteigern und zwei Mitaufsteigern zu tun. Spielfrei in die Saison gestartet holte das Team von Coach Christian Geißelbrecht direkt im ersten Spiel den ersten Punkt, es folgten allerdings zwei Niederlagen bis dann im vierten Auftritt der erste Dreier eingefahren werden konnte (3:1 gegen Azzurri Südwest). Zuletzt ging man als Außenseiter und Tabellenschlusslicht ins Duell mit dem bis dahin noch ungeschlagenen Spitzenreiter TSV Roßtal und sorgte mit dem 2:1-Heimerfolg für eine echte Überraschung. Wir haben mit dem Kapitän der Mannschaft, Andreas Kienast, gesprochen.

Hallo Andi, ihr habt zwar zuletzt den Tabellenführer geschlagen, steckt momentan aber noch im Tabellenkeller. Wie schätzt du die aktuelle sportliche Situation deiner Mannschaft ein?

Andreas Kienast (28): Wir hatten durch die Urlaubszeit und Verletzungen eine nicht ganz optimale Vorbereitung und zum Teil nur sieben bis zehn Spieler im Training. Dies bekamen wir in den ersten Spielen zu spüren, da die Fitness noch nicht so da war und wir unser neues System nicht richtig einstudieren konnten. Das holen wir gerade aber von Woche zu Woche spürbar auf. Wir sehen auf jeden Fall, wenn nicht jeder mit 100 Prozent dabei ist und seine optimale Leistung abruft, dass wir dadurch Punkte verlieren. Das muss noch in den einen oder anderen Kopf. Insgesamt sehe ich es so, dass schon in der vergangenen Aufstiegssaison kaum einer mit uns gerechnet hatte und in diesem Jahr in der Kreisklasse schon gleich gar nicht. Für uns und vor allem die jungen Spieler ist es daher ein Vorteil, dass wir als Underdog in die Spiele gehen können und so der Druck etwas weggenommen wird. Mittlerweile sind wir in der Liga angekommen und konnten bisher in allen Spielen - mindestens eine Halbzeit lang - spielerisch und kämpferisch mithalten. Wir sehen aber auch noch Verbesserungsbedarf in Sachen Physis, Spielverständnis und Effizienz im Abschluss. Daran werden wir in den nächsten Wochen und im Winter arbeiten.

Die Liga präsentiert sich bisher als recht ausgeglichen. Was ist da für euch drin und welches Ziel habt ihr euch vor der Saison gesteckt?

Kienast: Unser Ziel war vor der Saison natürlich, den nächsten Schritt zu machen, die jungen Spieler weiter heranführen und uns als Mannschaft zu verbessern, aber auch an der Herausforderung "Kreisklasse" zu wachsen. Das Ziel ist und bleibt bis zum Ende der Spielzeit der Klassenerhalt, was für uns als 2. Mannschaft natürlich ein herausragendes Ergebnis wäre!

Die umjubelte Meisterschaft in der A-Klasse 7 in der vergangenen Saison gehört ohne Zweifel zu den größten Highlights von Andreas Kienast.
fussballn.de / Petschner

Seit deinem Wechsel zum STV im Sommer 2019 hattest du Einsätze in 1. und 2. Mannschaft, bist mittlerweile Kapitän der "Zweiten" und warst zwischenzeitlich sogar mal Abteilungsleiter. Wie würdest du die Zeit beschreiben und was waren deine (persönlichen) High- oder Lowlights?

Kienast: Als Highlight sehe ich als allererstes natürlich den Aufstieg in der vergangenen Saison mit der 2. Mannschaft. Außerdem würde ich es gleichzeitig als High- und als Lowlight bezeichnen, dass mich der damalige Trainer der 1. Mannschaft Gerhard Faul mit in die Relegationsspiele gegen Veitsbronn genommen und mir nach der Einwechslung im Hinspiel dann im Rückspiel das Vertrauen geschenkt hat und ich in der Startelf stand. Vor gefühlt 300 Leuten zu Hause bei strömendem Regen Relegation zu spielen ist schon sehr besonders - auch wenn jeder den Ausgang der Relegation mitbekommen hat. Generell hat es mir immer sehr viel Spaß gemacht mit unseren starken Spielern aus der Bezirksligamannschaft zu trainieren und zu spielen. Meine persönlichen Lowlights waren außerdem schwerere Verletzungen in den letzten Jahren, wie ein Jochbeinbruch oder der Bruch meines Radiusköpfchens im Ellbogen.

Wie kam es dann vor der Saison 2021/2022 dazu, dass du den Abteilungsleiter in Deutenbach gemacht hast?

Kienast: Der damalige Abteilungsleiter Daniel Bergmann legte sein Amt nieder. Christian Adam und ich wurden vom Vorstand gefragt und waren anscheinend die zwei einzigen, die nicht nein sagen konnten (lacht). Es war aber von Anfang an so geplant, dass wir das nur interimsweise machen. Christian hielt es ein bisschen länger aus, wegen einer beruflichen Veränderung ging das bei mir aber nur zwei Monate. An dieser Stelle aber auch ganz großen Respekt und vielen Dank an unsere derzeitigen Abteilungsleiter Daniel Nikolac und Konrad Janousch - ich weiß wie viel Zeit und Arbeit in dieser Aufgabe steckt!

Vor deinem Wechsel warst du lange beim TSV Altenberg, hast dort auch Ab- und Aufstiege erlebt. Was bedeutet der Verein noch für dich und wie kam es damals zum Wechsel?

Kienast: Wir hatten doch bei den Herren zum Teil durchaus turbulente, aber auch sehr schöne Jahre. Eine Zeit, an die ich mich gerne zurückerinnere, mit vielen tollen Spielen, Derbys und dem damaligen direkten Wiederaufstieg in die Kreisklasse in der Relegation, in der es bis ins Elfmeterschießen ging. Der TSV ist mein Jugendverein, in dem ich insgesamt - mit Unterbrechung in der Jugend -16 Jahre gespielt habe. Dort habe ich das Fußballspielen gelernt, kenne noch viele Aktive und mittlerweile Inaktive und habe immer noch ein gutes Verhältnis, trotz der sportliche Rivalität (zwinkert). Zum Wechsel kam es damals, da sich die Mannschaft nach dem Wiederaufstieg und drei soliden Kreisklassen-Saisons ein wenig im Umbruch befand. Nach den vielen Jahren im Verein kam bei mir und auch bei einigen Mitspielern der Gedanke auf, dass mir persönlich eine Luftveränderung gut tun würde. Dass es dann Deutenbach wurde, liegt daran, dass ich bereits einige Jungs aus der 2. Mannschaft kannte und ehemalige Weggefährten wie Julian Ernst nur Gutes zu erzählen hatten. Arno Zeilmann bekam damals Wind davon und nahm mich in der 1. Mannschaft auf.

Nach 16 Jahren im blauen Trikot des TSV Altenberg wechselte Andreas Kienast (links) im Sommer 2019 zum Lokalrivalen STV Deutenbach, hat aber das gute Verhältnis zu vielen ehemaligen Mitspielern nicht verloren.
fussballn.de / Gitzing

Deinen bisher einzigen Kreisliga-Einsatz in der laufenden Spielzeit hattest du dann ausgerechnet gegen deinen Ex-Verein, der im Sommer aufgestiegen ist. War das ein besonderer Tag für dich?

Kienast: Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mich riesig darauf gefreut habe. Es waren viele Zuschauer da, das Spiel war kampfbetont und Olli (Trainer Oliver Stelzer, Anm. d. Red.) wechselte mich dann für die letzten knapp 20 Minuten auch ein. Für einen Dreier oder einen Punkt hätte ich aber auch gerne auf den Einsatz verzichtet (lacht).

Gibt es aus deiner bisherigen Laufbahn - vielleicht auch aus dem Jugendbereich - weitere besondere Ereignisse, die dir nachhaltig in Erinnerung geblieben sind?

Kienast:
Ich erinnere mich sehr gerne an die Spiele in der E-Jugend zurück, als wir unter anderem gegen den Club gespielt haben. Da durfte man immer auf Autogramme von Andi Köpke hoffen, da sein Sohn Pascal in unserem Jahrgang spielte - und die Fußballmamas hat das natürlich auch gefreut (lacht). In der D-Jugend durfte ich in der Halle auch mal gegen Timo Werner und den VfB Stuttgart spielen, der damals schon ein guter Kicker war und uns beim 0:3 alle drei Tore eingeschenkt hatte. In der B-Jugend beim SV 73 Süd waren wir für zwei Fußballturniere in Lloret de Mar... viel Fußball gespielt wurde da aber nicht (lacht).

Blicken wir zurück in die Gegenwart und den STV Deutenbach. Ihr habt viele junge Spieler und seit dieser Saison sogar eine 3. Mannschaft, die als SG mit Großweismannsdorf/Regelsbach in der B-Klasse antritt. Wie siehst du die Entwicklung der letzten Jahre im Verein?

Kienast:
Natürlich war der sportliche Abstieg der 1. Mannschaft im Sommer 2022 extrem bitter, aber vielleicht auch notwendig, um ein gewisses Umdenken im Verein anzustoßen. Die Entwicklung finde ich generell aber sehr positiv, auch wenn die Infrastruktur am Weihersberg für den vielen Zuwachs im Jugend- und Erwachsenenbereich noch geschaffen werden muss. Die Anmeldung der Dritten war aus meiner Sicht ein richtiger Schritt, um einige Leute wieder zu reaktivieren und mehr Spieler zu Spielzeit kommen zu lassen, die in Kreisklasse und Kreisliga vielleicht nicht so zum Zug kommen würden. Diese Spieler können sich in der B-Klasse beweisen und Erfahrung sammeln. Durch die Spielgemeinschaft und die gute Zusammenarbeit mit dem SV Großweismannsdorf/Regelsbach haben wir dort außerdem auch noch einen zusätzlichen Trainingsplatz dazu bekommen.

Was ist da in Zukunft noch alles möglich?

Kienast:
Wir müssen es hinbekommen, über eine gute 2. und 3. Mannschaft die Spieler aus der Jugend aufzubauen und das nicht nur fußballerisch, sondern vor allem auch persönlich. Aktuell trainieren einige gute A-Jugendliche bei uns mit und es wird interessant zu beobachten sein, wie sie sich weiterentwickeln. Wir müssen aber insgesamt auf dem Boden bleiben, mit Geld oder überragenden Bedingungen können wir leider nicht punkten, allerdings mit Zusammenhalt und Menschlichkeit. Wenn wir das rüberbringen und umsetzen, dann steht es zukünftig gut um den STV.

In der Kreisklasse fühlt sich Deutenbach II um Spielführer Kienast (in weiß, rechts) mittlerweile wohl und angekommen, auch wenn man eine schwierige Saison erwartet und als Ziel den Klassenerhalt fest im Blick hat.
fussballn.de / Strauch

Hast du manchmal Gedanken, noch einmal selbst etwas Neues zu wagen und woanders eine Herausforderung zu suchen?

Kienast:
Nein, absolut nicht! Aber wer weiß schon, was die Zukunft bringt.

Hast du vielleicht schon Ideen, wie es nach deiner aktiven Laufbahn weitergehen soll? Bleibst du dem Fußball als Trainer oder Funktionär erhalten?

Kienast:
Ich hatte im vergangenen Sommer bereits das Vergnügen, unsere F-, bzw. E-Jugend zu trainieren, was mir super viel Spaß gemacht hat. Zeitlich ist es dafür momentan allerdings leider zu knapp, für die Zukunft ist so eine Aufgabe aber durchaus eine Option. So lange mich meine Beine noch tragen, ich der Mannschaft und unseren jungen Spielern noch helfen kann, will ich aber noch bei den Herren meine Knochen hinhalten.

Kommen wir zurück zur laufenden Spielzeit. Euch steht eine schwierige Englische Woche bevor, in der ihr sowohl in Cadolzburg als auch bei Frankonia auf Kreisliga-Absteiger trefft. Was nehmt ihr euch für diese Partien vor?

Kienast: Wir hatten uns vor der Partie gegen Roßtal bereits ausgemalt, dass in den drei Spielen gegen die Absteiger vier Punkte absolut in Ordnung, sechs Punkte sehr stark und neun natürlich überragend wären. Wir wollen das Maximum herausholen, wissen aber auch um die Stärke der Gegner. Ich erwarte wieder viel Kampf und hoffe natürlich jeweils auf das bessere Ende für uns!

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Steckbrief A. Kienast

Andreas Kienast
Spitzname
Kieni / Andi
Alter
29
Geburtsort
Nürnberg
Wohnort
Stein
Nation
Deutschland
Größe
174 cm
Gewicht
83 kg
Beruf
techn. Angestellter
Hobbies
neues Entdecken, Fußball
Starker Fuß
Linksfuß
Lieb.-Position
Innenverteidiger
Erfolge
Aufstieg in die BOL (C-Jugend SG Nürnberg),
Aufstieg in die Kreisklasse (TSV Altenberg, 2016),
Aufstieg in die Kreisklasse (STV Deutenbach II, 2023)


Spielerstationen Andi Kienast


12. Spieltag Kreisklasse 3


Tabelle Kreisklasse 3

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
1
11
27:14
28
2
10
29:8
27
4
10
23:19
17
5
9
18:13
16
6
11
29:18
14
7
10
20:28
14
11
10
12:21
10
12
10
23:27
9
13
10
17:31
9
14
10
11:20
9
Bei punktgleichen Teams: Sondertabelle der Punktgleichen

Bilanz STV Deutenbach II

Spiele
28
Siege gesamt
12
Heim-Siege
8
Auswärts-Siege
4
Unentschieden
2
Niederlagen gesamt
14
Heim-Niederlagen
5
Auswärts-Niederlagen
9
:0
Zu-Null-Spiele
3
0:
Spiele ohne eigenen Treffer
6

Teams STV Deutenbach

Erwachsene
Ü32
Erwachsene, weiblich
Liste enthält nur Herren-, Frauen-, U19-, U17- und U15-Mannschaften.

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