Der Fußball hatte bei den Marschalls schon immer eine große
Bedeutung. Neben Meike und ihrer Schwester Dana spielte auch Cousine Linda über
sehr viele Jahre mit ihr in einer Mannschaft. Es war aber vor allem der erst
kürzlich verstorbene Vater Dieter Marschall, der mit seinem Bruder Roland damals den Grundstein für den
Damenfußball in dem kleinen Ort Dingolshausen gelegt hatte, wo das Mädchen-Trio zuletzt
gemeinsam gespielt hatte. „Mein Papa war immer ein großer Förderer des
Damenfußballs - und vor allem ein großer Förderer von mir“, so Meike Marschall.
Angefangen hatte sie bei den Jungs als der klassische „Libera“, bevor sie dann
bei den Mädels zum größten Teil als Zehner gespielt hatte. Zuletzt war ihre
Position auf der sechs.
Unvergessen das Treffen mit Weltfußballerin
Birgit Prinz
Wenn sie an ihre Anfänge im Jahr 1991 zurückdenkt, bleiben viele tolle
Erinnerungen hängen wie Meisterschaften, Aufstiege, Pokalsiege, legendäre Feste
- aber vor allem der unglaublich große Zusammenhalt und bis heute noch
anhaltende Freundschaften. Unvergessen war für sie das Aufeinandertreffen mit
Weltfußballerin Birgit Prinz bei einem Turnier in Iphofen.
„Wahnsinn, was diese Frau für den deutschen Frauenfußball geleistet hat“, macht
sie die Bedeutung der früheren Weltklassestürmerin deutlich. Und natürlich
faszinierten Spiele wie gegen den heutigen Bundesligisten 1. FC Nürnberg. Auch
wenn das damalige Freundschaft-Spiel mit 3:6 aus Sicht der Dingolshäuserinnen
verloren ging, so etwas war schon ein Höhepunkt in der Karriere, macht Meike Marschall
- selbst Torschützin - deutlich.
Körper zunehmend mit Verschleißerscheinungen
Von größeren Verletzungen blieb sie in ihrer aktiven Zeit von 1991 bis 2023
glücklicherweise verschont. Sie hatte allerdings in den letzten Jahren öfters
mit Bänderverletzungen zu kämpfen, was sie immer wieder zurückwarf. „Mein Papa
sagte immer: 'Meike, spiele so lange Fußball, wie es dein Körper mitmacht'. Und
jetzt ist leider der Zeitpunkt gekommen, wo mein Körper einen Schlussstrich
zieht, und ich leider die Entscheidung treffen musste, aufzuhören“. Die sympathische
Vorstandsassistentin war jahrelang Dreh- und Angelpunkt im Spiel der
Dingolshäuser Damenfußballerinnen. Mit ihrer Erfahrung gab sie jüngeren
Spielerinnen Tipps auf dem Spielfeld, führte sie, leitete sie. Aber sie stellte
sich auch als Trainerin auf Zeit zur Verfügung, so wie 2017 bis 2019 beim FV Dingolshausen. Jungen Spielerinnen sagt sie immer: „Fußball ist ein
Mannschaftssport und lebt von dem Miteinander. Deshalb fleißig zum Training
gehen und dort sein Bestes geben! Denn nur wenn du im Training an deine Grenzen
gehst, kannst du im Spiel besser werden und somit dich und vor allem deine
Mannschaft nach vorne bringen.“.
Prägende Zeit beim ETSV Würzburg
Trainer Gernot Haubental ist Meike Marschall besonders positiv in Erinnerung
geblieben ist. „Er war mein damaliger Coach beim ETSV Würzburg. Kein
Training war bei ihm wie das andere. Er hat uns mit vielen verschiedenen
Sportarten bekannt gemacht und hat diese in die Trainingseinheiten
miteinfließen lassen wie z. B. Hiphop tanzen, Walking, Yoga, Pilates, Fechten
und vieles mehr.“ Und sogar das Thema Essen gehörte dazu, denn auch
Ernährungsberatung war ein Teil seines Plans.
Ein bisschen in der Welt herum kam das 'Feierbiest' natürlich auch: „Ich hatte
über mehrere Jahre beim TSV Uengershausen und später dann beim ETSV Würzburg in
der Bayernliga gespielt“, denkt sie gerne an höherklassige Spiele zurück. „Es
war eine unfassbar zeitintensive, aber vor allem eine sehr lehrreiche Zeit für
mich, die ich in meiner Fußballerkarriere nicht missen möchte“, stellt sie
fest. Zum einen war es die Erfahrung, Bayernliga zu spielen - mit allem was
dazu gehört wie professionelle Trainingseinheiten, Spielanalyse oder lange
Busfahrten zu den Spielen wie nach Landshut, Kaufbeuren, München oder Augsburg.
„Und zum anderen die Kontakte, die ich hier knüpfen durfte.“ Diese hätten sie bis
heute sehr weit nach vorne gebracht. „All diese Erfahrungswerte konnte ich
später als Trainerin an meine Spielerinnen weitergeben und sie daran teilhaben
lassen.“
Eltern haben den Weg zur Karriere geebnet
Auf die Frage, wer sie besonders unterstützt hat, wird der Familienmensch
Marschall deutlich: „Ganz klar meine Eltern, sie standen bei fast allen Spielen
am Spielfeldrand und haben mich immer unterstützt. Sie hatten sich sogar
Fanshirts von mir anfertigen lassen und sind bis nach Augsburg nachgefahren, um
mir beim Fußballspielen zuzuschauen. Ich bin sehr dankbar, solche Eltern zu
haben, die mir das alles ermöglicht haben“. Und auch den FV Dingolshausen hebt
sie hierbei gerne hervor. Als damals die Mannschaft von Gerolzhofen nach Dingolshausen
gewechselt ist, war man dort sehr stolz, eine so erfolgreiche Mannschaft sein
Eigen zu nennen. „Auch wenn wir heute keine eigenständige Mannschaft mehr in
Dingolshausen haben: man fühlt sich dort immer herzlich willkommen.“
Und wie verbringt Meike Marschall von nun an die fußballfreien Wochenenden? Natürlich weiterhin mit viel Sport, wenn auch ohne Ball: Vor allem mit Joggen versucht sie den Ausgleich zum Beruf zu finden. Und vielleicht schaut sie ja auch das eine oder andere Mal bei den Mädels auf dem Fußballplatz vorbei ...