Manuel Bergmüller im Interview: Ein Trainer-Duo kann auch funktionieren - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 30.11.2022 um 07:00 Uhr
Manuel Bergmüller im Interview: Ein Trainer-Duo kann auch funktionieren
Manuel Bergmüller stieß zu Saisonbeginn zum Post SV und bildet seitdem gemeinsam mit Rafael Wieczorek ein Trainer-Duo am Ebensee. Die junge Truppe entwickelte sich seither prächtig und überwintert überraschend an der Tabellenspitze der Kreisliga Nürnberg. Im fussballn.de-Interview der Woche blickt der 46-jährige Motivator auf seine ersten Monate am Ebensee zurück und verrät, was ihn zum Limoncello-Trinker machte.
Von Michael Watzinger
Manuel Bergmüller führte den Post SV als Trainer-Duo mit Rafael Wieczorek zur Winterpause an die Spitze des Nürnberger Kreisoberhauses.
B. Fromm
Hallo Manuel, seit Juni bist du nun zurück beim Post SV. Wie würdest du die ersten Monate seit dem von Dir erklärten "Nachhausekommen" beschreiben?

Manuel Bergmüller (46): Meine Anfangszeit, zurück beim Post SV, war auf jeden Fall sehr interessant und aufschlussreich. Ich bin sehr gut aufgenommen worden und habe eine junge Mannschaft vorgefunden, die sehr fleißig ist. Wir wussten nicht so recht, wo wir stehen, gerade weil die Kreisliga in dieser Spielzeit sehr stark und ausgeglichen besetzt ist. Inzwischen kann man aber schon sagen, dass wir eine unheimlich intakte und wissbegierige Truppe haben, und dass es großen Spaß macht mit ihr zu arbeiten.

Am Ebensee bist du gemeinsam mit Rafael Wieczorek Teil eines Trainer-Duos. Wie hat man sich die Zusammenarbeit genau vorzustellen?


Bergmüller: Die Zusammenarbeit mit Raffo läuft sehr gut! Gleich zu Beginn wurden die Kompetenzen klar verteilt, was aus meiner Sicht ganz allgemein ein wichtiger Punkt bei einem Trainer-Duo ist, damit jeder seine Rolle kennt und alles in geordneten Bahnen verlaufen kann. Bei uns kann so jeder seine Stärken einbringen: Raffo bringt unheimlich gute Elemente in der Detailarbeit wie zum Beispiel dem Techniktraining mit ein und macht Übungen, die ich so nicht kannte. Ich habe eher Spielformen und das große Ganze im Blick und übernehme in der Regel die Ansprachen, weil das Motivieren schon zu meinen großen Stärken zählt. Letztlich machen wir alles gemeinsam und das Training besteht meist aus zwei Teilen, sodass sich jeder voll einbringen kann und das Team sämtliche Unterstützung von uns beiden bekommt. Das Ganze fühlt sich sehr gut an!

Manuel Bergmüller kümmert sich beim Post SV als Teil des Trainer-Duos unter anderem um die Ansprachen der Mannschaft.
B. Fromm

Du selbst hattest dir nach deiner Station beim TSV Buch nach einem einschneidenden Erlebnis auch aus privaten Gründen eine Auszeit genommen. Hat diese deinen Blick auf die Trainer-Tätigkeit verändert?

Bergmüller:
Nein, das würde ich nicht sagen. Zunächst einmal muss ich dazu sagen, dass meine Auszeit letztlich länger ging als bis zum Juni, weil ich nach dem Autounfall innerhalb der Familie gebraucht wurde - und die Familie nicht nur an erster, sondern an den ersten drei Stellen bei mir steht! So kam ich letztlich erst im Oktober so richtig beim Post SV an. Auf privater Ebene hat mir die ganze Geschichte natürlich schon Demut beigebracht, schließlich können sich die Dinge im Leben vom einen auf den anderen Moment verändern. Auf Trainer-Ebene würde ich nicht sagen, dass mich die Geschichte verändert hat, da bin ich aus meiner Sicht der Gleiche geblieben.

Kommen wir zum Sportlichen: Der Post SV überwintert in der Kreisliga Nürnberg an der Tabellenspitze! Wie fühlt sich das für dich an? Und war diese Platzierung für dich im Vorfeld so abzusehen?

Bergmüller:
Ganz ehrlich: Das war so überhaupt nicht abzusehen! Wir hatten dann im Laufe der Vorbereitung doch noch ein paar Abgänge von Spielern, denen wir eine wichtige Rolle innerhalb der Mannschaft zugedacht hatten und das hat uns im ersten Moment schon getroffen. Die Liga ist nicht nur in der Breite unheimlich ausgeglichen besetzt, sondern auch in der Spitze brutal stark: Stetten, Vatanspor, Veitsbronn, auch den FC Bayern Kickers, der ja noch Nachholspiele in der Hinterhand hat, muss man als Teams da sicher mit reinrechnen. Im Vorfeld der Saison hab ich mir gedacht: Wenn am Ende ein einstelliger Platz für uns rausspringt, ist es eine gute Saison! Es war zu diesem Zeitpunkt nicht abzusehen, dass diese Spielzeit so für uns laufen wird. Umso glücklicher bin ich natürlich nun über die jüngsten Entwicklungsschritte, die unsere Mannschaft durchlaufen hat. Die Jungs haben es bislang einfach auch richtig gut gemacht!

Florian Almosdörfer (r.) und der Post SV überwintern an der Kreisliga-Spitze, die Konkurrenz um Vatanspor (in grau) schläft allerdings keinesfalls. Manuel Bergmüller sieht ein starkes Teilnehmerfeld im Nürnberger Kreisoberhaus.
fussballn.de / Karnbaum

Klingt nach Understatement...

Bergmüller:
Das ist es aber nicht! Im Vorfeld war das so einfach nicht zu erwarten! Ich denke, wenn man die Qualität der Einzelspieler ansieht, gibt es auch stärker besetzte Teams als uns. Unsere Jungs sind aber extrem fleißig und arbeiten wirklich gut als Einheit - und dann hat man eben in einigen Momenten auch das nötige Quäntchen Glück, welches wir uns aber auch erarbeitet haben. Es ist schon ein ganz geiles Gefühl, in der Winterpause an der Spitze zu stehen! Das heißt aber nicht, dass man die Sachlage nicht auch vernünftig und realistisch einschätzen kann: Wir wissen schon auch, wo wir herkommen. Das darf man aus meiner Sicht einfach auch nicht vergessen.

Der Post SV hat insgesamt eine tolle Entwicklung durchgemacht - vergangene Spielzeit lange im Abstiegskampf, spielt man in dieser Saison um den Aufstieg mit. Was sind aus deiner Sicht die Gründe für den Aufschwung?

Bergmüller:
Ohne das Ganze zu hoch hängen zu wollen, denke ich schon, dass die Jungs von Raffo und mir als Trainer-Duo profitieren und sich gut entwickelt haben: Unsere Mannschaft ist nicht zuletzt dank Raffo eine der technisch versiertesten Teams der Liga und spielt wirklich einen ansehnlichen, mutigen Fußball. Ich bringe die emotionale und taktische Komponente mit ein und die Jungs haben alles bislang perfekt umgesetzt. Es gibt ja das Vorurteil, ein Trainer-Duo wäre vom Vornherein zum Scheitern verurteilt. Es ist schön, das widerlegen zu können: Ein Trainer-Duo kann auch funktionieren!

Unter dem Trainer-Duo Rafael Wieczorek (in blau) und Manuel Bergmüller (in schwarz) mauserte sich der Post SV zum Spitzenreiter im Nürnberger Kreisoberhaus.
Post SV Nürnberg

Was macht die Truppe für dich so besonders?

Bergmüller:
Ein ganz großes Plus ist sicher der Gemeinschaftssinn der Truppe! Viele sind schon lange im Verein und es herrscht eine große Verbundenheit. Die Gemeinschaft unternimmt sehr viel zusammen, schaut sich des Öfteren gemeinsam Spiele der A-Junioren oder der 2. Mannschaft an. Wir funktionieren als Einheit und alle haben einfach große Lust auf unseren gemeinsamen Weg. Hinzu kommt sicher auch, dass die Rolle des Underdogs, der ein wenig die Großen ärgern kann und immer mehr Selbstvertrauen entwickelt, schon auch eine gewisse Motivation mit sich bringt.

Wo siehst du die Stärken der Mannschaft und wo habt ihr noch Luft nach oben?

Bergmüller:
Oh Gott, so viel Zeit haben wir nicht, um alle Punkte auszuführen, in denen wir noch Verbesserungspotential haben! (schmunzelt) Also einer der wichtigsten Punkte ist wohl das Thema Intensität: Es geht darum, das technische Vermögen auch bei höherer Geschwindigkeit und unter größerem Druck abrufen zu können. Ich habe mal aus Spaß eine Übung aus meiner Bucher Zeit mit den Jungs gemacht - und wir waren gefühlt nach einer halben Stunde richtig platt. Da ist also sicherlich Luft nach oben. Was mir sehr gut gefällt, ist unser Drang zum Tor, wir wollen Tore erzielen! Wir stellen nicht umsonst die beste Offensive - und das auch, weil wir sehr flexibel und damit schwer auszurechnen sind.

Dynamisch und mit viel Zug zum Tor: Moritz Sharghi (r.) und der Post SV gefallen durch ihre offensive Spielweise.
fussballn.de

Du selbst trinkst nach einem erfolgreichen Spieltag immer einen Limoncello auf deine Mannschaft und teilst das in den sozialen Medien. Wie kam es zu diesem kuriosen Brauch, was steckt dahinter?

Bergmüller:
Zunächst mal: Limoncello mag ich eigentlich überhaupt nicht! (lacht)
Ich habe aber von der Bucher Physiotherapeutin eine Flasche aus dem Italien-Urlaub mitgebracht bekommen und als der TSV Buch, zu dem ich ja immer noch einen guten Draht habe, den Bock umgestoßen hat und auch wir beim Post SV erfolgreich waren, habe ich etwas zum darauf Anstoßen gebraucht - und nur den Limoncello daheim gehabt! Das hat sich dann so bewährt und mittlerweile schreiben mir die Leute nach Siegen schon, wo denn der Limoncello bleibt! (lacht) Ich finde es lustig und auch schön, weil es zeigt, dass die Leute unseren Weg schon mit Interesse verfolgen.

Schon mal drüber nachgedacht, welches Getränk es am Saisonende wird, sollte der große Coup vom Aufstieg gelingen?

Bergmüller: Das ist noch so ein weiter Weg, da habe ich bislang nicht drüber nachgedacht! Mir ist aber zugetragen worden, dass es beim Di-Dio-Feinkostladen ein ganzes Fass Limoncello geben soll. Vielleicht würde es also das werden! (lacht) 

Man kann von einem engen Aufstiegsrennen bis zum Schluss ausgehen. Worauf wird es deiner Ansicht nach ankommen?

Bergmüller:
Ich halte es jetzt mal ganz einfach: Es sind noch elf Spiele und derjenige, der die meisten davon gewinnt, wird aufsteigen. (lacht) Wir wollen hart trainieren und in der Winterpause die Grundlage schaffen, um weiter oben mit dabei bleiben zu können. Wir haben mit dem Kunstrasen gute Voraussetzungen und gegenüber dem einen oder anderen Konkurrenten sicher einen kleinen Vorteil. Diesen wollen wir nutzen und fleißig sein! Wir wollen weiter zeigen, was wir können und möglichst viele Spiele gewinnen.

Kapitän Tim Niklaus (m.) und der Post SV wollen auch nach der Winterpause weiter Grund zum Jubeln haben.
fussballn.de / Karnbaum

Wie sehen deine Ziele mit dem PSV, und wie deine Zukunft als Trainer aus?


Bergmüller:
In erster Linie wollen wir einfach eine sehr erfolgreiche Rückrunde spielen! Ich selbst möchte mich gemeinsam mit Raffo weiter entwickeln und ein noch besserer Trainer werden. Ich fühle mich pudelwohl und habe in dieser Konstellation bei Post etwas weniger Druck, was sich von vorherigen Stationen teilweise unterscheidet und deutlich angenehmer ist. Der Fokus liegt hier deutlich mehr auf dem Team als auf Dingen fernab des Platzes.

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Leser-Kommentare

Steckbrief M. Bergmüller

Manuel Bergmüller
Alter
48
Wohnort
Nürnberg
Familie
verheiratet
Nation
Deutschland
Größe
177 cm
Gewicht
82 kg


Trainerstationen M. Bergmüller

21/22
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19/21
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KL
 
16/17
KL
 
16/17
AK
 
15/16
KL
 
14/15
KK
11/12
KL
 
10/11
KL
 
09/10
KK
 

Tabelle Kreisliga Nürnberg

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
2
19
62:25
42
6
18
48:27
32
7
17
39:29
26
8
16
43:20
24
10
17
34:41
23
12
19
28:48
19
13
18
34:43
19
14
17
30:38
18
15
19
28:57
11
16
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6:109
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Bei punktgleichen Teams: Sondertabelle der Punktgleichen

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