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Artikel veröffentlicht am 19.04.2023 um 07:00 Uhr
Florian Schlicker im Interview:
"Wir wären den Weg sehr gerne weitergegangen"
INTERVIEW
Am Ostersonntag erfolgte beim SC Feucht die Bekanntgabe, dass man sich vom aktuellen Trainerduo Florian Schlicker und Serdal Gündogan zum Saisonende trennen wird. Jener Abschied ist gerade für Aufstiegscoach Schlicker, der im Sommer die fünf Jahre in der Zeidlergemeinde vollmachen wird, ein überraschender Schritt gewesen. Im fussballn.de-Interview der Woche blickt der 42-Jährige auf seine sportliche Bilanz zurück.
Von
Fabian Strauch
Florian Schlicker
Dirk Meier
Hallo Florian, am vergangenen Freitag musstet ihr eine 2:4-Heimniederlage gegen Abtswind einstecken. Wie lautet dein Fazit zum Spiel nach einer schwierigen Woche?
Florian Schlicker (42):
Man hat sicherlich gemerkt, dass die letzten Tage nicht spurlos an uns allen vorübergegangen sind. Von daher war die erste Halbzeit auch nicht das, was wir spielen wollen und können. Hier müssen wir uns bei unserem Keeper Lukas
(Peterson, Anm. d. Red.)
bedanken, dass es nicht mit zwei oder drei zu null in die Pause geht. In die zweite Hälfte sind wir gut und druckvoll reingekommen, machen auch den Ausgleich. Leider bekommen wir durch einen Abstimmungsfehler postwendend das 1:2. Die Rote Karte war sicherlich zu hart und dann nimmt das Spiel leider einen bitteren Verlauf. Dennoch ein Riesenkompliment, wie sich die Mannschaft auch nach der zweiten Roten Karte gewehrt hat und auch noch in Unterzahl getroffen hat. Das spricht für die super Moral der Truppe!
Wie würdest du den Saisonverlauf also bislang einordnen?
Schlicker:
Ich denke, dass der sportliche Verlauf für die Umstände wirklich gut war. Zwei nicht gerade kleine Umbrüche innerhalb einer Saison sind nicht einfach zu händeln. Ich denke, das ist uns im Team dennoch sehr gut gelungen.
Du bist mittlerweile seit Sommer 2018 Trainer in Feucht. Welche Situation hast du bei deinem Amtsantritt vorgefunden?
Schlicker:
Ich bin sehr herzlich von allen Beteiligten aufgenommen worden und habe einen super intakten und ambitionierten Verein vorgefunden.
Florian Schlicker (in orange), hier bei einem seiner ersten Auftritte als Trainer des SC Feucht gegen den TSV Sonnefeld, übernahm im Sommer 2018 das Ruder in der Zeidlergemeinde.
fussballn.de / Strauch
Die Chemie zwischen Mannschaft und deiner Person hat scheinbar von Beginn an gestimmt und ihr habt in den drei Landesliga-Saisons unter deiner Leitung stets ganz oben mitgemischt. Wie lautet deine Erfolgsformel?
Schlicker:
Ich denke schon, dass es gut gepasst hat. Man muss aber auch sagen, dass Manfred Kreuzer einen Top-Kader zusammengestellt hat, den wir über die Jahre nach und nach verfeinert haben. Wichtig war dabei sicherlich auch darauf zu achten, Spieler mit einem Top-Charakter für das Projekt Feucht/Bayernliga zu begeistern. Eine Erfolgsformel gibt es, glaube ich, nicht. Grundsätzlich ist es mir wichtig, die Spieler mitzunehmen und vor allem immer menschlich, offen und ehrlich mit den Personen umzugehen.
Nach einem verpassten Aufstieg über die Relegation - wie in eurem Fall 2019 zur Bayernliga gegen Ismaning - fallen Mannschaften nicht selten in ein Loch. Wie habt ihr dennoch eine solche Dominanz entwickeln können, die mit zehn Punkten Vorsprung zum Bayernliga-Aufstieg in der Corona-Saison 2019/2021 führte?
Schlicker:
Ich denke, dieser Moment hat uns noch mehr zusammengeschweißt. Durch Niederlagen lernt man immer am meisten. Aber es stimmt, über diesen langen Zeitraum konstant Leistung abzurufen, ist nicht normal und zeigt, was es für ein geiler Haufen das war bzw. ist!
Bedröppelte Mienen gab es im Lager des SC Feucht nach dem Scheitern in der Bayernliga-Relegation im Sommer 2019. Jedoch gingen die Schlicker-Schützlinge gestärkt aus der Niederlage hervor und packten in der folgenden "Corona-Saison" im nächsten Anlauf den Aufstieg in die 5. Liga.
Dirk Meier
Zum Saisonende 2021/2022 stand als Aufsteiger ein formidabler zehnter Platz für den Klassenerhalt zu Buche. Was waren die größten Herausforderungen in der Bayernliga im Vergleich zur Landesliga?
Schlicker:
Das Tempo und vor allem die Körperlichkeit sind der größte Unterschied gegenüber der Landesliga.
Im Vorfeld der aktuellen Saison zog sich mit Manfred Kreuzer das langjährige Gesicht des SC Feucht zurück, wodurch ein Umbruch im Verein eingeleitet wurde. Hatte diese Tatsache Auswirkungen auf den sportlichen Bereich, für den du gemeinsam mit Serdal Gündogan verantwortlich bist?
Schlicker:
Natürlich ist das nicht so einfach, wenn ein derart vereinsprägender Macher nicht mehr da ist. Wir mussten uns natürlich auch mit der neuen Führung um Ralph Stefan und Michael Schmidt einspielen. Aber ich denke, das ist uns auch sehr gut gelungen. Wir haben auf allen Ebenen ein sehr gutes Vertrauensverhältnis aufgebaut und haben diese schwierige Situation sehr gut gemeinsam gemeistert. Vor allem sportlich konnten wir einige Spieler, die zuvor keine Bayernliga-Erfahrung hatten, etablieren und für die Bayernliga ein konkurrenzfähiges Team formen.
Apropos Serdal Gündogan: Mit ihm hattest du - wie auch aktuell seit Sommer 2022 in Feucht - bereits in Seligenporten zusammengearbeitet. Was macht eure gemeinsame Zusammenarbeit aus?
Schlicker:
Ich denke, diese Konstellation ist ziemlich einmalig. Aber Serdal und ich sind vom Fußballverständnis her Zwillinge und auch menschlich ist es top. Wir verstehen uns blind, da passt echt kein Blatt dazwischen! Dennoch haben wir beide andere Herangehensweisen, was das Thema für die Jungs natürlich auch spannend macht. Der Erfolg ist sicherlich die gegenseitige Wertschätzung und auch das von Vertrauen geprägte Arbeiten auf Augenhöhe.
Seit Ostern ist bekannt, dass man in Feucht zur neuen Saison nicht mehr auf das aktuelle Trainerduo Schlicker/Gündogan setzen wird. Nimm uns bitte kurz mit, wie es zu dieser - für Außenstehende überraschenden - Entscheidung kam und wie ihr davon erfahren habt?
Schlicker:
Das Thema ist, denke ich, jetzt schon ziemlich durch. Ich kann nur sagen, dass wir den erfolgreichen Weg sehr gerne mit dem Verein und dem Team weitergegangen wären. Es ist aber auch als Verein völlig legitim, sich anders aufzustellen. Von daher wünschen wir allen Beteiligten nur das Beste!
Florian Schlicker (r.) sieht in der bewährten Zusammenarbeit mit seinem Pendant Serdal Gündogan die perfekte Symbiose, welche ab Sommer auch in Ammerthal ihre Fortsetzung finden soll.
fussballn.de / Strauch
Am Samstag steht im Tagesgeschäft das Auswärtsspiel bei Titelanwärter DJK Gebenbach, der eine Englische Woche bestreiten muss, auf dem Plan. Wie soll aus der Rolle des Underdogs Zählbares mit auf die Heimfahrt genommen werden?
Schlicker:
Sicherlich gibt es einfachere Aufgaben. Wir werden aber bestimmt nicht zum Primus fahren und die Punkte herschenken. In dieser Liga kann jeder jeden schlagen, von daher fahren wir nach Gebenbach, um mit Mut und ganz viel Herz etwas Zählbares mitzunehmen.
Wie sehen die Ziele mit dem SC Feucht bis Saisonende aus?
Schlicker:
Unser Ziel ist und bleibt ganz klar der Klassenerhalt. Es geht sehr eng zu, von daher werden wir alles daran setzen, die noch nötigen Punkte zu holen und die Saison dadurch gut abzuschließen.
Zur neuen Saison startet für Serdal und dich euer drittes gemeinsames Engagement - dann als Trainer der DJK Ammerthal. Bitte nimm uns mit, wie der Kontakt zustande kam und was den Reiz an der neuen Aufgabe ausmacht!
Schlicker:
Eigentlich hatten Serdal und ich uns auf einen langen Urlaub eingestellt.
(schmunzelt)
Dann hat uns, kurz nach dem Bekanntwerden der Trennung mit Feucht, Tobi Rösl kontaktiert. Die Gespräche waren von der ersten Minute an sehr gut und auf einer Wellenlänge. Die DJK Ammerthal ist ein sehr professionell geführter Verein und hat dennoch den Charme eines sehr familiären Umfelds. Wir beide haben uns sofort in der ambitionierten Philosophie des Vereins wiedergefunden und mussten daher nicht lange überlegen.
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