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Artikel veröffentlicht am 08.03.2023 um 07:00 Uhr
Niklas Penz im Interview:
"So eine Chemie habe ich bisher noch nie erlebt"
INTERVIEW
Beim TSV Altenberg sprießen aktuell die Früchte der jahrelang exzellenten Jugendarbeit bis in den Herrenbereich hinein, was (nicht nur) vom sportlichen Abschneiden unterstrichen wird und noch längst nicht das Ende der Fahnenstange sein soll, wie ausgerechnet der Ex-Oberasbacher und aktuelle Altenberg-Trainer Niklas Penz im fussballn.de-Interview der Woche ausführlich berichtet.
Von
Fabian Strauch
Fühlt sich beim TSV Altenberg pudelwohl: Niklas Penz
fussballn.de / Schlirf
Hallo Niklas, euer Start ins Fußballjahr 2023 ist mit zwei Siegen gegen den TSV Zirndorf (1:0) und beim ESV Rangierbahnhof (3:0) optimal gelungen. Waren für euch als bekannt spielstarkes Team schon alleine aufgrund des Wechsels von Rasen- zu Hartplatz binnen einer Woche gegensätzliche Fähigkeiten gefragt?
Niklas Penz (32):
In gewisser Weise schon, obwohl der Rasen in Zirndorf ähnlich tief wie der Hartplatz bei den Rangers zu bespielen war und wir somit sehr schwierige Bedingungen in beiden Spielen erfolgreich meistern konnten. Beide Male mussten wir tief stehende Gegner bespielen, wobei wir uns auf dem kleinen Platz in Zirndorf in der ersten Hälfte das Matchglück für den späten und hochverdienten Siegtreffer erarbeitet haben. Bei Rangierbahnhof war das Spiel nach dem 1:0, das etwas kurios durch eine krumme Flanke entstand, quasi gelaufen. In beiden Spielen war sehr erfreulich, dass wir defensiv Nichts zugelassen haben.
Ihr habt eure tolle Form aus der Hinrunde über den Winter hinweg konservieren können. Wie habt ihr das hinbekommen?
Penz:
In erster Linie sind die Jungs einfach geil auf Fußball! Wir haben das Beste aus der Vorbereitung und den teilweise gefrorenen Plätzen gemacht, waren über den Winter einmal pro Woche in der Kickfabrik und in der Vorbereitung öfter auf dem Kunstrasen in Roßtal. Außerdem haben wir an sämtlichen Hallenturnieren teilgenommen, ein echtes Highlight war dabei sicherlich unser vereinsinternes Hallenturnier in der Oberasbacher Schulturnhalle, woran unglaubliche 60 Feldspieler teilgenommen haben! Zudem waren wir im Trainingslager in Pilsen inklusive Kunstrasenplatz und haben somit alles dafür getan, eine ordentliche Vorbereitung zu ermöglichen.
Im bisherigen Saisonverlauf seid ihr aktuell ungeschlagen. Wie würdest du das Altenberger Erfolgsrezept beschreiben?
Penz:
Da gibt es mit unserer Chemie im Team vor allem einen ganz wichtigen Punkt, den ich so in meiner Laufbahn bisher noch nie erlebt habe. Der Zusammenhalt ist unfassbar und die Jungs sind sich auch nicht zu schade, sich massiv mit einzubringen. Sei es beim Renovieren der Kabine, Bezahlung des Trainingslagers oder auch Finanzierung der Kunstrasen-Miete. Allein die Trainingsbeteiligung von regelmäßig 15 bis 20 Feldspielern aus dem Kader der 1. Mannschaft spricht für sich. Dazu haben wir neben unserer Qualität auch einen guten Fitnesszustand, weshalb wir bei unseren bisherigen drei Unentschieden auch jeweils nach Rückstand noch punkten konnten. Außerdem haben wir mit unserem Winter-Neuzugang Julian Ernst in der Verteidigung noch an Erfahrung, Speed und körperlicher Robustheit gewonnen, die er mit seiner Kopfballstärke, so wie in der Vorbereitung und zuletzt gegen Rangierbahnhof gezeigt, ergänzt.
Grund zum Jubeln hatten die Altenberger Jungs in dieser Saison schon häufig.
fussballn.de / Schlirf
Nun zu deiner Person: Wie bist du eigentlich zum Fußball gekommen?
Penz:
Ich habe - vor allem auch bedingt durch meinen Vater - schon mit drei Jahren bei der DJK Oberasbach auf Kleinfeld mit dem Fußballspielen begonnen, stand kurze Zeit sogar im Tor und habe dann sämtliche Jugendmannschaften durchlaufen, bis ich zur SG Quelle Fürth gewechselt bin und wir dort mit der C- und B-Jugend den Aufstieg in die Bayernliga gepackt haben. Im Anschluss habe ich mich aber für einen Wechsel zum TSV Zirndorf entschieden, wo ich mit meinen Freunden kicken konnte und parallel in der A-Jugend und der 1. Mannschaft eingesetzt wurde.
Dein Vater Oliver war ja eine prägende Figur im Sturm der DJK Oberasbach. Welchen fußballerischen Input konnte er dir vererben?
Penz:
Das typische Markenzeichen von uns beiden ist das Spiel mit dem Rücken zum Tor, das hat mein Vater schon damals exzellent gekonnt und wurde mir mehr oder weniger in die Wiege gelegt. Ansonsten unterscheidet sich unsere Spielweise schon, weil mein Vater ein waschechter Torjäger war und ich mich eher als Spielmacher sehe, der auch selbst Angriffe einleitet und inszeniert. Dennoch war mein Ziel schon immer, zehn bis fünfzehn Tore pro Saison zu erzielen, auch wenn die Trefferquote meines Vaters mit um die 40 Tore pro Saison zugegeben besser war.
(schmunzelt)
Gab es zu den erfolgreichen Quelle-Zeiten bei den Junioren denn nie Begehrlichkeiten anderer Vereine?
Penz:
Zu den damaligen Zeiten war es noch nicht so wie heute, wo alle Nachwuchsleistungszentren sämtliche Spieler vom Markt gefischt haben, die Quelle war damals im Juniorenbereich hinter dem FCN und Greuther Fürth die Nummer drei und eher Konkurrent statt Partnerverein. Aber ich hatte tatsächlich als junger U19-Jahrgang die Möglichkeit, zum Kleeblatt zu wechseln. Deren damaliger U19-Trainer Frank Kramer war gleichzeitig mein Lehrer am Gymnasium Oberasbach und hat wohl gewisses Talent in mir gesehen. Ich sollte als junger A-Jugendjahrgang den Junioren-Bundesligakader auffüllen und an meinen körperlichen Defiziten arbeiten, um im Folgejahr eine echte Alternative zu sein. Es war folglich mehr eine Chance, als ein echtes Angebot. Ich wollte jedoch lieber regelmäßig kicken und entschied mich dagegen.
An deinen weiteren Stationen hast du dann dennoch Bezirks- und Landesliga-Erfahrungen sammeln dürfen. Warum sieht man dich nicht heute noch höherklassig kicken?
Penz:
Ich hatte damals in Vach eine sehr sehr coole Zeit inklusive Aufstieg. Durch familiäre Verbindungen zog es mich dann wieder zurück zu meinem Heimatverein DJK Oberasbach, wo mit Walter Kohl der Trauzeuge meiner Eltern und bester Jugendfreund meines Vaters quasi "der Macher" war und zudem ich naturgemäß auch ein sehr enges Verhältnis pflegte. Außerdem zeichnete sich damals ab, dass meinem Wechsel einige gute Kumpels und Kicker folgen würden und es war extrem reizvoll, in dieser Konstellation in Oberasbach etwas aufzubauen. In meinem dritten Jahr sind wir unter Heiko Thiel dann ja auch in die Kreisliga aufgestiegen.
Die Berührungspunkte mit dem Trainergeschäft wurden bereits in einem Portrait vor einigen Jahren von deinem Vater und dir angerissen. Beschreibe doch bitte nochmal, wie es dazu gekommen ist!
Penz:
Ich habe schon zu meiner Zeit beim TSV Zirndorf als frischer Herrenspieler zusammen mit Christian Schramm die A-Jugend trainiert. In Oberasbach war ich in jungen Jahren unter meinem damaligen Trainer Heiko Thiel bereits Kapitän und habe versucht, auf und neben dem Platz Verantwortung zu übernehmen. So richtig angefangen hat das Ganze eigentlich nach meinem Wechsel zum STV Deutenbach, als wir zuvor mit der DJK Oberasbach und einem unfassbar guten Kader leider aus der Kreisliga abgestiegen sind. In Deutenbach wurde ich nach zwei Jahren zum spielenden Co-Trainer und konnte von Arno Zeilmann sehr viel lernen. Die Zeit hat meine Art zu coachen, sicherlich sehr geprägt und dafür bin ich sehr dankbar. Leider war das eigene Spielen in Deutenbach in Deutenbach nur in der Hinrunde 2017/2018 erfolgreich, da ich mir dann eine schwerwiegende Verletzung mit langer Leidensdauer in Form eines Patellaspitzensyndroms samt fünf Jahre ohne regelmäßigem Fußball zugezogen hatte. Trotzdem erinnere ich mich sehr gerne an die STV-Zeit und mit dem damaligen Coach Arno Zeilmann sowie den Mitspielern Timm Bergmann und Julian Ernst verbindet mich bis heute eine tiefe Freundschaft.
Verletzungsbedingt wurde Niklas Penz in seiner Zeit am Weihersberg vom spielenden Co-Trainer an die Seitenlinie versetzt.
fussballn.de / Schlirf
Im Frühjahr 2022 ging es nach einem kurzen Intermezzo beim FSV Stadeln ohne Landesliga-Einsatz zum TSV Altenberg. Ist das für einen Ex-Oberasbacher nicht eine "Todsünde"?
Penz:
Dazu muss ich ein wenig ausholen: durch meine Verletzung und unzählige Versuche selbst wieder am Platz zu stehen, habe ich aus Eigenschutz damals Abstand zum Fußball benötigt und mich deshalb dann auch im Frühjahr 2020 dazu entschieden, als Co-Trainer und Spieler in Deutenbach aufzuhören. Über meinen besten Freund Kevin Kreuzer, der damals gleichzeitig Kapitän beim FSV Stadeln war, hatte ich meinen Pass nach Stadeln gelegt und mit den Verantwortlichen jedoch von Beginn an bezüglich meiner gesundheitlichen Situation mit offenen Karten gespielt. Ich bin in der Folge noch zweimal am Knie operiert worden und konnte nie wirklich regelmäßig in Stadeln trainieren. Als das Knie dann im Frühjahr 2022 endlich wieder besser funktionierte und ich regelmäßiger in Stadeln trainierte, kam das Angebot aus Altenberg verbunden mit der Trainertätigkeit, das mich sehr reizte und auch persönlich wieder den Weg in den Fußball eröffnete, sollte das Knie den Fußball nicht mehr tolerieren. In Stadeln hatte man hier sehr viel Verständnis und ich bin insbesondere Manni Dedaj aber auch Joe Schempp äußerst dankbar.
Nun zur Todsünde (lacht): Ich pflege mit vielen Oberasbacher Jungs noch heute sehr gute Beziehungen, Maxi Albrecht ist als zweiter Vorstand einer meiner engsten Freunde! Aber klar bin ich in den ersten Wochen in Altenberg als "alter DJKler" angeschnuppert worden, was sich aber schnell gelegt hat. Grundsätzlich sehe ich das Ganze auch als Chance, was die Kommunikation zwischen den Vereinen betrifft. Rivalität und rassige Derbys soll es natürlich weiterhin geben, wenn auch hoffentlich nur gegen unsere Zweite (lacht).
Nun steht am Freitag, sofern die Witterungsbedingungen es zulassen, für eure Truppe das Pokalspiel beim SV Maiach an. Wird mit Blick auf die Liga personell geschont oder schickt ihr die volle Kapelle ins Rennen?
Penz:
Wir sehen das Match als Punktspiel an, treten mit dem Kader der 1. Mannschaft an und wollen definitiv in die nächste Runde einziehen. Aber natürlich liegt unser Fokus vor allem auf der Liga, weshalb mehr Spielzeit für den zuletzt ein oder anderen verletzten Spieler eine Möglichkeit sein kann. Unser Kader füllt sich aktuell immer mehr und daher mussten wir schon gegen Rangierbahnhof einige schwere Personalentscheidungen in Bezug auf die Startelf treffen.
In der Kreisklasse 5 habt ihr eine vielversprechende Ausgangsposition für die verbleibenden Spiele. Wie schätzt du den weiteren Saisonverlauf im Rennen um die Kreisliga ein?
Penz:
Aus meiner Sicht haben die ersten fünf Teams der Tabelle einen Kader auf Kreisliga-Niveau, auch der VfL Nürnberg ist unangenehm zu bespielen. Ich glaube nicht an einen Zweikampf zwischen Bosna und uns, weil im oberen Drittel noch einige direkte Duelle gegeneinander anstehen. Unser Ziel ist es, unsere Leistung und PS auf den Platz zu bringen, um am Saisonende eine Platzierung unter den Top zwei zu erreichen.
Mit dem TSV Altenberg hat Niklas Penz in den kommenden Jahren noch viel vor, würde bei einer Konstellation aber zumindest augenzwinkernd über einen Abschied grübeln.
fussballn.de / Schlirf
Wo kann der Weg des TSV Altenberg aus deiner Sicht mittel- bis langfristig hingehen?
Penz:
Der Verein glänzt seit Jahrzehnten durch eine exzellente Jugendarbeit und hat es mit den Jahrgängen 1999 bis 2003 nun geschafft, diese in den Herrenbereich zu übertragen und auch zu halten. Es entsteht hier insgesamt etwas, wenn man auch die 2. Mannschaft betrachtet, die nach der Relegation zur Kreisklasse vergangenen Sommer auch aktuell in einer sehr starken A-Klasse wieder eine gute Rolle spielt. Gemeinsam mit dem tollen Gelände am Hans-Reif-Sportzentrum, dem lediglich ein Kunstrasenplatz fehlt, darf langfristig selbst die Kreisliga nicht das Ende der Fahnenstange sein.
Und wie lauten deine persönlichen Ziele?
Penz:
Zunächst einmal bin ich momentan körperlich wieder gut drauf und möchte auch aufgrund der fehlenden fünf Jahre schon noch ein paar Jährchen aktiv Fußball spielen, sofern mein Körper mitmacht. Was meine Position als Trainer betrifft, muss ich sagen, dass unser gleichberechtigtes Trainerduo mit Tobi
(Meßenzehl, Anm. d. Red.)
super gut funktioniert. Auch wenn alle, sogar im eigenen Verein, mit diesem Konstrukt eines gleichberechtigten Duos zu fremdeln scheinen, zwischen Tobi und mir passt kein Blatt Papier und das obwohl wir uns noch keine Ewigkeit kennen. Ich sehe sogar einen großen Vorteil in unserer Konstellation: letztlich müssen wir alle Entscheidungen im Team gemeinsam zu Ende diskutieren. Es geht um Inhalte und nicht um Hierarchien. Deswegen haben wir auch gemeinsam ligenunabhängig für die kommende Saison verlängert. Ich kann mir aktuell in keinster Weise vorstellen, den TSV Altenberg zu verlassen und sehe meine Zukunft dort. Ich würde als eingefleischter Club-Fan nur überlegen, wenn Dieter Hecking anrufen würde. Aber selbst dann müsste er mir erst beweisen, dass das Cordon bleu beim FCN besser schmeckt als im Altenberger Sportheim.
(lacht)
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