Jörg Tauchmann im Interview: Abenteuer Kreisliga - mit Euphorie und Zuversicht! - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 02.08.2023 um 07:00 Uhr
Jörg Tauchmann im Interview: Abenteuer Kreisliga - mit Euphorie und Zuversicht!
INTERVIEW Jörg Tauchmann gelang gleich in seiner ersten Saison als Trainer des TB St. Johannis 88 Nürnberg über die Relegation der Aufstieg in die Kreisliga Nürnberg. Im fussballn.de-Interview der Woche blickt der 56-Jährige noch einmal auf die unheimlich packende Erfolgssaison zurück, klärt über den aktuellen Stand der Dinge auf und freut sich auf die neuen Herausforderungen im Nürnberger Kreisoberhaus.
Von Michael Watzinger
Jörg Tauchmann gelang gleich in seiner ersten Saison mit dem TB Johannis 88 der Aufstieg in die Kreisliga Nürnberg.
fussballn.de
Hallo Jörg, gleich in deiner ersten Spielzeit mit dem Turnerbund gelang über die Relegation der Aufstieg und damit nach fünf Jahren Abstinenz die Rückkehr in die Kreisliga Nürnberg. Wie blickst du auf die abgelaufene Erfolgssaison?

Jörg Tauchmann (56):
Wir hatten uns für die Saison schon einiges vorgenommen und sind dann gleich zum Start mit einer 0:6-Klatsche gegen eine starke Mannschaft des FSV Stadeln III ganz kalt erwischt worden. Danach sind unsere Spiele ausgefallen, sodass wir dann vor unserem Kärwa-Spiel daheim gegen den ASC Boxdorf - zu dem Zeitpunkt der Tabellenführer - gleich mal richtig unter Druck standen. Wir haben da aber 4:1 gewonnen und gemerkt, dass wir mithalten können. Das war schon ein wichtiger Moment für uns. Wir haben dann zu mehr Konstanz gefunden und zwischenzeitlich auch sieben Spiele am Stück gewonnen - ein Fingerzeig, in welche Richtung es gehen kann. Zwar haben wir kurz vor der Winterpause gegen Eyüp Sultan mit der 1:2-Niederlage nochmal einen Dämpfer erhalten. In der Winterpause haben wir uns dann aber nochmal zusammengesetzt und letztlich die richtigen Schlüsse gezogen: Ab der Vorbereitung haben wir dann ja kein Spiel mehr verloren, immer mehr Selbstvertrauen getankt und in einer extrem ausgeglichenen und engen Kreisklasse letztlich verdient hinter dem TSV Johannis 83 den zweiten Platz belegt.

In der Relegation reichte dann ein Sieg gegen den TSV Langenzenn zum Aufstieg. Wie seid ihr diese Herausforderung angegangen, nachdem der Turnerbund noch im Vorjahr in der Saisonverlängerung gescheitert war?

Tauchmann:
Da sind aus meiner Sicht einige Faktoren unterstützend zusammen gekommen: Im Vorjahr war die Relegation ein echter Marathon und der TBJ hätte drei Spiele für den Aufstieg siegreich gestalten müssen. Diesmal waren wir nun einen Sieg von der Kreisliga entfernt! Nach den Resultaten von Hajduk war dann auch klar, dass es gegen Langenzenn geht und auch das war aus meiner Sicht ein Vorteil für uns! Ich wohne seit nunmehr 18 Jahren im Ort, kannte den Verein und auch die Mannschaft zudem aus meiner Laubendorfer Zeit sehr genau und wir konnten uns sehr gut auf den Gegner einstellen. Außerdem hatten wir auch in der Partie selbst das nötige Quäntchen Glück, das du brauchst. So haben wir nach einer guten ersten Halbzeit verdient mit 2:0 geführt, ehe wir dann den Wiederbeginn etwas verschlafen haben. Langenzenn hatte da bei einem Pfostentreffer Pech, der das Spiel auch hätte kippen lassen können. Wir hätten zwar hinten heraus früher für die Entscheidung sorgen können, am Ende hatten wir aber doch allen Grund zur Freude und die Jungs haben den Aufstieg in der Folge auch ausgiebig gefeiert. (lacht)

Nach dem Sieg in der Relegation gegen den TSV Langenzenn musste bei den Jungs des TB St. Johannis 88 die Freude raus.
Wolfgang Cibura

Für dich gelang damit gleich in deiner Debüt-Saison in Schnepfenreuth der Aufstieg. War dieser Erfolg aus deiner Sicht bei deinem Amtsantritt abzusehen?

Tauchmann:
Wir haben schon kommuniziert, wieder eine ähnlich erfolgreiche Runde spielen zu wollen wie im Vorjahr. Ich habe vom Kurt Heininger auch eine absolut intakte Mannschaft übernommen, in der ich ordentlich Entwicklungspotential gesehen habe. Trotzdem hat man, über die Saison gesehen, natürlich auch immer mit vielen Unwägbarkeiten zu tun und die Liga war stark besetzt und in ihrer Leistungsdichte sehr eng beisammen - das erkennt man ja alleine schon an der Tatsache, dass wir als Zweiter am Ende wegen des gewonnen Vergleichs gegenüber Boxdorf in die Relegation einziehen konnten und auch nur einen Punkt vor dem Vierten, dem FSV Stadeln III, lagen. Letztlich hätte es jede dieser Mannschaften verdient gehabt!

Dennoch habt ihr euch am Ende durchgesetzt. Was waren aus deiner Sicht die entscheidenden Erfolgsfaktoren?

Tauchmann:
Ganz vorne weg zu nennen ist hier sicherlich der Teamgeist! Wir haben eine Truppe, die aus tollen Charakteren besteht und eine echte Einheit darstellt. Zudem konnten sich die Jungs unheimlich gut auf die Spiele fokussieren und waren immer dann voll da, als es nötig war! So konnten wir die Schlüsselspiele innerhalb der Saison erfolgreich gestalten, auch wenn die Trainingsbeteiligung an der einen oder anderen Stelle doch noch ausbaufähig war. (schmunzelt) Wir waren gut eingestellt und jeder hat sich in den Dienst der Mannschaft gestellt - auf diese Weise bot die gesamte Mannschaft eine wirklich starke Defensivarbeit und wir konnten die beste Abwehr der Liga stellen. Mit Adrian Elbracht hatten wir dabei auch einen herausragenden Keeper in unseren Reihen, der uns mit seinen Paraden auch den einen oder anderen Punkt gerettet hat.

Die stabile Defensive um Torhüter Adrian Elbracht (l.) und Patrick Stehle (in rot-schwarz) war einer der Erfolgsgaranten der Tauchmann-Truppe im Kampf um den Aufstieg.
fussballn.de

Du selbst hast ja bereits reichlich Erfahrungen als Trainer sammeln können. Was macht die Station TB Johannis 88 besonders?

Tauchmann: Eine Station steht und fällt auch immer mit den handelnden Personen und da habe ich mit Birgit Wagner, Peter Höfler, Heiner Dunst und Patrick Stehle wirklich unheimlich fleißige und engagierte Leute um mich herum. Die Mannschaft besteht aus richtig guten Typen, die einfach Bock auf Fußball haben und zusammenstehen und die wissen, was sie können und was nicht. Die Bedingungen und die Anlage sind wirklich sensationell und das Arbeiten macht einfach großen Spaß.

Inzwischen läuft die Vorbereitung auf die Kreisliga-Saison. Was hat sich im Sommer bei euch personell getan?


Tauchmann: Wahnsinnig viele Veränderungen haben sich während der Pause nicht bei uns ergeben, allerdings müssen wir zwei eminent wichtige Spieler ersetzten. Mit Timm Wagner hat uns ein wichtiger Offensivmann in Richtung Kalchreuth verlassen, Patrick Ried, ein wichtiger Defensivanker und Führungsspieler, hat einen Bandscheibenvorfall erlitten und fällt auf unbestimmte Zeit aus. Solche Jungs hinterlassen natürlich eine große Lücke und sind nicht so einfach zu ersetzten. Wir müssen schauen, dass nun andere in die großen Fußstapfen hineinwachsen und als Team versuchen das Ganze auszugleichen. Wir haben zwar auch ein paar Zugänge, da muss man aber sehen, wie sie sich in die Mannschaft einfinden.

Mit Timm Wagner (in blau) verließ ein echter Unterschiedsspieler den Turnerbund in Richtung Kalchreuth.
Wolfgang Cibura

Gerade im Spiel nach vorne hattet ihr durchaus Luft nach oben. Ist der Abgang von Topscorer Timm Wagner überhaupt zu kompensieren?

Tauchmann:
Timm war ganz sicher einer der Unterschiedsspieler bei uns im Kader, der mit einer Einzelaktion oder einem Freistoß für die absolut entscheidende Akzente sorgen konnte und durch seine Präsenz auch Räume für die Mitspieler geöffnet hat. Er kam frühzeitig auf mich zu und hat mich vom Kalchreuther Interesse unterrichtet. Natürlich ist es schade, wenn man aufsteigt und dann Leistungsträger den Verein verlassen. Wenn man so will: der Fluch der guten Tat. Ich erinnere mich da zum Beispiel an die SpVgg Greuther Fürth vor ein paar Jahren, als sie in die Bundesliga aufgestiegen ist, dann aber gleich fünf oder sechs Stammspieler an Konkurrenten verloren hat und so letztendlich personell schwächer besetzt war als zuvor. In Timms Fall kann ich den Spieler aber natürlich auch verstehen! Ich habe ihm auch gesagt, dass er es probieren soll und ich ihm dabei viel Erfolg wünsche. Wir müssen nun sehen, dass wir den Abgang als Team auffangen.

Siehst du euch dennoch gut für die Kreisliga gerüstet? Wie würdest das Nürnberger Kreisoberhaus einstufen?

Tauchmann:
Ich muss ehrlich zugeben, dass ich zuletzt nicht sonderlich viele Spiele der Kreisliga verfolgt habe. Für mich war daher der Knoblauchsland-Cup schon für einen erster Einblick gut, schließlich haben mit dem FC Bayern Kickers, dem TSV Buch II und auch dem TSV Johannis 83 drei andere Kreisligisten, wenn auch freilich nicht in Bestbesetzung, teilgenommen. Insgesamt wird es für uns darauf ankommen, die von mir vorhin bereits erwähnten Stärken, unsere Tugenden, auf den Platz zu bekommen. Qualitativ ist die Liga eng beisammen und schon eine große Herausforderung. Wenn man bedenkt, dass der KSD Hajduk letzte Saison mit 38 Punkten in die Relegation gehen musste... das ist dann schon brutal! Ich denke, dass auch die Aufsteiger allesamt eine gewisse Qualität mitbringen - die Kreisliga wird weiterhin dicht beisammen sein.

Beim Knoblauchsland-Cup 2023 konnte Jörg Tauchmann von einigen Kreisliga-Kontrahenten erste Eindrücke gewinnen.
fussballn.de / Strauch

Was sind deine Ziele für die kommende Spielzeit?


Tauchmann: Angesichts der beschriebenen Situation wird es für uns ganz klar um den Klassenerhalt gehen. Ich würde mich natürlich freuen, wenn wir dabei die erforderlichen Zähler so schnell wie möglich beisammen hätten. In einer so stark besetzten Kreisliga wäre eine erfolgreiche Saison für mich, wenn wir am Ende der Saison über dem berühmten Strich stehen würden. Sollte am Ende der Ligaverbleib aber über die Relegation gehen, wäre das zwar etwas, das ich für mein Nervenkostüm zwar nicht unbedingt bräuchte, in dem Fall würde aber der Zweck die Mittel heiligen. (lacht) Zudem wird es auch weiterhin darum gehen, junge Spieler in ihrer Entwicklung voranzubringen.

Bei eurer Vorbereitung stehen derzeit neben den Knobi-Cup lediglich zwei ausgetragene Testspiele geschrieben. War der ruhige Start beabsichtigt oder was steckt dahinter?

Tauchmann:
Ich vertrete eigentlich die feste Ansicht, dass ein Training niemals die Testspiele ersetzen kann, weil sich in einem Spiel niemand verstecken kann und weil dort die Abläufe am deutlichsten sichtbar werden. Gerade in unserer aktuellen Situation müssen sich aufgrund der Veränderungen innerhalb des Teams Abläufe neu finden und Rollen neu herauskristallisieren. Das ist aufgrund der Urlaubsphase und von Ausfällen ohnehin schon schwierig genug und geht nur über Spielpraxis. Leider ist unser Spiel gegen den ASV Veitsbronn ausgefallen, aber wir wollen schon noch die passenden Rahmenbedingungen bis zum Ligastart schaffen. Wir haben jetzt dann gegen den SV Burggrafenhof einen guten Test, dann das Pokalspiel gegen die DJK Concordia Fürth. Unser Saisonstart wird aufgrund des verlegten Auftaktduells gegen den KSD Hajduk etwas nach hinten geschoben, was uns etwas mehr Zeit bei unserem Findungsprozess verschafft.

Klingt nicht nach rosaroter Aufstiegsbrille. Wie zufrieden bist du mit dem aktuellen Stand der Vorbereitung?

Tauchmann:
Zufrieden ist man doch eigentlich nie, schließlich könnte es immer besser sein! Trotzdem habe ich in meiner langen Zeit als Trainer inzwischen auch gelernt, mit Unwägbarkeiten umzugehen. Ich erinnere mich gerne an 2003 zurück, als ich in Burgthann als Trainer angefangen habe und da dann regelmäßig sieben, vielleicht acht Mann im Training waren - das kannte ich bis dahin so überhaupt nicht! Ich habe gelernt, dass Fußball manchmal nicht immer an erster Stelle steht und dass es für manche um den Spaß mit den Kumpels geht. Mit solchen Erfahrungen entwickelt man ein Gefühl und versucht dann einfach das Beste aus einer vorhandenen Situation herauszuholen. Das gelingt mal besser und mal schlechter... Am Ende sollte man aber zurückschauen und sagen können, dass man alles dafür getan hat! Wir wollen uns von der Situation und auch den Herausforderungen auf jeden Fall nicht einschüchtern lassen, sondern unser Abenteuer Kreisliga voller Euphorie und Zuversicht angehen!

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Steckbrief J. Tauchmann

Jörg Tauchmann
Alter
57
Wohnort
Langenzenn
Familie
verheiratet
Nation
Deutschland


Trainerstationen J. Tauchmann


Trainer TB Johannis 88 Nbg.

2024/25
2023/24
2022/23
2021/22
2019/21
ab 04/2019
2018/19
bis 04/2019
2018/19
2017/18
2016/17
ab 04/2016
2015/16

Bilanz TB Johannis 88 Nbg.

Saison
Pl. 
Liga
2024/25
6. 
Kreisklasse 4 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2023/24
13. 
Kreisliga Nürnberg
2022/23
2. 
Kreisklasse 4 Nürnberg/Frankenhöhe
2021/22
2. 
Kreisklasse 4 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2019/21
10. 
Kreisklasse 4 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2018/19
6. 
Kreisklasse 4 Nürnberg/Frankenhöhe
 
2017/18
14. 
Kreisliga Nürnberg
2016/17
11. 
Kreisliga Nürnberg
 
2015/16
15. 
Bezirksliga Mittelfranken 1
2014/15
9. 
Bezirksliga Mittelfranken 1
 

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