Hans Welz prägte mehr als eine Ära: Der "Erfinder" des Frauenfußballs ist gegangen - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 08.05.2023 um 06:00 Uhr
Hans Welz prägte mehr als eine Ära: Der "Erfinder" des Frauenfußballs ist gegangen
Johann Georg Welz als „Vater des Erfolges“ des Frauenfußballs beim RSV Drosendorf zu betiteln, wäre immer noch untertrieben. Der umtriebige Trainer und Funktionär gründete vor den Toren Bambergs nicht nur die Abteilung Mädchenfußball, sondern führte die Damen bis in die Aufstiegsspiele zur Bundesliga. Im Alter von 80 Jahren ist er nun friedlich verschieden.
Von Bernd Riemke

Geboren und aufgewachsen im unterfränkischen Eltmann, bildete der gelernte Werkzeugmacher, der sich emsig und zielstrebig zum Industriemeister hocharbeitete, in dieser Funktion beruflich den Nachwuchs aus und weiter. „Nebenbei“ tat er dies auch bei seiner großen Leidenschaft, dem Mädchen- und Frauenfußball. „Nebenbei“ hieß für Hans Welz, dass dies beinahe drei Jahrzehnte lang seine Passion werden sollte. Im Jahr 1978 trat er dem RSV Drosendorf bei und war nur vier Jahre später Mitbegründer des Frauen- und Mädchenfußballs im Gemeindeteil von Memmelsdorf. Eine beispiellose Erfolgsgeschichte sollte ihren Lauf nehmen, die eng mit dem Namen Hans Welz verbunden war.

Der Meistermacher

Unter seiner Regie stiegen die RSV-Damen 1996 erstmals in die Bayernliga auf, holten auf Anhieb die Vizemeisterschaft und in der folgenden Spielzeit zum ganz großen Wurf aus. Der Gewinn der Bayerischen Frauenfußballmeisterschaft 1998 berechtigte zur Teilnahme an den Aufstiegsspielen zur Bundesliga. Dort scheiterten die grün-gelben Damen zwar am SC Freiburg, doch die erneute Vizemeisterschaft in der Spielzeit 1999/2000 kam der Qualifikation für die neu gegründete Regionalliga gleich. Vier Spielzeiten lang gaben sich ebenso klangvolle und ruhmreiche Namen wie der 1. FC Nürnberg, FC Bayern München, SC Freiburg, SC Sand oder VfL Sindelfingen ein Stelldichein in Drosendorf. Ein kleiner Dorfverein erlangte überregionale Bedeutung und Anerkennung. Vier Jahre Regionalliga und in der Summe beinahe ein Jahrzehnt Bayernliga standen in der Ära Welz zu Buche. Spätere Bundesligaspielerinnen wie Kerstin Gotthardt, Marina Lehnhardt oder Nationalspielerin Susanne Eigner, die der „Fußballer mit Leib und Seele“ nicht selten erstmals auf Sichtungslehrgängen erspähte, gingen durch seine Fußballschule. Hans Welz paarte den sportlichen Ehrgeiz und das Streben nach Erfolg mit einer großen Portion Menschlichkeit.

Fußball war seine zweite Familie

So engagierte sich der Tausendsassa nicht nur auf dem Trainingsplatz, sondern akquirierte Sponsoren, um die Mammutaufgabe Verbandsfußball in der 1500-Seelen-Ortschaft stemmen zu können und organisierte für seine „zweite Familie“ Mannschaftsausflüge in das Naturfreundehaus nach Würgau oder weitere Wochenendfreizeiten, damit der Nachwuchs neben der sportlichen Weiterentwicklung insbesondere auch eine tolle Gemeinschaft erleben durfte. Zu den Hochzeiten des Drosendorfer Frauenfußballs stemmte der RSV mit Hans Welz als Funktionär und Trainer in Personalunion an der Spitze neben den Frauen auch eine U13, U15 und U17-Juniorinnenmannschaft. Natürlich auch mit dem Ziel sportlich erfolgreich zu sein. Vor allem legte Hans Welz jedoch Wert auf die „Freude am Sport“. Die Betreuung seiner Mädchen- und Frauenmannschaften waren für ihn mehr als nur die viel zitierte Herzensangelegenheit. Selbst als die Erfolge weniger wurden und der RSV Drosendorf auf Bezirksebene einen Neustart wagte, ist der rüstige Rentner als interessierter Zuschauer und Fan seinen Mädels treu geblieben. Bei Auswärtsspielen, die Hans Welz nicht live vor Ort mitverfolgen konnte, wartete er ebenso sehnlichst wie unruhig auf den baldigen Anruf nach Spielende, um das Ergebnis der eigenen Farben zu erfahren.

Aufgrund seines langjährigen erfolgreichen Wirkens und seines unermüdlichen Einsatzes, wurde Hans Welz die DFB-Uhr samt Ehrenamtsurkunde verliehen.
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Hans Welz war bekannt und gemocht. Im Ort und darüber hinaus. Er, der das Beieinandersein schätzte, seinen reichhaltigen Erfahrungsschatz gerne an die folgenden Generationen weitergab und der sich nimmermüde für eine Sache einsetzte, von dessen Gelingen er überzeugt war, blickte voller Stolz auf ein sportliches Lebenswerk zurück, das Seinesgleichen sucht.

Ruhe in Frieden

Im Alter von 80 Jahren ist Johann Georg Welz am 24. April 2023 nach schwerer Krankheit verstorben. Der ebenso leidenschaftliche Boxfan, für den während seiner Beisetzung Henry Maskes „Conquest of paradise“ intoniert wurde, hinterlässt seine Ehegattin Renate Lausch, die seit vielen Jahren in der Würstchenbude des RSV ihre Frau steht und ihrem langjährigen Lebensgefährten in einem unvergleichlich engagierten Tandem eine wertvolle Stütze gewesen ist, sowie Tochter Alexandra und Sohn Bertram. Seinen beiden Kindern war er ein liebevoller Vater, der sich zeitlebens rührend um sie gekümmert hat. anpfiff.info wünscht den Hinterbliebenen und Freunden viel Kraft in den schweren Stunden der Trauer und die Bewahrung der unvergesslichen Erinnerungen an einen starken Mann, der auf- und außerhalb des Sportplatzes mit seinem Wirken sein Umfeld nachhaltig positiv prägte.

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Steckbrief J. Welz

Johann Georg Welz
Spitzname
Hans
Alter
80
Todestag
24.04.2023
Geburtsort
Eltmann
Wohnort
Memmelsdorf
Familie
verheiratet, 2 Kinder
Beruf
Industriemeister


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Daten RSV Windthorst Drosendorf

RSV Windthorst Drosendorf e.V.
Gründung: 1911
Mitglieder: 500
Farben: grün-weiß
Abteilungen: Fußball, Kinderturnen, Jazzdance, Damengymnastik, Gesangsgruppe, Volleyball

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