Erlangen-Pegnitzgrund | Nicht angemeldet | Registrieren | Login

Artikel veröffentlicht am 23.11.2022 um 07:00 Uhr

Florian Bauer im Interview: Wir wollen Spiele gewinnen! Aufstieg? Auch gerne!

INTERVIEW Nach einem holprigen Start ist der SC Großschwarzenlohe in der Spitzengruppe der Landesliga Nordost angekommen. Seit drei Monaten ist Groß'lohe ungeschlagen, möglicherweise bleibt das auch für eine ganze Weile noch so. Im fussballn.de-Interview der Woche spricht Trainer Florian Bauer (34) über die Entwicklung beim "Herzverein" und benennt auch ein klares Ziel für den weiteren Saisonverlauf.

Von Marco Galuska

Florian Bauer kann auf eine bemerkenswerte Entwicklung in seinen Jahren als SCG-Trainer zurückblicken.

fussballn.de / Strauch

Planmäßig wäre ja jetzt schon Winterpause, doch nach der Absage in Buch am vergangenen Samstag soll es in die Verlängerung gehen. Wie geht man damit um?

Florian Bauer: Wir müssen, so gut es geht, normal weitertrainieren, haben jetzt am Dienstag aber auch ein Indoor-Training gemacht, weil der Boden natürlich nicht besser wird. Für uns wäre aber vor allem wichtig, wenn es eine möglichst frühe Entscheidung gäbe. Man hat ja auch schon über eine vorzeitige Winterpause nachgedacht.

Seid ihr froh, dass der Abschluss naht oder bremst die Pause nicht euren Lauf?

Bauer: Wir hätten am Samstag super gerne gespielt und natürlich am liebsten den Flow mitgenommen. Aber ich sehe es relativ emotionslos, weil wir es nicht beeinflussen können. Die eine Woche mehr ist ok, aber ich hoffe nicht, dass es noch zwei Wochen werden. Da sollte schon mal dann Klarheit herrschen.

Du bist seit 2017 Spielertrainer beim SC Großschwarzenlohe. Wartet das schönste Weihnachten für dich im Verein?

Bauer: Das ist eine gute Frage, über die ich mir derzeit auch schon ein wenig Gedanken gemacht habe, schließlich will man ja an der Weihnachtsfeier auch ein bisschen was sagen. Ich glaube, man muss da jedes Jahr isoliert betrachten, die Ausgangslage hat sich schon ziemlich geändert. Es ist enorm, wie sich der Verein entwickelt hat. Als ich unterschrieben habe, war es ein Kreisligist. Der direkte Aufstieg in die Landesliga war so nicht zu erwarten. Das erste Jahr in der Landesliga war vielleicht sogar ein noch größerer Erfolg als aktuell der vierte Platz. Aber die Gesamtentwicklung mitsamt der Infrastruktur ist schon richtig gut, zudem haben wir eine spannende Truppe.

Nicht nur die Truppe, auch das neue Trainergespann mit Fabian Schäll seit dieser Saison ist spannend. Erzähl uns doch mal deine Eindrücke nach dem ersten halben Jahr!

Bauer: Man muss da ja die Ebenen schon trennen. Das eine ist die Freundschaft, aber dann gibt es eben auch die Trainerarbeit und da braucht es auch Konfliktgespräche und eine gesunde Reibung. Für mich ergibt sich daraus persönlich ein großer Mehrwert, wenn man da einen "Sparringspartner" hat. Wir haben die Saison als "next chapter" ausgerufen. Denn ein Florian Bauer verändert sich nicht um 180 Grad, auch die Mannschaft ist keine komplett andere geworden, daher fand ich es extrem wichtig, dass neue Impulse hinzukommen. Dass es in der Tabelle gut ausschaut, ist toll, aber vor allem sehe ich, dass die Trainingsarbeit auf einem hohen Niveau läuft. Da bin ich in acht von zehn Einheiten sehr zufrieden!

Fabian Schäll ist seit dieser Saison Teil des SCG-Trainer-Duos mit Florian Bauer.

fussballn.de

Der Start in die Runde war mit vier Punkten aus fünf Partien eher holprig...

Bauer: Ich war im Sommer zu Beginn selbst nicht da, hab das nur aus der Entfernung verfolgen können. Da will ich mir auch kein genaues Urteil erlauben, weil man die Spiele schon sehen und spüren muss. Ich kann aber sagen, dass ich bei meiner Rückkehr eine Mannschaft erlebt habe, die voller Elan war, der nur ein bisschen der Glaube an den Erfolg gefehlt hatte.

Ihr seid in der Landesliga Nordost die Mannschaft der Stunde, seit Ende August ungeschlagen. Wie kommt es zu so einer Entwicklung?

Bauer: Wir haben viele Dinge ausprobiert, was ich wichtig finde. Im Fußball lässt sich am Ende auch nicht alles erklären. Sicher gehört auch ein gewisses Matchglück dazu, aber harte Fakten gibt es auch: Wir schießen viele Tore, kriegen recht wenig Gegentreffer, haben eine extrem hohe Trainingsbeteiligung mit entsprechender Trainingsqualität. Und wir haben einen breiten Kader, der uns auch zu harten Entscheidungen führt, wenn man zum Beispiel seinen besten Torschützen auf die Bank setzt, weil Nuancen den Ausschlag geben.

Zum bisherigen Team kam der ein oder andere Neuzugang im Sommer hinzu, der so ein Luxusproblem ermöglicht, wenn man beispielsweise an den spielenden Co-Trainer Fabian Klose oder Maximilian Takacs denkt...

Bauer: Das sind gute Jungs, gar keine Frage! Aber man könnte genauso Timo Kräftner aufzählen, der aus der Quelle-Jugend kam und sich unglaublich gut entwickelt hat. Aber ich bin generell kein Freund davon, Namen aus einer Mannschaft herauszupicken, weil man immer das Gesamte sehen muss und nicht allein die Scorerlisten. Es ist schön zu sehen, wenn man spürt, wie sich die Jungs für den Verein zerreißen.

Die späten Siege, wie zuletzt gegen Schwabach, sprechen für...?

Bauer: ...eine gute Mannschaft und einen fitten Haufen! Wir haben eine hohe Laufintensivität in unserem Spiel, das merke ich selbst im Training, obwohl ich ja nicht mehr selbst viel spiele.

Zeigen auch die wenigen eigenen Einsätze die Entwicklung der Truppe?

Bauer: Sicherlich! Ich hatte zwar schon drei Bandscheibenvorfälle, fühle mich aber trotzdem fit und habe es immer geliebt zu spielen! Rückblickend hätte ich schon früher als Spielertrainer anfangen sollen. Wir sind als Team gewachsen, da braucht es nicht mehr zwingend das "Alphatier" Florian Bauer auf dem Platz. Auch wenn es noch aussteht, dass Fabi Schäll, Fabi Klose und ich sozusagen als Trainer-Trio gemeinsam auf dem Platz sind.

Florian Bauer war in dieser Saison nur bei drei Kurzeinsätzen selbst auf dem Platz.

fussballn.de

Auch ein schönes Ziel! Aber mit den 40 Punkten in Sichtweite müssen wir über neue Ziele reden!

Bauer: Wir wollen weiterhin jedes Spiel gewinnen - und steigen am Ende auch gerne auf! Den Klassenerhalt, um den es für uns in erster Linie ging, haben wir im Oktober geschafft. Ich sehe keine absolute Spitzenmannschaft in der Liga, sondern fünf bis sechs, die da oben mitspielen - und da gehören wir dazu. Wir können jeden knacken, das haben wir bewiesen, aber das muss jeder für sich entscheiden, was er dafür tun möchte. Von unserer Seite aus gibt es keine Handbremse, aber auch keine Vorgabe, dass wir in die Bayernliga aufsteigen müssen. Beim Mannschaftsabend habe ich am letzten Wochenende zum ersten Mal etwas vom Aufstieg gehört. Mir gefällt das, wenn wir uns darüber unterhalten können, aber bei uns wird keiner abheben, es dreht jetzt keiner durch, denn wir wissen schon, wie schnell es im Fußball gehen kann.

Etwas weiter gefasst: Wohin kann es für den SC Großschwarzenlohe gehen?

Bauer: Die Bayernliga ist schon eine andere Kiste! Es steht und fällt auch damit, was am Markt passiert, was andere Vereine machen. Ich will eine Entwicklung aber nicht nur an Ergebnissen und Ligen messen, sondern sehe auch wie sich die Jungs auf und vor allem auch neben dem Platz entwickeln. Wir fahren mit knapp 50 Mann und beiden Mannschaften im Februar ins Trainingslager nach Kroatien, auch das sind Dinge, die zur Entwicklung gehören.

Bleibt Florian Bauer Teil der Entwicklung über die Saison hinaus?

Bauer: Dazu werden wir uns im Winter zusammensetzen.

Welche Veränderungen gibt es im Winter?

Bauer: Wir werden sicher zwei Abgänge haben. Abdal Al Jabar wird aus beruflichen und gesundheitlichen Gründen bei uns aufhören; ob er überhaupt weitermacht, ist offen. Tobias Grätz kann durch seinen Schichtdienst bei der Polizei zu selten trainieren, daher wird er sich umorientieren. Wir haben aber auch die Augen und Ohren offen in Sachen Neuzugängen, haben aber - anders als in den vergangenen Jahren - keinen Druck, etwas zu tun.

Wie schaut der Plan in der Winterpause aus?

Bauer: Wir sind bei der Hallenkreismeisterschaft mit einer gemischten Mannschaft aus U23 und des Landesliga-Kader dabei, haben interessante Testspiele wie beispielsweise gegen Feucht, Kornburg und die U19 vom 1. FC Nürnberg. Mitte Februar haben wir unser Trainingslager in Kroatien. Wir werden gut vorbereitet in die Restsaison starten.