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Artikel veröffentlicht am 11.01.2023 um 07:00 Uhr

Mario Fisciano im Interview: "Isis Abgang ist auch eine Chance"

INTERVIEW Nach vier Jahren auf der Kommandobrücke der SGV Nürnberg-Fürth 1883 II rückte Mario Fisciano zu Saisonbeginn zum Trainer der Kreisliga-Truppe auf. Im fussballn.de-Interview der Woche zieht der ehrgeizige Coach ein Zwischenfazit zur Winterpause und erklärt, warum die aktuelle Saison keine einfache ist und weshalb der schmerzhafte Abgang von Top-Torjäger Ismail Yüce für sein Team auch eine Chance sein kann.

Von fussballn.de

Mario Fisciano rückte an der Regelsbacher Straße zu Saisonbeginn zum Kreisliga-Trainer auf. Priorität hat in seinem ersten Jahr ganz klar der Klassenerhalt.

fussballn.de / Gitzing

Hallo Mario, mit 23 Punkten aus 18 Partien überwintert deine SGV 1883 in der Kreisliga Nürnberg auf dem neunten Tabellenplatz. Wie ordnest du eure bisherigen Leistungen ein?

Mario Fisciano (40): Dass uns keine einfache Spielzeit bevorstehen würde, war mir eigentlich schon vorher recht früh klar. Allgemein gesprochen ist dabei vieles auch immer davon abhängig, wie man in eine Saison startet und da lief es mit vier teils unglücklichen Unentschieden zu Beginn gleich etwas holprig - angesichts der Drei-Punkte-Regel läuft man dann der Musik natürlich gleich einmal ordentlich hinterher. Nach zwei Siegen sah es dann aber ganz gut aus, ehe im Laufe des Septembers bis in den Oktober hinein fünf Niederlagen am Stück folgten. Das war für uns selbstverständlich ein Monat zum Vergessen. In derartigen Phasen ist das Selbstvertrauen dann logischerweise nicht mehr so vorhanden und das Spielglück bleibt dann auch gerne einmal etwas aus.

Noch in der Vorsaison scheiterte die SGV an der Aufstiegsrelegation. Hatte man sich in der aktuellen Saison nicht eigentlich etwas mehr erwartet?

Fisciano: Die beiden Spielzeiten lassen sich aus meiner Sicht kaum miteinander vergleichen. Sicher, wir haben eine starke letzte Saison gespielt und sind dann in die Relegation eingezogen. Im Sommer kam es dann aber schon zu einem ziemlich großen Umbruch und insgesamt neun Spieler haben uns verlassen. Für einen Verein wie die SGV, der nicht mit Geld arbeitet, sondern immer auch den Blick auf den eigenen Nachwuchs richtet, sind Abgänge von Leistungsträgern wie Konstantin Hofbauer, Valentin Lorenz, Felix Ullmann, Emmanuel Asamoah oder Benjamin Papp in der Fülle dann sicher nicht so einfach aufzufangen. In der großen Favoritenrolle habe ich uns daher nicht wirklich gesehen - auch wenn wir durchaus den einen oder anderen Punkt mehr hätten holen können, ja holen hätten müssen! So ehrlich muss man dann schon auch sein.

Bei der SGV Nürnberg-Fürth 1883 stand im Sommer ein großer Umbruch an. Unter anderem schlossen sich die Leistungsträger Valentin Lorenz (2.v.l.), Konstantin Hofbauer (3.v.r.) und Felix Ullmann (2.v.r.) dem TSV Buch an. Aufgrund des personellen Aderlasses verbietet sich für Trainer Mario Fisciano ein Vergleich zur erfolgreichen Vorsaison.

TSV Buch

Im Winter ist nun mit Ismail Yüce der Torjäger vom Dienst in Richtung Vatanspor abgewandert. Bereitet dir der Abgang Bauchschmerzen? Schließlich war er mit einer starken Bilanz für 20 eurer 47 Treffer verantwortlich...

Fisciano: Ganz klar: Isi ist ein absoluter Überspieler in der Kreisliga! Seine individuellen Fähigkeiten machen ihn zu einer permanenten Bedrohung für den Gegner und seine 20 Tore sprechen da ja auch eine ganz klare Sprache! Sein Abgang schmerzt uns also natürlich - zumal er auch ein ganz toller Mensch ist. Dennoch bereitet mir der Abgang ehrlicherweise keine großen Bauchschmerzen. Für uns wird es darum gehen, ihn über das Kollektiv zu ersetzten.

Wie soll das genau aussehen?

Fisciano: Wir werden unser Spiel an die Gegebenheiten anpassen und uns ein Stück weit verändern müssen: Einen Ausnahmekönner wie Isi im Team zu haben, bedeutet auch, dass man immer wieder von seiner individuellen Klasse profitiert. Andererseits kann es auch passieren, dass an manchen Stellen der Spielfluss aufgrund von Einzelaktionen stockt - und das sage ich als jemand, der zu seiner aktiven Zeiten eine richtige Schwanzkiste war! (lacht) Durch den Abgang müssen nun andere Jungs deutlich mehr Verantwortung übernehmen - in Momenten, in denen man ihm früher einfach den Ball gegeben hat, muss man nun selbst Entscheidungen treffen und Lösungen finden. Wir haben viele entwicklungsfähige Spieler und ich denke schon, dass wir noch ungenutzte Potentiale haben, die zukünftig stärker zum Tragen kommen könnten. Isis Abgang ist auf jeden Fall auch eine Chance! Wir werden definitiv variabler auftreten und das Kollektiv steht noch mehr im Vordergrund.

Auf den Killerinstinkt von Torjäger Ismail Yüce (in weiß) muss die SGV Nürnberg-Fürth 1883 fortan verzichten - den Ausnahmekönner zog es im Winter zu Liga-Konkurrent Vatanspor. Der schmerzhafte Abgang bedeutet aus Sicht von Mario Fisciano aber auch eine Chance für sein Team.

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Hat es im Winter noch andere Veränderungen gegeben? Gibt es Zu- oder weitere Abgänge zu vermelden?

Fisciano: Neben Ismail hat es bei uns einen weiteren Abgang gegeben: Firat Yalcin hat uns verlassen und ist zu Türkspor Nürnberg zurückgekehrt. Ansonsten gehen wir unverändert an den Start. Zwar haben wir uns natürlich auch nach dem einen oder anderen Neuzugang umgehört, man muss aber schon sagen, dass es - gerade im Winter - ohne großes Geld nicht einfach ist, geeignete Neuzugänge für sich zu gewinnen. Ich bin aber auch ohne weitere Veränderungen vom Kader, so wie er mir jetzt zur Verfügung steht, 100 Prozent überzeugt und freue mich, bald wieder mit den Jungs loszulegen.

Worauf wird in der Vorbereitung der Fokus liegen?

Fisciano: Am 17. Januar geht es bei uns wieder los und wir werden besonderen Wert auf taktische Inhalte legen - gerade auch um die veränderten Rollen und Abläufe der Jungs möglichst schnell zu verinnerlichen. Auch in Sachen Fitness wollen wir Gas geben, damit wir als Kollektiv unangenehm auftreten und in den Schlussminuten, wenn nötig, noch einmal zulegen können. Wir haben auch bezogen auf die Testspiele ein breites Spektrum abgedeckt, um auf die verschiedenen Anforderungen der Kreisliga vorbereitet zu sein.

Nach einem halben Jahr des Kennenlernens von Team und Liga: Wo siehst du euch im Vergleich zur Konkurrenz?

Fisciano: Aus meiner Sicht hat sich der Trend der ausgeglichenen Kreisliga auch in dieser Spielzeit weiter fortgesetzt. Mit Ausnahme der beiden Übermannschaften Gutenstetten und Vatanspor - die sind qualitativ ohne Frage einfach über dem Rest des Feldes einzuordnen - und hinten mit Frankonia, entscheiden letztlich Woche für Woche Kleinigkeiten über Sieg und Niederlage. Ich sehe meine Mannschaft sowohl individuell als auch in Sachen Kaderbreite total konkurrenzfähig. Einige Spieler haben gute Schritte nach vorne gemacht und tun uns gut, mit Enes Turhan haben wir einen guten Griff gemacht und David Greve kam aus der Fußball-Rente zurück und ist vom Spieler unserer 3. Mannschaft zum Kapitän geworden. Wir sind nach dem Umbruch im Sommer auf einem guten Weg und wollen diesen Stück für Stück weitergehen.

David Greve (in schwarz) hilft als Kapitän dabei mit den Umbruch an der Regelsbacher Straße erfolgreich voranzutreiben.

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Wo siehst du die größte Stärke deiner Truppe und wo habt ihr noch Raum für Verbesserungen?

Fisciano: Als großes Plus empfinde ich den Trainingseifer und das Engagement meiner Spieler sowie die Lernbereitschaft, gerade auch im taktischen Bereich. Es macht Spaß, die Jungs auf ihrem Weg zu begleiten. Auf der anderen Seite dürften wir als Gruppe noch mehr Vertrauen in die eigene Stärke entwickeln: Selbstvertrauen ist ein wichtiger Faktor für Erfolg und wir dürfen uns durchaus noch mehr zutrauen. Das ist aber ein normaler Prozess bei der Entwicklung einer jungen Mannschaft.

Angesichts der aktuellen Lage: Welche Saisonziele habt ihr für diese Spielzeit ins Auge gefasst und wann wäre die Spielzeit für dich eine erfolgreiche?

Fisciano: Ganz klar, oberste Priorität hat für uns der Klassenerhalt! Wir befinden uns aktuell vier Zähler über dem Strich und wollen in der engen Kreisliga möglichst schnell von unten weg. Dieses Ziel zu erreichen, kombiniert mit der Weiterentwicklung der Truppe, würde mich zufrieden auf die Saison zurückblicken lassen. Auf Sicht wird es für uns auch darum gehen, die SGV-Identität weiter hochzuhalten: Rund 80 Prozent unserer Jungs kommen aus dem eigenen Nachwuchs und auch in der Zukunft wollen wir diesen Weg weitergehen. Mit Armin Kujevic ist mein spielender Co-Trainer ja auch für die A-Junioren verantwortlich und wir sind im engen Austausch, um die Jungs frühzeitig an den Seniorenbereich heranzuführen. Die SGV-DNA ist wichtig und soll zukünftig noch deutlich mehr in den Vordergrund treten! Ein gutes Beispiel, wie es gehen kann und soll, ist dabei sicher Michalis Lazaridis, der mit seinen 19 Jahren den Sprung in die Kreisliga ganz hervorragend gemeistert hat!

Du selbst bist im Sommer nach vier Jahren als Trainer im Unterbau zum Kreisliga-Coach an der Regelsbacher Straße befördert worden. Hast du Unterschiede bei der Betreuung der beiden Teams für dich ausmachen können?

Fisciano: Es ist natürlich insofern etwas anderes, weil man als Trainer einer 1. Mannschaft anders im Fokus steht. Dafür hat man auf der anderen Seite Jungs mit höherer Qualität und mit anderen Ansprüchen - an sich selbst und dem Trainer gegenüber - unter seinen Fittichen. Ich würde sagen, dass die Arbeit insgesamt anspruchsvoller ist. Das Engagement und der eigene Ehrgeiz sind aber gleich geblieben, schließlich ist es als Trainer so oder so mein Bestreben, die Jungs und das Team voranzubringen.

Nach vier Jahren an der Seitenlinie der SGV Nürnberg-Fürth 1883 II ist Mario Fisciano seit Saisonbeginn an der Kreisliga-Seitenlinie angekommen.

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Wie sieht die Zukunft des ehrgeizigen Trainers Mario Fisciano aus?

Fisciano: Das ist eine gute Frage! So genau kann ich das gar nicht beantworten. Ich habe mir keine persönlichen Ziele gesteckt - in dem Sinne, dass ich nicht unbedingt bis hinauf in die Spielklasse XY trainieren muss. Wichtig ist für mich vielmehr bei einem Verein zu sein, der Struktur hat und Ambitionen sowie Ziele, die zu meinen passen. Wenn man eine tolle Truppe betreut, ist die Liga in meinen Augen schon ein Stück weit egal! Die Arbeit mit der Mannschaft muss einfach Spaß machen - und den habe ich mit meinem Team auf jeden Fall.