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Artikel veröffentlicht am 30.08.2023 um 07:00 Uhr

Tobias Meßenzehl im Interview: "Habe uns einen solchen Start zugetraut"

INTERVIEW Einen besseren Start in die Kreisliga-Saison hätte sich der TSV 1946 Altenberg nicht wünschen können: Mit zwei Siegen zum Auftakt grüßt der Aufsteiger von der Tabellenspitze! Trainer Tobias Meßenzehl ordnet im fussballn.de-Interview der Woche die Lage ein, blickt dabei auch auf den verletzungsbedingten Ausfall des letztjährigen Torschützenkönigs Tim Böhm und erklärt, was seinen Verein derzeit so stark macht.

Von Michael Watzinger

Tobias Meßenzehl feierte mit Aufsteiger TSV Altenberg bislang einen perfekten Saisonauftakt in der Kreisliga Nürnberg.

fussballn.de / Strauch

Hallo Tobias, vergangene Saison der Aufstieg in die Kreisliga Nürnberg, nun zum Start zwei Siege und die Tabellenführung. Wird in Altenberg derzeit mit einem Dauergrinsen durch die Gegend gelaufen?

Tobias Meßenzehl (43): Nein, nein, so weit ist es bislang absolut noch nicht! (schmunzelt) Wir können das alles schon realistisch einschätzen: Uns ist mit den zwei Siegen zum Auftakt sicherlich ein sehr guter Start gelungen, aber als Aufsteiger ist unser vorrangiges Ziel zunächst einmal ganz klar der Klassenerhalt. Alles andere wäre zum jetzigen Zeitpunkt auch einfach ein wenig vermessen! Insgesamt wollen wir aber schon eine möglichst gute Saison spielen und wir freuen uns natürlich auch ohne Frage über diese Momentaufnahme. Diese darf man dann schon auch ein Stück weit genießen beziehungsweise sich zumindest einmal ein wenig daran erfreuen!

War ein derartiger Start abzusehen oder kam er doch eher überraschend für dich?

Meßenzehl: Ich habe unserer Truppe durchaus einen solchen Start zugetraut, weil die Jungs es definitiv draufhaben! Andererseits ist die Kreisliga natürlich schon noch einmal ein anderes Brett und es ist nicht ganz klar gewesen, ob wir es auch eine Spielklasse höher von Beginn an alles so umsetzen können. Wir haben darüber hinaus mit einem Altersdurchschnitt von 24 Jahren eine recht junge Truppe mit viel Entwicklungspotential und es haben sogar noch ein paar Kandidaten urlaubsbedingt gefehlt, die durchaus Optionen für die Startelf darstellen. Insofern liegt die Antwort auf diese Frage wohl irgendwo in der Mitte.

Der TSV Altenberg hatte bislang in beiden Partien der Kreisliga-Saison Grund zum Jubeln und führt als Aufsteiger gleich mal das Feld an.

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Was macht den TSV Altenberg aktuell so stark?

Meßenzehl: Ich muss das etwas weiter fassen, denn unser toller Start betrifft ja letztlich nicht nur die 1. Mannschaft, sondern viel mehr alle drei Herrenteams sowie auch unsere U19-Junioren, die ich ja ebenfalls betreue. Es herrscht insgesamt eine sehr enge Zusammenarbeit, ein toller Austausch zwischen den Trainern und den Teams und das Vereins- und Zusammengehörigkeitsgefühl ist wirklich sehr stark ausgeprägt. Die Trainerteams sind sehr kommunikativ und sehen immer das große Ganze - und das merken auch die einzelnen Mannschaften. Es macht derzeit große Freude, ein Teil dieses ganzen Projektes zu sein!

Du selbst bist inzwischen in deiner dritten Saison in Altenberg. Welche Veränderungen hast du beim TSV in dieser Zeit wahrgenommen?

Meßenzehl: Insgesamt hat sich der Verein in dieser Zeit aus meiner Sicht sehr positiv entwickelt, vor allem auch was die Strukturen betrifft. Schon unter Stefan Gran als Abteilungsleiter gab es gute Fortschritte, inzwischen wurden die Aufgaben auf mehrere verschiedene Schultern verteilt. Es gibt nun viele helfende Hände und jeder steckt eine Menge Herzblut rein. Arbeit wird honoriert und genau wie zwischen den Trainerteams, herrscht auch hierbei ein wirklich gutes Miteinander - das zeichnet den TSV derzeit aus!

Apropos gute Zusammenarbeit: Du selbst bildest mit Niklas Penz zusammen das Trainer-Duo eurer Kreisliga-Vertretung. Warum funktioniert diese Kombination bislang so hervorragend?

Meßenzehl: Ich denke, weil wir beide unterschiedliche Stärken haben und jeder von uns sie zum Wohle der Mannschaft einsetzen kann. Bei mir ist das vor allem der taktische Bereich und die Trainingsarbeit an sich, Niklas hingegen ist unheimlich kommunikativ und im organisatorischen Bereich wahnsinnig stark. Wir ergänzen uns aus meiner Sicht unheimlich gut - und das merkt auch die Mannschaft. Ich war vorher gegenüber dem Modell Trainer-Duo immer etwas skeptisch gegenüber gestanden, aber bei uns beiden funktioniert es wirklich hervorragend und macht großen Spaß.

Niklas Penz ist beim TSV Altenberg der andere Part des erfolgreichen Trainer-Duos.

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Der Saisonstart ist mit den Siegen gegen Deutenbach und dem TB Johannis 88 also absolut gelungen. Wo siehst du derzeit die Stärken des Teams und wo siehst du Luft nach oben?

Meßenzehl: Wir spielen mit einer hohen Intensität und haben eine sehr gute Dynamik. Die Jungs zeigen großen Willen und haben einen starken Zug zum Tor. Grundsätzlich wollen wir offensiv und mutig auftreten, auch wenn es im Laufe der Kreisliga-Saison sicher auch gewisse Anpassungen brauchen wird. In taktischen Dingen sehe ich bei uns noch einiges an Potential: Man darf nicht vergessen, dass in Altenberg zwar inzwischen eine wirklich gute Jugendarbeit gemacht wird, es allerdings schon noch Nachholbedarf im technischen und taktischen Bereich gibt - da merkt man dann manchmal schon, dass unsere Junioren-Teams nicht in den höchsten Spielklassen zuhause sind, wo man einfach nochmal anders gefordert und gefördert wird. Dennoch macht der Verein derzeit in wirklich vielen Bereichen gute Entwicklungsschritte nach vorne!

Nach dem Aufstieg gab es im Kader der 1. Mannschaft mit fünf Neuzugängen und zwei Abgängen lediglich moderate Veränderungen im Kader zu verzeichnen. Was waren die Hintergründe für den relativ ruhigen Transfersommer?

Meßenzehl: Wir wussten letztlich schon recht früh, dass uns nur wenige Spieler verlassen würden und dementsprechend ging es für uns letztlich darum, den Kader punktuell zu ergänzen. Wir haben dabei letztlich zwei Faktoren im Auge behalten: Einerseits haben wir uns auf junge Spieler mit reichlich Entwicklungspotential konzentriert - wie zum Beispiel Torhüter Jakob Hubmann oder auch Benjamin Kröpfl, der in der Defensive gleich mehrere Positionen ausfüllen kann - und andererseits haben wir bei Spielern mit reichlich Qualität zugeschlagen, so wie bei Nils Böhm, oder schon im Winter bei Julian Ernst, die beide in Stadeln bereits einige höherklassige Erfahrungen sammeln konnten. Wir haben einen ausgeglichen und vielseitig besetzten jungen Kader, der sich im Laufe der Saison entwickeln soll und kann.

Nils Böhm (in blau) kam im Sommer vom FSV Stadeln und sorgte so für eine weitere Qualität im Kader des Aufsteigers.

fussballn.de / Strauch

Verzichten müsst ihr derweil auf den letztjährigen Top-Torjäger Tim Böhm, der verletzungsbedingt weiterhin einige Zeit nicht zur Verfügung stehen wird. Hattest du erwartet, dass ihr seinen Ausfall derart gut kompensieren könnt?

Meßenzehl: Ganz ehrlich: Der Ausfall von Tim hat bei uns im Lager zunächst schon für starke Kopfschmerzen gesorgt... Allerdings zeigte sich dann im Anschluss auch wieder, dass wir mehrere Jungs haben, die sich anschicken, diesen schmerzhaften Ausfall aufzufangen: Neuzugang Tarek Batalou hat, nachdem er den Liga-Start urlaubsbedingt verpasst hatte, am vergangenen Sonntag gleich nach seiner Einwechslung getroffen, Hannes Kramer spielte auf dem Flügel bislang wirklich sehr, sehr stark auf. David Jaschok macht seine Sache ebenfalls gut und Karim Seif-Eddine arbeitet unglaublich fürs Team und hat bereits in der Vorbereitung bewiesen, dass er treffen kann - da muss jetzt nur noch in der Liga der berühmte Knoten platzen. Obendrein dürfen wir Spielertrainer Niklas Penz nicht vergessen und auch Luca Köppl ist eine Option, auch wenn er jetzt erstmal bei der 2. Mannschaft dabei war. Wir haben also schon vier, fünf, sechs Mann, die für Gefahr sorgen und es gilt ein gutes Gleichgewicht zu finden und alle zufriedenzustellen. Es wird noch etwas dauern, bis Tim zurückkommt. Aber er ist ein mannschaftsdienlicher Typ, der nach wie vor eng beim Team dabei ist und der für Tore steht - er wird sich dann aus meiner Sicht wieder problemlos einreihen, wenn es dann so weit ist.

Auf die Angriffswucht von Torschützenkönig Tim Böhm (in blau) müssen die Altenberger noch weiter verzichten. Der Aufsteiger versucht den Ausfall durch mehrere Optionen zu kompensieren.

fussballn.de / Petschner

Werfen wir einen Blick auf die nächsten Gegner: Am Sonntag wartet der KSD Hajduk, ehe mit der Gutenstetten-Steinachgrund U23 und dem TSV Johannis 1883 zwei andere Aufsteiger warten. Wie siehst du diese Gegner?

Meßenzehl: Das ist wirklich schwer einzuschätzen, weil es für Hajduk das erste Saisonspiel sein wird. Für uns spricht da sicherlich, dass wir schon etwas eingespielter sind - andererseits werden sie sich auf ihrem Kunstrasen zunächst sicher etwas besser zurechtfinden. Auch die Stetten U23 hat bislang erst eine Partie absolviert, viele Schlüsse lassen sich aus der torlosen Punkteteilung gegen Buch II dabei ehrlicherweise noch nicht ziehen. Auf das Spiel gegen die Stetten U23 freue ich mich aber dennoch, weil es ebenfalls eine junge Mannschaft ist, die sicherlich Fußballspielen will - das wird schon interessant. Ganz allgemein gilt für uns, dass wir nicht einfach mitspielen, sondern in jedem Spiel die maximal möglichen Punkte holen wollen. Natürlich gehört da auch immer ein Gegner dazu... Und wenn der an dem Tag dann besser ist als wir, dann gratulieren wir und konzentrieren uns aufs nächste Spiel. Verstecken wollen wir uns aber auf keinen Fall, das passt auch einfach nicht zu uns.

Lass uns abschließend auch ein wenig träumen: Was sind deine Ziele mit deinem TSV Altenberg?

Meßenzehl: Auf diese Saison bezogen wäre es klasse, wenn wir eine solide Runde spielen, gut in der Kreisliga ankommen und souverän den Klassenerhalt einfahren würden. Wenn ich träumen darf, ginge es zukünftig auch darum, die Strukturen weiter zu verfestigen und das Potential der verschiedenen Kader auszubauen: Auf Sicht wäre es schon klasse, den Blick mit der 1. Mannschaft auch mal in Richtung Bezirk richten zu können - und die Zweite und Dritte in die Kreis- bzw. A-Klasse zu bringen. Insgesamt wird es einfach darum gehen, das absolut solide Fundament weiter zu stärken und gemeinsam den eingeschlagenen Weg konsequent weiterzugehen.