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Artikel veröffentlicht am 23.08.2023 um 07:00 Uhr

Taner Koc im Interview: Wir sind auch nicht Bayern München!

INTERVIEW Nach einem fabelhaften Start mit vier Siegen und 16:0-Toren blieb der ASV Zirndorf in zwei Spielen zuletzt sieglos und musste die Tabellenführung in der Bezirksliga Süd ausgerechnet am heimischen Kärwa-Wochenende abtreten. Im fussballn.de-Interview der Woche spricht Trainer Taner Koc über die ersten Monate als ASV-Coach und wohin der Weg führen soll.

Von Marco Galuska

Seit Saisonbeginn trainiert Taner Koc den ASV Zirndorf und erlebte dort zunächst einen Traumstart.

fussballn.de / Schlirf

Hallo Taner, die Zirndorfer Kärwa ist gestern zu Ende gegangen. Wie hast du sie erlebt?

Taner Koc (43): An diesem Wochenende ist ganz Zirndorf erwacht und es ist immer etwas Besonderes bei so einer Kulisse, neben so einem großen Zelt, vorspielen zu dürfen. Auch ein Dankeschön an den Gegner aus Hofstetten, der zahlreiche Zuschauer zum Spiel mitgebracht hat.

Blicken wir kurz zurück auf das Kärwaspiel vom Freitag. Wie hast du das Spiel gesehen?

Koc: Wir sind wieder richtig gut ins Spiel gekommen, hatten die Kontrolle, haben das umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Allerdings nicht über die gesamte Spielzeit. Wir machen kurz vor der Pause einige "unclevere" Fouls und haben den Gegner damit so richtig zum Leben erweckt. In der zweiten Halbzeit haben wir unser Spiel eingestellt, es lief dann so, wie es sich der Gegner vorgestellt hat. Wir haben dann noch weitere Fehler gemacht und wurden bestraft. Im Ergebnis steht so eine Niederlage, die wir uns eingehandelt haben, weil wir uns nicht mehr an den Matchplan gehalten haben. Ich will es nicht als Ausrede heranziehen, aber man darf nicht vergessen, dass es auch unser drittes Spiel in fünf Tagen war.

Wer hat wem im Griff? Im Kärwaspiel gegen Hofstetten musste der ASV Zirndorf nach einem verheißungsvollen Beginn die erste Saisonniederlage quittieren.

fussballn.de / Schlirf

Drei Tage vorher gab es das 0:0 gegen Berg im Nachholspiel. Im Erstversuch stand es beim Gewitterabbruch 2:0 gut eine Viertelstunde vor Schluss. Ärgert einen das nicht besonders?

Koc: Im Nachhinein kann man sagen, dass es zu spät angesetzt war, aber ich will da jetzt nicht klug daherreden. Wir nehmen das so hin. Ich persönlich hätte das Spiel nicht mehr gespielt, weil es kurz vor Schluss eigentlich schon entschieden war, aber vielleicht bin ich da einfach anders als andere. Wir hatten auch im Nachholspiel unsere Chancen, da waren wir nicht gierig genug, vielleicht auch in ein paar Szenen zu egoistisch. Das müssen wir uns selbst ankreiden und letztlich müssen wir mit dem 0:0 dann leben.

Jetzt wollen wir das Ganze nicht zu negativ klingen lassen. Schließlich standen sagenhafte 16:0-Tore und volle zwölf Punkte nach den ersten vier Spielen. Hattest du im Ansatz mit so einem Start gerechnet?

Koc: Man hat in der Vorbereitung schon gesehen, dass wir einen guten Start haben werden. Natürlich braucht man auch immer ein wenig Spielglück, das man sich erarbeiten muss. Die Vorbereitung war auf die Punktspiele ausgerichtet, das lief wirklich gut. Man darf aber nicht vergessen, dass wir eine recht junge Truppe haben, da tut man sich auch gegen tiefstehende Gegner schwer. Es ist ein Erfahrungsprozess!

Vor dem Start hattest du vom "schlafenden Riesen" in Zirndorf gesprochen. Wurde dieser schon ein wenig geweckt?

Koc: Die Jungs haben sich in kürzester Zeit einen Respekt erarbeitet. Martin Hermann hat hier 14 Jahre immer alles für den Verein gegeben, aber trotzdem gibt es noch einiges an Potenzial, wenn man sich in der Umgebung umschaut. Die Jugend hat eigentlich einen guten Zulauf, das ließe sich ausbauen, vielleicht noch mehr mit anderen Vereinen zusammen. Freilich gibt es auch Themen, wie den Kabinentrakt, der nicht mehr der neueste ist.

Wie fühlst du dich beim ASV Zirndorf aufgenommen?

Koc: Ich fühle mich sehr gut aufgenommen. Es ist gerade ein Wandel im Verein. Mir ist es wichtig, dass man bei mehreren Themen mithelfen kann, das kriegen die Spieler auch mit. Die Verbindung auch zu anderen Abteilungen läuft besser. Warum soll man nicht beispielsweise auch mal zu den Handballern im Verein gehen? Umgekehrt freuen wir uns doch auch, wenn erkannt wird, dass wir erfrischenden Fußball spielen und wieder mehr Leute den Weg zum Sportplatz finden.

Taner Koc hat viel Spaß an der Trainerarbeit beim ASV Zirndorf.

fussballn.de

Und auf welchem Stand siehst du deine Truppe?

Koc: Es gilt, dass wir daran arbeiten, dass wir diese Mentalität, die Haltung, die wir auf dem Platz zeigen wollen, über einen längeren Zeitraum abrufen. Die Spiele gegen Hofstetten oder auch Berg haben gezeigt, wo es noch fehlt. Das ist vor allem eine Arbeit im Kopf, dass man die Gier beibehält und Pläne einhält. Aber nochmal: Wir sind voll im Plan! Auch mit 18 Punkten müssten wir heute Abend nach Stopfenheim fahren!

Dann sprechen wir doch gleich einmal über den kommenden Gegner. Was erwartet euch da heute Abend?

Koc: Wir werden es wieder mit einer Mannschaft zu tun bekommen, die körperlich und mental für ihre Gemeinde ihre Seele und Herz auf dem Platz lässt! Das wird ein Hexenkessel.

Spielt die weite Anfahrt unter der Woche auch eine Rolle?

Koc: Wir spielen gerade einmal bis Mitte November, fahren jetzt aber unter der Woche eine Stunde nach Stopfenheim. Da fragt man sich schon, ob sowas sein muss. Ich kann es, ehrlich gesagt, nicht verstehen und finde es unverantwortlich, dass man solche Pläne macht!

Wie schätzt du eure Rolle in der Bezirksliga Süd ein?

Koc: Wir müssen uns darüber im Klaren sein, dass noch schwierige Momente und Spiele kommen werden. Es geht auch nicht immer nur mit Fußball, wenn das Ergebnis zählt, aber die Mentalität dazu ist da in der Truppe, da mache ich mir keine Sorgen. Wir müssen die Automatismen weiter verinnerlichen. Ich kann aber nicht sagen, wo wir stehen, denn in 15 Spielen bis zur Winterpause kann noch so viel passieren und so ein Team besteht ja aus einzelnen Personen, die ihre Herausforderungen mit sich bringen. Wir müssen schauen, dass wir das alles gut zusammenbringen - als Team! Es ist auch nicht eine Koc-Show, sondern wir sind ein Team! Freilich will ich Werte weitergeben auf dem Sportplatz und Spaß am Spiel und Trainingsbetrieb haben, wo wir dann stehen, werden wir im Winter sehen.

Schauen wir doch nur mal auf die nächsten Aufgaben: Nach Stopfenheim geht es gegen Uffenheim, Wendelstein, Herrieden und Lauterhofen. Ein knackiges Programm!

Koc: Die Tabelle ist derzeit sehr eng, da kann sich einiges schnell verändern. Ich will nicht tiefstapeln, aber wir sind auch nicht Bayern München! Die Jungs müssen das Gefüge und die Gemeinschaft weiter leben und Spaß am Fußball haben. Die Spieler haben das doch selbst in der Hand. Ich kann ihnen vielleicht Tipps geben und korrigieren, aber die Umsetzung liegt bei den Spielern.

Taner Koc bei seinem Hauptjob als Fußball Sales Manager: "Fußball ist mein Leben und es gibt nichts Schöneres, als über Fußball zu sprechen."

adidas

Welche Ratschläge würdest du aus deiner eigenen Karriere vermitteln wollen?

Koc: Es ist einerseits blöd, über sich selbst zu sprechen, andererseits ist es auch schwer zu sagen, denn es ist eine andere Generation! Aber klar, Werte bleiben! Ich hätte mich als Spieler sicher anders "verkaufen" müssen, dann wäre mehr möglich gewesen. Ich reflektiere mich, bin glücklich, dass ich so viele Menschen kennenlernen durfte, mit denen man sich austauscht und manchmal sind es auch nur kleine Details, die man weitergeben kann. Es kommt auch immer auf den Typen an. Meine Trainer früher mussten zum Beispiel nicht schauen, wo ich stehe. Ich coache schon aktiv, es kommt immer drauf an, ob man es annimmt und umsetzt. Es gibt einige Beispiele von Spielern, die sich entscheidend weiterentwickelt haben und den nächsten Schritt machen konnten, das freut mich besonders.

Wie sehen deine Ziele als Trainer aus?

Koc: Ich will wahrgenommen werden so wie ich bin! Mir gefällt die ehrliche Arbeit, sagen wir von Frank Schmidt in Heidenheim. Er versucht, das Maximum herauszuholen. Auch wir wollen das Maximum herausholen. Wenn wir am Ende einen Platz von ein bis sechs haben, können wir von einer tollen Saison sprechen.

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Steckbrief T. Koc

Taner Koc

Spitzname

Franken-Maradonna

Alter

Geburtsort

Nürnberg

Wohnort

Emskirchen

Familie

verheiratet, 2 Kinder

Nation

Deutschland

Beruf

Fußball Sales Manager bei adidas

Hobbies

Fußball, Familie, Lesen, Sport

Starker Fuß

Beidfüßig

Lieb.-Position

zentrales Mittelfeld ("10er")

Erfolge

Aufstieg mit dem Baiersdorfer SV in die BOL; Aufstieg mit dem SV Tennenlohe in die Bezirksliga; Aufstieg mit der DJK-SC Neuses in die Kreisliga; Mehrfacher Regionalligaspieler der SG Quelle Fürth; Klassenerhalt mit SG Nürnberg-Fürth 1883 und TSG 08 Roth

Stationen Jugend:
vorher SV 1873 Süd Nürnberg
E-D-Jugend 1. FC Nürnberg
C-B-Jugend SpVgg Fürth
A-Jugend VfR Heilbronn

Stationen Spieler:
1998-2002 SG Quelle Fürth
2002-2003 ASV Neumarkt
2003-2005 SG Quelle Fürth
2005-2006 TSV Crailsheim
2006-2007 ASV Vach
2007-12/2008 ATSV Erlangen
12/2008-2010 Baiersdorfer SV

Stationen (Spieler-)Trainer:
2010-09/2011 SV Tennenlohe
2012-2013 DJK-SC Neuses
2013 SG Quelle Fürth (B-Jugend)
2014 SG 1883 Nürnberg-Fürth
2015/2016 Dergahspor Nürnberg