Vertrag bei Greuther Fürth: Der Aufstieg des Straßenkickers Alexander Beusch - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 04.12.2022 um 09:00 Uhr
Vertrag bei Greuther Fürth: Der Aufstieg des Straßenkickers Alexander Beusch
Es klingt arg nach einem Märchen eines Fußballers, das noch nicht zu Ende erzählt scheint: Erst mit 15 Jahren kickte Alexander Beusch erstmals in einem Verein. In seinem regulär ersten Halbjahr bei den Herren sorgte der 19-Jährige beim Bezirksliga-Aufsteiger SC Germania Nürnberg dermaßen für Furore, dass er mittlerweile einen Berater hat, der ihn nun bei der SpVgg Greuther Fürth unter Vertrag brachte. 
Von Marco Galuska
Alexander Beusch hat den nächsten Schritt gewagt und ist zur SpVgg Greuther Fürth gewechselt.
fussballn.de / Oßwald
"Er ist schnell, quirlig, geht in die Tiefe - dorthin, wo es weh tut. Das sieht man selten", sagt Spielerberater Yasar Calisir über seinen neuesten Klienten. Dass jener Alexander Beusch, von dem hier die Rede ist, seit wenigen Wochen über einen Berater im Fußball verfügt, klingt fast schon absurd, bedenkt man, dass der 19-Jährige erst ein halbes Jahr in der Bezirksliga am Ball war.

"Seine Geschichte ist besonders, das findet man so eigentlich nicht mehr", unterstreicht Calisir, der im Fußballgeschäft schon einiges gesehen hat und anfangs selbst den Kopf geschüttelt hatte, als ihm ein Anruf am Mailänder Flughafen auf dem Weg in die Türkei erreichte. Dorin Prelipcean, selbst seit Jahren im Amateurfußball am Ball, hatte Calisir, der einen gemeinsamen Freund im rumänischen Profifußball betreut, den Tipp gegeben. Genauer gesagt war es ein klarer Appell: "Den Jungen musst du dir anschauen!" Bezirksliga war aber bislang wahrlich nicht das Talentbecken, in dem der Berater, zu dessen Klienten auch der einstige kroatische Superstar Robert Prosinecki gehört, gefischt hätte.

Beim Post SV Nürnberg setzte man den Youngster aus der U19 auch schon in der Kreisliga bei den Herren ein. Das Interesse einiger Vereine war im Sommer geweckt. 
fussballn.de

Dass der junge Alexander Beusch aber kein gewöhnlicher Bezirksliga-Spieler war, sprach sich in der Liga schnell herum. Der Sommer-Neuzugang hatte entscheidenden Anteil daran, dass die Germanen die Herbstmeisterschaft feiern konnten. Allein das war schon ein ordentlicher Sprung für einen Jungen, der erst vier Jahre vorher überhaupt zum ersten Mal in einem Verein Fußball spielte. "Ich hatte es von zu Hause nur fünf Minuten bis zum Bolzplatz und habe dann auch mit den Älteren am Annapark in der Nürnberger Südstadt gespielt, aber ehrlich gesagt hatte ich immer ein bisschen Angst vor einem Probetraining bei einem Verein. Mit 15 habe ich mich dann aber doch getraut", erklärt Beusch seinen außergewöhnlichen fußballerischen Werdegang.

Einstieg beim Post SV, Aufstieg bei Germania

Bei der Vereinssuche wurde der Deutsch-Kolumbianer bei den B-Junioren des Post SV Nürnberg fündig. "Ich habe mich dort sehr wohl gefühlt und sehr viel gelernt. Mit meinem Trainer bei der U19, Stefan Kühnlein, habe ich dann später auch zusammen in der Ersten gespielt", schaut Beusch gerne auf seine erste Station im Jugend- und Herrenfußball am Ebensee zurück. Die Einsätze als Jugendlicher bei den Post-Herren weckten Begehrlichkeiten und so gab es im Sommer einige Anfragen aus Landes- und Bezirksliga. "Ich habe mich für Germania entschieden. Und es war auch gut so, weil ich viel Spielzeit bekommen habe." Mit seinem Kumpel Giuseppe Viteritti entwickelte der Youngster einen außergewöhnlichen Fleiß, war schon früh vor den Trainingseinheiten auf dem Platz und konnte auch danach kaum genug bekommen. Die Resultate zeigten sich Woche für Woche, in denen Beusch schnell zu einem Erfolgsfaktor der Elf von Serdar Dinc wurde.

Für elf Treffer und einige Vorlagen durfte sich Youngster Alexander Beusch im ersten Halbjahr beim SC Germania Nürnberg feiern lassen.
Detlef Knispel

Belgien muss für den Berater warten

Im Spätsommer war Beusch aber nicht nur bei einigen höherklassigen Vereinen auf dem berühmten Wunschzettel, sondern auch unter Beobachtung von Yasar Calisir. "Ich habe mich umgehört, das Training beobachtet und ab Oktober jedes Spiel von ihm gesehen", sagt der Berater, der selbst seine fußballerischen Wurzeln am Annapark hat. "Ich hatte zwar den Ehrgeiz und den Fleiß, aber selbst nicht das große Talent", blickt Calisir auf seine Zeit als Fußballer, die ihn vom TV Jahn 63 über die DJK Sparta Noris immerhin in die Bayernliga-U19 des SV Nürnberg-Süd 1873 geführt hatte. Zur Jahrtausend-Wende war er an der Gründung des SV Eyüp Sultan beteiligt, spielte beim TSV Wendelstein und war später Sportlicher Leiter beim Landesligisten Dergahspor Nürnberg. Im Fußball ist der 44-Jährige, älterer Bruder von Soner Calisir, seit langer Zeit aber vor allem als lizenzierter Spielerberater unterwegs und hat viel Gesehen in den Profi-Ligen Europas. Als der Tipp aus der Heimat in Nürnberg mit dem ihm bis dato unbekannten Bezirksliga-Spieler kam, stand eigentlich ein weiterer Umzug, diesmal in Richtung Belgien, bevor. Doch Calisir blieb. Er blieb wegen Beusch.

Die Charakterfrage entscheidet

Alexander Beusch mit seinem Berater Yasar Calisir nach der Vertragsunterzeichnung bei der SpVgg Greuther Fürth.
privat

"Charakter schlägt immer Talent! Der Charakter zeigt den Weg einer Karriere vor", sagt Calisir und wollte mehr wissen über den talentierten Jungen, der als Spätstarter einen kometenhaften Aufstieg im hiesigen Amateurfußball erlebte. Aus einem ersten Kennenlernen wurden tägliche Gespräche. "Das hat mir Selbstvertrauen gegeben und das Feuer in mir so richtig entfacht", sagt Beusch heute über seinen Berater. Dieser war auch abseits des Platzes charakterlich vom Germania-Youngster überzeugt, wollte aber erst einmal ausloten, wohin der nächste Schritt gehen konnte. Denn das dieser alsbald kommen müsse, davon war Calisir überzeugt und hinterlegte die Wechselabsicht beim Bezirksligisten.

Kein Abiama 2.0

Im Probetraining beim Bayernligisten ATSV Erlangen überzeugte Beusch auf Anhieb. Mit jener Erkenntnis, dass es wohl auch zwei Ligen höher reichen würde, ließ Calisir seine Kontakte zur SpVgg Greuther Fürth spielen. Dass man beim Kleeblatt mit der Verpflichtung von Dickson Abiama schon einmal einen Treffer in der Nachbarschaft landen konnte, mag sicherlich insofern nicht hinderlich gewesen sein, dass man wieder ein offenes Ohr hatte, auch wenn Calisir darauf besteht, in Alexander Beusch keinen Abiama 2.0 zu sehen: "Da steckt eine andere Geschichte dahinter. Ich mag so einen Vergleich nicht!"

Gemein hat Beusch mit Abiama aber auf alle Fälle, dass auch er beim Vorspielen bei der U23 in Fürth überzeugen konnte und nun auch offiziell bei der SpVgg Greuther Fürth unter Vertrag steht. "Ich war im positiven Sinne aufgeregt, hatte aber keine Angst und habe vier Einheiten in drei Tagen mitgemacht. Dass der Trainer einen Jungen von unten holt, weiß ich sehr zu schätzen", gibt sich Beusch demütig und freut sich "auf das nächstes Fußballerleben".

Der nächste Schritt als Fußballer: Vertragsunterzeichnung bei der SpVgg Greuther Fürth.
privat

Umstellung und Biss für den Durchbruch gefragt

Für den Jungen aus der Südstadt ist die nächste Stufe im Fußball mit harter Arbeit verbunden. Darüber sind sich Berater und Spieler im Klaren: "Alex macht nächstes Jahr sein Fachabitur, fährt von der Schule mit dem Fahrrad zum Training und auch wieder zurück nach Hause in die Südstadt. Ich könnte ihn natürlich fahren, aber er muss sich durchkämpfen im neuen Lebensabschnitt und braucht keinen, der ihn das Händchen hält", sagt Calisir, der zur Bodenständigkeit aufruft: "Bis jetzt war es ein Höhenflug, aber es wird auch mal Rückschläge geben und da zeigt sich dann der Charakter. Von der Bezirksliga in die Regionalliga ist schon eine große Sache, aber ich bin überzeugt von ihm, dass er den Durchbruch schaffen kann, weil er auch die Einstellung dazu hat. So einen Spieler habe ich seit Jahren gesucht!"

Den Fokus und den Willen sich beim Kleeblatt, wo er mindestens bis 2024 unter Vertrag steht, durchzubeißen, betont Beusch: "Ich habe richtig Bock drauf, mich komplett reinzuhängen, alles zu geben!" Vergessen möchte er dabei nicht seine Wegbegleiter vom Bolzplatz, seine Mitspieler und Trainer vom Post SV und SC Germania, aber vor allem seiner Familie und seinem Berater, der ihm die Tür geöffnet hat, ist er dankbar - und natürlich seinem neuen Trainer Petr Ruman und der SpVgg Greuther Fürth, die ihm jetzt das Vertrauen geschenkt haben. Zu guter Letzt muss sich der 19-Jährige dann auch noch einmal selbst kneifen: "Es ist schon krass und eigentlich unvorstellbar, dass über mich überhaupt berichtet wird!

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Leser-Kommentare

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