Kinderfußball boomt bei der Spieli: Großes Einzugsgebiet und Mundpropaganda - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 24.04.2023 um 18:00 Uhr
Kinderfußball boomt bei der Spieli: Großes Einzugsgebiet und Mundpropaganda
Die SpVgg Erlangen ist ein großer Verein mit zahlreichen Abteilungen und vielen Mitgliedern. Vor allem im Kleinfeldbereich bringt die Spieli derzeit viele Kinder an den Ball - und im Vergleich zu anderen Erlanger Vereinen lehnt die Spieli keine Kinder ab. Aktuell verzeichnet der Verein zirka 250 Kinder von den Bambini bis zur D-Jugend.
Von Uwe Kellner
Kinderfußball boomt bei der SpVgg Erlangen.
SpVgg Erlangen
Guten Tag Herr Scharnweber, Sie sind bei der SpVgg Erlangen im Jugendbereich tätig. Beschreiben Sie doch mal Ihren Aufgabenbereich und ob Sie diesen alleine bewältigen?
Harry Scharnweber: Im Juli 2021 haben Jean-Philippe Macary und ich die Leitung der Fachsparte Kleinfeld übernommen. Dies umfasst derzeit alle Junioren-Mannschaften von den Bambinis bis einschließlich der D-Jugend. Wir haben bei der Spieli auch einen großen Juniorinnen-Bereich, dieser wird aber von anderen betreut - wobei die Abstimmung auch hier sehr gut läuft. Jean-Philippe und ich haben uns das sehr breite Aufgabenfeld aufgeteilt: JP ist zuständig für die Trainersuche, Trainingskonzepte, Platzeinteilung, Spielbetrieb, Materialverteilung und Koordination zwischen den Mannschaften. Meine Schwerpunkte liegen bei der Budgetverwaltung, Materialbeschaffung, Pass- und Meldewesen und ich bin eher die Schnittstelle zu den anderen Abteilungen im Verein und zum BFV.

Haben Sie bereits eine Vorgeschichte als Vereinsverantwortlicher, oder woher rührt ihre Motiviation sich im Jugendbereich der SpVgg Erlangen zu engagieren?
Harry Scharnweber: Ich war als Jugendlicher in verschiedensten Vereinen aktiv und habe das Vereinsleben sehr genossen. Als JP's und mein Sohn bei der Spieli das Fußballspielen angefangen haben, sind wir schrittweise in die Betreuung von deren Mannschaft "gerutscht", eh wir vor fast zwei Jahren die Verantwortung für einen größeren Bereich übernommen haben. Ich glaube, dass man über den Fußballsport als Teamsport Kindern und Jugendlichen aus allen Teilen der Gesellschaft wichtige Wert mit auf den Lebensweg geben kann: Spaß an Bewegung, eine gesunde und sportliche Lebensweise, Fairness, Teamgeist, Toleranz, Disziplin, Umgang mit Siegen und Niederlagen, ... mit Hilfe des Fußballsports kann man so viel vermitteln, was für die Zukunft der Kinder und unserer Gesellschaft wichtig ist. Kurzum: Mich motiviert es, Kindern und Jugendlichen etwas wertvolles fernab von Spielkonsolen oder ähnlichem vermitteln zu können und damit indirekt ihren Eltern und Familien zu helfen.

Von den Bambini bis zur D-Jugend sind bei der SpVgg Erlangen fast 250 Kinder aktiv. Das ist ja fast die halbe Einwohnerzahl von manch einem Dorf, das einen Fußballverein hat. Kommen die Kinder automatisch zur Spieli, oder betreibt der Verein aktiv Werbung?
Harry Scharnweber: Aktive Werbung betreiben wir nicht. Zum einen profitiert die Spieli vom relativ großen Einzugsgebiet im Erlanger Osten, aber ein Teil ist vermutlich auch eine Mundpropaganda unter den Eltern.

Haben Sie überhaupt so viele Grünflächen und Trainer, um die Kinder zu beschäftigen?
Harry Scharnweber: Auf den Trainern liegt im gewissen Sinn unser Hauptaugenmerk: Nur wenn wir gute Trainer haben, können wir den Kindern einen Trainings- und Spielbetrieb anbieten. Wir versuchen unseren Trainern den Rücken frei zu halten, damit sie sich hier wohlfühlen und sich mit Freude engagieren können. Denn es ist schon eine Herausforderung, dreimal pro Woche pünktlich auf dem Platz zu stehen und eine Horde Kinder (und in jungen Jahren teilweise die gleiche Anzahl an Eltern) zu bändigen. Wir suchen weiterhin für die neue Saison noch Trainer, wenn sich durch diesen Artikel jemand angesprochen fühlt, egal ob als Chef- oder Assistenztrainer, so kann er uns gerne kontaktieren.
Auch mit den Plätzen müssen wir teilweise etwas jonglieren, aber uns stehen fünf Plätze zur Verfügung und aktuell wurde das Projekt angestoßen, unter Umständen einen Kunstrasenplatz zu integrieren - das würde uns zusätzlich helfen. Denn die Plätze werden durch den Trainings- und Spielbetrieb schon sehr stark beansprucht und Starkregen oder trockene Sommer machen uns immer wieder zu schaffen.

250 Kinder nur von der Bambini bis zur D-Jugend, also im Kleinfeldbereich, bedeuten auch einen großen Platzbedarf und einen großen Bedarf an Trainern bzw. Betreuern.
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Dass die Spieli im Kleinfeldbereich jetzt 250 Kinder hat, heißt aber nicht automatisch, dass all diese Kinder bis in den Herrenbereich durchhalten, oder?

Harry Scharnweber: Da fehlt uns noch ein wenig die langfristige Erfahrung, wir sind wie gesagt nicht einmal zwei Jahre aktiv. Schon bei den 8- bis 12-Jährigen merken wir, dass einiges in Bewegung ist: Der Übertritt in die weiterführende Schule, das größere Sportangebot; für 6-Jährige ist Volleyball keine Option, ab einem gewissen Alter schon; das größere Trainingspensum in allen Sportarten; anfangs kann man noch Fußball, Schwimmen, Handball, etc. unter einen Hut bringen, aber irgendwann muss man dann doch Prioritäten setzen.
Es ist ja eh nicht realistisch, dass die gesamte Spieli-Jugend Jahr für Jahr im Herrenbereich unterkommt. Wir sehen unsere Hauptaufgabe eher darin, den Kindern und Jugendlichen ein gutes Umfeld zu schaffen, um sich sowohl sportlich, aber auch sozial weiterzuentwickeln. Was sie dann im Erwachsenenalter daraus machen, bleibt ihnen überlassen.

Was tut die Spieli dafür, dass die Quote der Fußballer, die sie bis zu den Herren durchbringen, möglichst hoch ist?
Harry Scharnweber: Wir wollen einfach ein gutes Angebot für Kinder und Eltern schaffen. Sie sollen sich wohl fühlen, sie sollen gefödert werden und sich in diesem schönen Mannschaftsport entwickeln können. Wir nehmen Sorgen und Probleme ernst, haben dafür immer ein offenes Ohr, können es aber auch nicht immer jedem recht machen.

Warum die SpVgg Erlangen? Warum sollten Eltern ihre Kinder zur Spieli bringen und warum läuft es gerade im Erlanger Osten so gut?
Harry Scharnweber: Grundsätzlich ist die Spieli ein sehr weltoffener Verein: bei uns kicken "Erlanger Urgesteine", aber auch ukrainische Flüchtlinge, Kinder von der Frankonian International School oder allgemein von Expads vieler internationaler Konzerne - da hört man auch mal Englisch, Spanisch, Japanisch.

Worauf wir auch Wert legen ist die Wertschätzung gegenüber unseren Trainern und Betreuern und auch die Verzahnung untereinander. Wir haben selber Zeiten erlebt, in denen jede Mannschaft und jedes Trainerteam vor sich hingearbeitet hat. Wir versuchen die Trainer und Mannschaften durch gemeinsame Aktionen zusammenzubringen und zu verzahnen. Dies machen wir durch regelmässige Kommunikation und Meetings, aber auch durch gemeinsame Aktionen wie jahrgangsübergreifende Trainingslager oder erst kürzlich durch den Tag der Fußball-Jugend, bei dem zum Beispiel die Spieler der E- und D-Juniorinnen und Junioren verschiedene Stationen durchlaufen mussten, die wiederum von den C-Jugenden betreut wurden. Dabei ist auch das Gruppenbild entstanden und wir haben noch unsere erste Damen-Mannschaft beim Heimspiel unterstützt.

Und was die Spieli auch teilweise von anderen Erlanger Fussballvereinen unterscheidet, ist die Mischung aus Breiten- und Leistungssport: Wir wollen talentierte Kids fördern, wollen aber auch Kindern, die nie höherklassig spielen werden, die Möglichkeit geben, in einer Mannschaft zu kicken. Viele andere Erlanger Fussballvereine sind auf Leistung ausgerichtet und wollen sehr hoch hinaus - da ist für den Breitensport teilweise kein Platz - wir wollen beides anbieten. Im Kleinfeldbereich haben wir zur Zeit sehr talentierte Mannschaften, das wird sich in den kommenden Jahren auch im Grossfeld bemerkbar machen.

Vielen Dank für das Interview!

Wie viele Kinder später bei den Erwachsenen des Traditionsvereins kicken, kann der Jugendleiter noch nicht voraussagen. Die SpVgg Erlangen legt jedoch aktuell sehr viel Wert auf Fußballer aus den eigenen Reihen und bietet allen Jugendlichen die Möglichkeit, im Waldsportpark gegen den Ball zu treten.
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