Peter Perchtold im Portrait Teil II: Ein Nürnberger coacht Österreichs Nationalteam - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 10.12.2022 um 08:00 Uhr
Peter Perchtold im Portrait Teil II: Ein Nürnberger coacht Österreichs Nationalteam
Peter Perchtold hat den kompletten Nachwuchs beim SC Feucht durchlaufen und damals den Sprung in die Regionalliga-Mannschaft der Zeidler geschafft. Nach Stationen als aktiver Fußballprofi beim VfB Stuttgart, 1.FC Nürnberg, einem Abstecher nach Australien und einer Zeit beim FSV Mainz 05 ist der Mittelfranke heute Co-Trainer von Teamchef Ralf Rangnick bei der Nationalmannschaft von Österreich.
Von Dirk Meier
Peter Perchtold mit Österreichs Cheftrainer Ralf Rangnick.
privat
Im ersten Teil hatten wir über die Laufbahn des Fußballers Peter Perchtold von der Jugend des SC Feucht bis in den Profibereich befasst. Mit der Saison 2012/13 startete der verletzungsgeplagte Perchtold offiziell als Co-Trainer beim FSV Mainz 05 II unter dem Schweizer Chefcoach Martin Schmidt, obwohl er eigentlich noch als Spieler auflaufen sollte. 2014 stieg die Mainzer U23 mit Schmidt und Perchtold in die 3. Liga auf. Im Februar 2015 wechselte das erfolgreiche Gespann von der U23 in die Bundesliga. 2016 führten beide die Mannschaft gar auf einen spektakulären sechsten Platz, was die erstmalige Qualifikation für die Europa League bedeutete, den bis heute größten Erfolg des Vereins. Aber die Folgesaison wurde schwierig, es gab viele Verletzte, die Belastung mit drei Wettbewerben war enorm und so hatte der Klub aus der Karneval-Hochburg mit dem Abstieg aus der Bundesliga zu kämpfen. Der Klassenerhalt wurde geschafft, aber Schmidt/Perchtold verlängerten nicht, sondern verließen Mainz. „In sechs Jahren habe ich viele spannende Persönlichkeiten kennengelernt und hatte darüber hinaus interessante Einblicke in die Arbeit fantastischer Trainer wie Thomas Tuchel oder Kasper Hjulmand“, resümierte Perchtold.

Von Mainz auf Schalke als Assistent von Domenico Tedesco

Peter Perchtold als Co-Trainer beim FC Schalke 04.
privat

Perchtold heuerte darauf beim FC Schalke 04 als Assistent von Domenico Tedesco an. Christian Heidel, zuvor Manager in Mainz und nun bei Schalke in der Verantwortung, hatte den Kontakt hergestellt und Perchtold ins Revier geholt. Perchtold (32) und Tedesco (31) verstanden sich auf Anhieb und bildeten das mit Abstand jüngste Trainergespann der Bundesliga. In der Premierensaison holten die Knappen sensationell die Vizemeisterschaft und erreichten das Halbfinale des DFB-Pokals, wo man sich denkbar unglücklich dem späteren Pokalsieger Eintracht Frankfurt geschlagen geben musste. Die Gedanken an das Zustandekommen des Ausscheidens lassen Perchtold auch heute noch emotional werden. „Das Pokalfinale hätte unsere Saison veredelt und wir hatten es einfach verdient, dieses zu erreichen“. Aber in der Folgesaison stockte der Motor der Schalker. Im März 2019 war dann nach einem 0:7 bei Manchester City im Achtelfinale der Champions League Schluss für Tedesco und Perchtold. Perchtold nutzte die anschließende Phase zur Regeneration und ließ sich mit seiner Frau Maria in Nürnberg-Fischbach nieder.

Rückkehr zum VfB Stuttgart

Im Sommer 2020 kam ein Angebot vom VfB Stuttgart, als Pellegrino Matarazzo sein Trainerteam nach dem Aufstieg in die Bundesliga verändern wollte. Der Aufsteiger begeisterte in der ersten Spielzeit und verpasste das internationale Geschäft nur knapp. In der vorigen Saison ging es konstant gegen den Abstieg, der Klassenerhalt konnte erst am letzten Spieltag dramatisch gesichert werden, als Wataru Endo in der Nachspielzeit zum vielumjubelten Siegtreffer gegen Köln traf.

Zum 1. Juni diesen Jahres heuerte Peter Perchtold in Österreich an, wo er 2020/21 schon die Prüfung zum Fußballlehrer abgelegt hatte. Ralf Rangnick wurde Teamchef, Perchtold neben Lars Kornetka Co-Trainer. “Durch die Herkunft meines Vaters habe ich schon eine emotionale Bindung zu dem Land und meiner neuen Aufgabe“, so Perchtold, Sohn eines Österreichers und einer Deutschen. Er entschied sich für die Zusammenarbeit mit Rangnick sogar gegen einige interessante Anfragen als Cheftrainer aus Deutschland und Österreich.

Peter Perchtold (r.) mit Österreichs Cheftrainer Ralf Rangnick und Co-Trainer Lars Kornetka (l.).
privat

Der Einstand Anfang Juni verlief mit einem 3:0-Sieg in Kroatien optimal. Aber Österreich spielte in der Gruppe A mit Kroatien und Frankreich, den beiden Finalisten der letzten Weltmeisterschaft, und Dänemark, das es bei der letzten Euro bis ins Halbfinale geschafft hatte. Am Ende stand der Abstieg aus der UEFA Nations League Gruppe A, weil es trotz ansprechender Leistung im letzten Spiel gegen Kroatien nicht zu einem Heimsieg reichte. "Wir haben gezeigt, dass wir gegen solche Gegner absolut konkurrenzfähig sind und müssen unsere Leistungen auf diesem Niveau einfach über 90 Minuten konservieren“, resümiert Perchtold. Das große Ziel der Nationalmannschaft ist die Qualifikation für die Europameisterschaft 2024 in Deutschland. In der Qualifikation trifft die Truppe aus der Alpenrepublik in der Gruppe F auf Belgien, Schweden, Aserbaidschan und Estland. Los geht es am 24. März 2023 im Heimspiel gegen Aserbaidschan. “Die Europameisterschaft in Deutschland wird ein Highlight, da will jeder Einzelne dabei sein. Hierzu müssen wir Erster oder Zweiter in der Gruppe werden”, weiß Perchtold.

Co-Trainer Österreichs mit Wohnort Nürnberg

Der Job bei einem Nationalteam unterscheidet sich grundlegend zu den Herausforderungen des Bundesligaalltags. Perchtold kann seinen Job als Co-Trainer außerhalb der Länderspiel-Fenster von Nürnberg aus erledigen, ist aber häufig auf Reisen. “Ich bin viel im süddeutschen Raum, aber auch in Salzburg, Wien oder anderen Regionen Österreichs unterwegs. Dennoch verbringe ich trotz der intensiven und herausfordernden Aufgabe aktuell mehr Zeit denn je mit meiner Familie. Ich bin in den letzten vier Monaten sicherlich ein besserer Vater und Ehemann geworden. Nicht dass ich dies davor nicht war, aber aktuell bekommen mein Sohn und meine schwangere Frau die zeitliche Aufmerksamkeit, die sie verdienen.“ Die meisten aktuellen Nationalspieler Österreichs spielen in Deutschland oder wie David Alaba in anderen großen Ligen. Nicht immer können alle potentiellen Nationalspieler live beobachtet und gesichtet werden, es müssen auch Spiele im Fernsehen oder über Analyseportale geschaut werden. Scouting ist zwischen den Lehrgängen eigentlich der wichtigste Aufgabenbereich. In der Trainingsarbeit mit der Nationalauswahl geht es darum, “in begrenzter Zeit unterschiedliche Ideen der Vereine in einheitliche Abläufe umzuwandeln, eine gemeinsame Sprache zu sprechen”, so Perchtold. Bis zum Start der Qualifikation im März gibt es noch vieles zu sichten, zu organisieren und vorzubereiten. Eine Arbeit, die dem Trainer Peter Perchtold sichtlich Spaß macht.

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Steckbrief P. Perchtold

Peter Perchtold
Alter
40
Geburtsort
Nürnberg
Wohnort
Nürnberg-Fischbach
Familie
verheiratet, 1 Kind
Nation
Deutschland
Größe
189 cm
Gewicht
88 kg
Starker Fuß
Rechtsfuß
Lieb.-Position
offensives Mittelfeld
Nachwuchs:
07/1990 bis 06/2003 1. SC Feucht


Spielerstationen P. Perchtold

11/12
BuLi
 
10/11
BuLi
 
08/09
2. BuLi
07/08
BuLi
 
07/08
REGL
 
06/07
REGL
 
05/06
REGL
 
04/05
REGL
03/04
REGL
 
02/03
 
01/02
 

Teammitarbeiter P. Perchtold

22/23
Österreich. NM
Co-Trainer
21/22
VfB Stuttgart
Co-Trainer
20/21
VfB Stuttgart
Co-Trainer
18/19
Schalke 04
Co-Trainer
17/18
Schalke 04
Co-Trainer
16/17
FSV Mainz 05
Co-Trainer
15/16
FSV Mainz 05
Co-Trainer
14/15
FSV Mainz 05
Co-Trainer
14/15
FSV Mainz 05 2
Co-Trainer
13/14
FSV Mainz 05 2
Co-Trainer
12/13
FSV Mainz 05 2
Co-Trainer

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