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Artikel veröffentlicht am 16.05.2023 um 18:00 Uhr

Keeper Luca Petzold: Mit Talent, Wille und Hingabe zum Profi

MAGAZIN Es war ein weiter Weg für den 21-jährigen Luca Petzold vom Feldspieler, der in der Schüler beim ASV Gaustadt nur ab und zu im Tor ausgeholfen hat bis zum Profi-Keeper beim Drittligisten Bayreuth, der seit dem Wochenende leider abgestiegen ist. Vor zehn Jahren kreuzten wir seinen Weg schon einmal und taten es jetzt wieder - damals wie heute in Wort und Bild. Wir sprachen mit ihm über seinen Werdegang und seine Ziele.

Von Markus Schütz

Das Nahziel, den Klassenerhalt mit der SpVgg Bayreuth zu schaffen, das hat leider nicht funktioniert. Seit vergangenem Wochenende und der 1:4-Niederlage gegen Viktoria Köln steht fest, dass die SpVgg Bayreuth in die Regionalliga absteigt. In dieser Partie und davor acht Partien in Folge stand Luca Petzold im Bayreuther Tor. Sein Auftaktspiel im Profi-Bereich war zwar eine 0:5-Niederlage, an der allerdings auch der 21-Jährige nichts ändern konnte. Es folgten nicht zuletzt die bisherigen Karriere-Highlights wie das Spiel im Grünwalder Stadion gegen 1860 München vor 15000 Zuschauern und vor allem der Sieg bei Dynamo Dresden vor 25500. Eindrücke und Erfahrungen, die man zum einen nicht vergisst und die einen vor allem auch einen Schritt weiterbringen.

So flog der kleine Luca Petzold noch vor zehn Jahren...

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Begonnen im Feld

Seine ersten Schritte auf dem Fußballplatz unternahm Luca Petzold bereits mit vier Jahren beim ASV Gaustadt. Wie vor ihm auch schon seit zwei Jahre älterer Bruder Noah, der mittlerweile beim Kreisklassisten SC Lichteneiche spielt. Sowohl Vater als auch Mutter waren beim ASV als Trainer tätig. Zunächst lief Luca Petzold im Feld auf und half allenfalls mal im Tor aus, wenn Not am Mann war. Selbst nach seinem Wechsel zur JFG Bamberg Süd war er zumeist in der Offensive eingesetzt. Der endgültige Weg zwischen die Pfosten führte nicht nur über die Gene - denn sowohl Vater als auch Opa waren Torhüter - sondern quasi durch einen Zufall. Oder besser gesagt durch eine Verletzung. "Ich war zu einem Sichtungstraining angemeldet, allerdings hatte ich mir drei Wochen vorher erst den Fuß gebrochen. Als Feldspieler ging es also nicht - deswegen habe ich mir die Torwarthandschuhe genommen, bin ins Tor - und das hat dann geklappt.", blickt er zurück auf seine Anfänge als "echter" Keeper. Also solcher waren dann Raphael Schäfer und Manuel Neuer seine Vorbilder. Letzterer "wegen seinem Spielstil. Ich versuche das ebenfalls umzusetzen: Dem Team dadurch ein gutes Gefühl zu geben, dass ich immer anspielbereit bin!", so der 1,88 m große Petzold.

"Ich wollte schon immer Profi werden"

Für den ging es nach Gaustadt dann weiter zur JFG Bamberg Süd, dann zum FC Eintracht Bamberg unter Stützpunkttrainer Andi Kusch und schließlich in die U16 des 1. FC Nürnberg, wo er in der Jugend-Bundesliga zu fünf Einsätzen kam. "Das geht natürlich nur mit der Unterstützung der Eltern.", ist Luca Petzold dankbar. Und auch heute noch sind Familie und die Freundin überall mit dabei, wenn es sich einrichten lässt. 2018 wechselte der heute 21-Jährige nach einem Probetraining bei Benno Adam zu RW Erfurt in die Jugendabteilung. Und damit gleichzeitig ins Jugendinternat, wo er die Mittlere Reife ablegte und wo viel Wert auf Sport auch während der Schulstunden gelegt wurde. Als A-Jugend-Stammtorwart war er gleichzeitig 3. Torwart der Herrenmannschaft und profitierte vom Training bei den Herren. 2020 wurde er fest in den Kader des damaligen Nordost-Oberligisten übernommen, für den er später schließlich 34 Mal das Tor hüten und mit dem er schlussendlich in die Regionalliga Nordost aufsteigen sollte. "Das Aufstiegsspiel und der Platzsturm mit dem Jubel der Fans, als das Spiel vorbei war, werden mir auf alle Fälle unvergesslich bleiben."

... und so fliegt Luca Petzold heute. Bei dem Sprung war er weit über der Querlatte des Kleinfeldtores, hier schon die End- der Flugphase.

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Im Sommer 2022 nach Bayreuth gewechselt

Im Sommer 2022 wechselte er zur SpVgg Bayreuth, wo sich dann am 27. Spieltag sein Traum erfüllte: Im Tor einer Profi-Mannschaft zu stehen! "Es war eine riesen Freude für mich, darauf hatte ich die gesamte Saison hingearbeitet. "Und natürlich fiebert man dann auf diesen Einsatz hin - aber bei der Platzbesichtigung in Saarbrücken, war die Anspannung dann weg.", so Luca Petzold, der ab da nur noch konzentrierte Vorfreude empfand. "Daheim, vor den eigenen Fans ist es nochmal etwas ganz anderes, ein ganz besonderes Gefühl.", erklärt der Torhüter, der "schon immer Profi werden" wollte. "Einen Plan B gab es nicht!" Und so arbeitet und arbeitete Luca Petzold damals schon mit viel Willen und mit einer Hingabe an sich, "wie ich es vorher noch bei keinem anderen Keeper gesehen habe. Sein Ehrgeiz und sein Lernwille waren unglaublich. Dazu brachte er damals schon vieles an Basics mit und war nicht zuletzt bereits als kleiner Junge beidfüßig. Seine Zeit als Feldspieler in jungen Jahren haben ihm da sicher etwas gebracht.", freut sich auch sein früherer Torwarttrainer Stephan Essig mit. "Er hat eigentlich keine echte Schwäche.", adelt Essig seinen ehemaligen Schützling. Der ihn auch während der Corona-Pause bat, mit ihm ein paar Einheiten zu absolvieren. "Ich war dann erst mal mit ihm joggen - aber da hat er mir sehr schnell meine Grenzen aufgezeigt. ;-)", so Stephan Essig. "Ich habe ihm dann lieber im klassischen Torwarttraining ein paar Bälle um die Ohren geschossen."

Zehn Jahre liegen zwischen diesen beiden Paraden...

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Bei dem und in dessen Torwartschule holte sich der kleine Luca Petzold den ersten Schliff auf dem Weg zum Profi-Torhüter. Ungefähr zehn Jahre ist das her. Wir haben die Bilder von damals, als wir über die Torwart-Schule berichteten, bewusst nachgestellt, weil das Verhältnis und der Austausch der beiden Keeper - auch Stephan Essig stand einst im Profi-Bereich bei Greuther Fürth und eben auch bei Erfurt unter Vertrag - noch immer sehr gult ist und Essig einer der ersten war, die Luca Petzold informierte, als klar war, dass er in der 3. Liga zum ersten Mal in der Startelf würde. "Als Luca sagte: 'Das habe ich zu großen Teilen auch dir zu verdanken', da bekommt man dann schon Gänsehaut.", so Essig. Der sich im Nachgang auch nochmal beim TSV Breitengüßbach und bei Stefan Neubauer für die Zurverfügungstellung des Platzes bedankt. Aber nicht zuletzt auch bei seinem ehemaligen Sparkassen-Chef Konrad Gottschall, der damals die Ausrüstung für die Torwart-Schule gesponsort hat: "Er meinte, ich soll Bescheid sagen, wenn es einer der Keeper in den Profi-Bereich schafft! Das ist nun der Fall - und wenn ich es einem zugetraut habe, dann tatsächlich Luca."

Luca Petzold (re.) im Bayreuther Trikot im Spiel gegen Dynamo Dresden.

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"Er ist ein absoluter Wettkampftyp"

Acht Spiele in Folge und dann zuletzt ein neuntes gegen Viktoria Köln waren das dann bislang, die Petzold für den Tabellenletzten der 3. Liga, dessen Abstieg sich nun nicht mehr verhindern lässt, absolviert hat. "In Dresden oder bei 1860 München, das waren natürlich besondere Momente, die man auch genießen kann, obwohl man voll fokussiert und im Spiel drin ist.", blickt Luca Petzold auf seine bislang zuschauerträchtigsten Auftritte zurück, das Spiel in Dresden wurde sogar im BR übertragen.

Was die ferne oder zumindest etwas entferntere Zukunft betrifft, "da soll mein Weg natürlich noch nicht zu Ende sein, ich will und kann noch besser werden. Mein Traum ist, es in die Bundesliga oder in die Premier League zu schaffen und mich mit den Besten messen zu dürfen!", so Luca Petzold, den sein Talent, sein Wille, sein Selbstbewusstsein und seine Ruhe bislang schon sehr weit gebracht haben. "Er ist ein absoluter Wettkampftyp, der die Eier hat, mit Drucksituationen hervorragend umzugehen!", lobt Stephan Essig. Und sicher auch mit Rückschlägen, die es in einer Fußballerlaufbahn immer mal wieder geben wird und wie der nun feststehende Abstieg einer ist. Denn: "Gerade für seine 21 Jahre ist er schon extrem abgebrüht und ruht in sich."

Wir nehmen uns vor, in zehn Jahren die Bilder erneut nachzustellen. Und wenn wir dafür nach England fliegen müssten, um Luca Petzold fliegen zu sehen... ;-)