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Artikel veröffentlicht am 28.12.2022 um 07:00 Uhr

Sven Riese im Interview: Ich werde jetzt nicht das Aufstiegsziel ausgeben!

Nach einer mehr als durchwachsenen letzten Spielzeit, wo man erst spät den Klassenerhalt sichern konnte, übernahm im Sommer mit Torjäger Sven Riese das Amt des Spielertrainers beim ASC Boxdorf. Obwohl es seine erste Trainerstation ist, geht es beim ASC seitdem steil bergauf. Im fussballn.de-Interview der Woche spricht Sven Riese über seine ersten Erfahrungen im Trainergeschäft und die aktuelle Lage in Boxdorf.

Von Daniel Karnbaum

Sven Riese ist seit Sommer als Spielertrainer beim ASC Boxdorf tätig und verlängerte nun seinen Vertrag.

fussballn.de

Hallo Sven, wie nutzt du die fußballfreie Zeit? Einfach mal abschalten oder schon voll in den Planungen für die Vorbereitung und Rückrunde?

Sven Riese (34): Ich nutze die freie Zeit natürlich mit meiner Familie. Ich unternehme viel mit meiner Frau und den beiden Kindern und bin schon der Typ, der dann auch mal abschalten kann. Es herrscht auch eine gewisse Freude über die Weihnachtszeit, wo man einfach mal den Kopf freibekommt. Aber natürlich bin ich auch schon in den Planungen für die restliche Saison, halte Augen und Ohren offen, ob sich auf dem Markt etwas für uns anbietet.

Nach dem deutlichen 14:1-Kantersieg gegen den TV Glaishammer zum Jahresabschluss, kam für euch die Winterpause vielleicht zu einem ungünstigen Zeitpunkt?

Riese: Das stimmt schon, wir waren gut drauf und haben unsere Spiele weitestgehend erfolgreich gestalten können. Von daher kam die Pause vielleicht wirklich etwas ungelegen. Trotzdem bin ich der Meinung, dass es wichtig ist auch mal abzuschalten vom Fußball und die Zeit anderweitig zu nutzen. So ist die Vorfreude dann auch wesentlich größer, wenn es wieder losgeht auf dem Platz.

Man kennt dich aus der Landesliga, wo du sowohl für den TSV Buch, als auch für den FSV Stadeln am Ball warst. Wie kam es eigentlich dazu, dass du dann in der Kreisklasse beim ASC gelandet bist?

Riese: Das hatte hauptsächlich berufliche Gründe. Ich habe damals im Betrieb der Schwiegereltern mehr Verantwortung übernommen und somit weniger Zeit für den Fußball gehabt. In der Landesliga war es dann schwer, das Berufliche und den Fußball unter einen Hut zu bekommen. Ich bin auch nicht der Typ, der den Anspruch hat höherklassig Fußball zu spielen, dann aber nur einmal die Woche ins Training kommt. Wenn ich etwas mache, möchte ich es auch zu 100 Prozent machen. Zudem bin ich damals auch zum ersten Mal Vater geworden und habe dann einfach auch andere Prioritäten gesetzt. Trotzdem denke ich gerne an die Zeit zurück, da ich viele tolle Menschen kennengelernt und Freunde dazugewonnen habe. Damals war Alexander Eberlein in Boxdorf Trainer, den ich gut kannte und durch meine frühere Zeit in der Jugend vom ASC hab ich mich dann zum Schritt zurück nach Boxdorf entschlossen.

Sven Riese (links) möchte mit seiner Erfahrung vorangehen und der Mannschaft mit seinen Toren helfen.

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Seit Sommer bist du nun Spielertrainer beim ASC Boxdorf. Wie kam es dazu?

Riese: Ich habe damals als Spieler unter Roland "Landi" Frey angefangen meinen Trainerschein zu machen, einfach um etwas in der Hinterhand zu haben, habe damals aber nur wenig Zeit dafür gefunden. Als "Landi" dann zurückgetreten ist und auch die Vorstandschaft mitbekommen hat, dass ich meine C-Lizenz mache, haben wir die ersten Gespräche geführt und haben uns dann relativ schnell geeinigt. Ich bin dem Verein und der Vorstandschaft natürlich sehr dankbar für die Chance, die sie mir gegeben haben. Meine ersten Schritte als Trainer beim ASC gehen zu dürfen, ist nicht selbstverständlich. Insgesamt muss ich sagen, dass mir der Einstieg aber auch sehr leicht gemacht wurde. Die Mannschaft hat mich direkt als neuen Trainer akzeptiert und auch die fußballerische Idee, die ich habe, gut angenommen.

War es immer dein Plan, dass du irgendwann auch als Trainer tätig sein möchtest?

Riese: Nein! Der Gedanke war zunächst nicht da, als ich mit dem Trainerschein begonnen habe, dass ich direkt irgendwo als Trainer einsteigen werde. Erst mit der Zeit ist der Gedanke in mir gereift, als mich immer wieder Leute angesprochen haben, ob ich mir denn nicht vorstellen könne, auch mal eine Mannschaft zu trainieren. So kam das Ganze dann letztlich ins Rollen.

Auch für dich persönlich läuft es auf dem Platz richtig gut. 19 Tore in 14 Spielen sind schon ein Statement!

Riese: Ob ich die Tore mache oder jemand anderes, ist letztlich egal. Klar möchte ich mit meiner Erfahrung vorangehen und der Mannschaft auf dem Platz mit meinen Toren helfen. Die Treffer selbst sind für mich aber gar nicht das Ausschlaggebende, Hauptsache die Leistung stimmt. Ich bin einfach ein Mensch, der immer seine beste Leistung bringen möchte und nehme mich da auch als Spielertrainer nicht raus. In den vergangenen Jahren war das Spiel ehrlicherweise auch sehr auf mich zugeschnitten, sodass ich meistens derjenige war, der die Dinger dann auch gemacht hat. Diese Saison spielen wir ein etwas anderes System mit anderen taktischen Anforderungen. Wir spielen sehr offensiv und wollen die Chancen, die wir uns erarbeiten, auch möglichst nutzen. Das ist uns in der Hinrunde schon sehr gut gelungen, was unsere 66 erzielten Treffer auch unter Beweis stellen. Auch nach einer Führung lehnen wir uns nicht zurück und verwalten, sondern spielen weiter nach vorne.

Spielertrainer Sven Riese möchte mit gutem Fußball wieder mehr Zuschauer an den Sportplatz locken. Vom Aufstieg möchte er aber nichts hören, verlor man doch in der Vorrunde die Duelle gegen die direkte Konkurrenz.

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Deine erste Hinrunde als Spielertrainer ist nun vorüber. Wenn du auf dein erstes Halbjahr als Coach zurückblickst, was für ein Fazit würdest du ziehen?

Riese: Ich bin insgesamt zufrieden mit der bisherigen Saison, trotzdem gibt es natürlich immer Dinge, die man verbessern kann. Wir sind damals mit einem 2:0-Sieg gegen den Absteiger SV Poppenreuth gut gestartet und hatten dann bis zum Kärwa-Spiel bei den "88ern" einen ganz guten Lauf. Dort haben wir dann eines unserer schwächeren Spiele gezeigt und auch völlig verdient mit 1:4 verloren. Das Kärwa-Derby scheint für uns unter einem schlechten Stern zu stehen. Ich kann mich nicht erinnern, dass wir in den letzten Jahren mal gewonnen haben. (lacht) Zudem haben wir in der Vorrunde die direkten Duelle gegen die Konkurrenz von oben allesamt verloren, wo es in der Rückrunde anzusetzen gilt. Wir müssen aus den Fehlern der Hinrunde lernen und diese abstellen.

Lass uns nochmal auf die vergangene Saison zurückblicken, wo ihr lange Zeit gegen den Abstieg gespielt habt. Wie hast du diese Saison erlebt?

Riese: Die Spiele in der Saison waren wirklich nicht schön anzuschauen, trotzdem dachten wir, die individuelle Klasse unserer Mannschaft wird schon ausreichen, um nicht da unten reinzugeraten. Das ist uns dann um die Ohren geflogen! Unseren damaligen Coach "Landi" Frey trifft dabei aber meines Erachtens keine Schuld. Wir hatten mit vielen Verletzten zu kämpfen und hatten eine sehr schlechte Trainingsbeteiligung. So war es eigentlich kaum möglich, sich mit einer Mannschaft mal einzuspielen. Als wir dann die gute Phase vor der Corona-Pause hatten, dachten scheinbar viele es wird ein Selbstläufer, aber so war es nicht. Als "Landi" dann zurückgetreten war und Klaus Fischbäck übernommen hat, haben wir nochmal alle Kräfte gebündelt und zum Glück den Klassenerhalt dann auch gepackt.

Im Sommer hast du dann das Amt des Spielertrainers übernommen und es ist dir direkt gelungen, die Mannschaft in die Erfolgsspur zurückzuführen. Was sind die Gründe für den Aufschwung?

Riese: Das kann ich, wenn ich ehrlich bin, gar nicht so genau beantworten. Es steht nahezu die gleiche Mannschaft auf dem Platz, aber die Einstellung hat sich geändert. Die Trainingsbeteiligung ist von 0 auf 100 gestiegen, was mich als Trainer natürlich freut. Ob das letztlich an mir liegt oder nicht, das kann und will ich nicht beurteilen. Ich denke einfach auch, dass wir bisher kaum Verletzungssorgen haben und das schon ein wichtiger Faktor ist. Zudem ist vieles auch reine Kopfsache. Ich habe mir vor der Saison schon meine Gedanken gemacht, wie ich in die Köpfe der Spieler reinkomme und diese wieder frei bekomme.

Als Anerkennung deiner tollen Arbeit habt ihr euch vorzeitig auf eine Vertragsverlängerung geeinigt. Was sagst du dazu?

Riese: Ich freue mich auf die weitere Zusammenarbeit! Mein Co-Trainer Steven Spiegel, Christian Müller, Coach der Zweiten und meine Wenigkeit haben uns vorletzte Woche mit unserem Abteilungsleiter Klaus Fischbäck zusammengesetzt und unsere Gedanken ausgetauscht. Da es aktuell sehr gut läuft und auch der Verein mit unserer Arbeit sehr zufrieden ist, haben wir da schnell zusammengefunden.

Auch in dieser Spielzeit konnte Sven Riese schon ordentlich jubeln. Mit 19 Treffern aus 14 Spielen führt er die Torschützenliste der Liga an und möchte auch in der Rückrunde daran anknüpfen.

Wolfgang Cibura

Aktuell steht ihr an der Tabellenspitze, aber die Liga ist eng umkämpft. Wo führt der Weg des ASC Boxdorf am Saisonende hin?

Riese: Auch wenn wir aktuell an der Tabellenspitze stehen, werde ich jetzt sicherlich nicht den Aufstieg als Ziel ausgeben. Wir haben in der Hinrunde alle Duelle gegen die direkte Konkurrenz verloren, sodass wir uns nicht das Recht herausnehmen können vom Aufstieg zu sprechen. Wir wollen weiterhin guten Fußball zeigen, in der Rückrunde auch gegen "die Oberen" gewinnen und schauen dann, was am Ende dabei herauskommt.

Wie sieht der Winterfahrplan aus?

Riese: Wir werden im Februar mit der 1. und 2. Mannschaft ins Trainingslager nach Belek in die Türkei reisen. Das werden dann etwa 38 Mann sein und stärkt natürlich nochmal den Zusammenerhalt in der Truppe. Man ist in der Gruppe beisammen, spricht vielleicht auch mal mit Spielern, mit denen man sonst nicht so oft ins Gespräch kommt und hat natürlich bessere Bedingungen. Wer weiß, wie im Februar das Wetter in Deutschland wird. (lacht)

Sind im Winter Veränderungen am Kader geplant?

Riese: Wir halten die Augen und Ohren offen. Vielleicht gibt es ja Spieler, die woanders gerade mit ihrer Situation unzufrieden sind. Sollte es diesbezüglich Neuigkeiten geben, werdet ihr es erfahren. (lacht)