Heinz Ferber posthum im Interview: "Bayern ist doch noch eine Hallenfußball-Hochburg" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 02.11.2022 um 07:00 Uhr
Heinz Ferber posthum im Interview: "Bayern ist doch noch eine Hallenfußball-Hochburg"
INTERVIEW Die Hallen werden auch im dritten Winter in Folge zumeist leer bleiben. Leider wird auch der kürzlich verstorbene Heinz Ferber, die langjährige Stimme des Hallenfußballs, nicht mehr zu hören sein. Aus gegebenem Anlass begeben wir uns auf eine Zeitreise und legen im fussballn.de-Interview der Woche unser Gespräch aus dem Dezember 2010 mit dem damals 65-Jährigen rundum den Hallenfußball neu auf.
Von Marco Galuska
Heinz Ferber stand im Dezember 2010 Rede und Antwort zur Lage des Hallenfußballs.
fussballn.de
Dieses Interview erschien erstmals am 21. Dezember 2010 auf fussballn.de unter dem Titel "Heinz Ferber im Interview - Die Stimme des Hallenfußballs"

Seit über einem Vierteljahrhundert ist Heinz Ferber, der Vorsitzende des Sportgerichts der Bayernliga, als Hallensprecher im Raum Nürnberg tätig. Wer schon das eine oder andere Turnier in der Halle am Berliner Platz verfolgt hat, ist vertraut mit der Stimme des 65-jährigen. Wir haben uns mit Heinz Ferber über seine Tätigkeit am Mikrofon, über die Situation des Hallenfußballs und seine Erinnerungen daran unterhalten.


fussballn.de: Denkt man an den Hallenfußball im Raum Nürnberg/Fürth, speziell an die Turniere in der Halle am Berliner Platz, so denken viele auch an Ihre Stimme am Mikrofon. Wie und wann sind Sie zum Hallensprecher für die BFV-Turniere in der Region gekommen?


Heinz Ferber: Wann das genau war, kann ich gar nicht mehr sagen. Ich weiß nur, dass mich der damalige Kreisspielleiter Ludwig Schneider gefragt hat. Ich bin seit 1980 als Funktionär im Verband tätig, wir haben uns jeden Dienstag - damals noch in der Geschäftsstelle in der Brunhildstraße - getroffen und irgendwann wurde ich dann gefragt und habe zugesagt. Wenn ich genau nachdenke, ist es sicher schon über 25 Jahre her. Seit 1982 gibt es den Hallenfußball bei uns und unmittelbar danach habe ich angefangen und seitdem mache ich das nun. Und ich muss dazu sagen, dass es mir all die Jahre sehr viel Spaß gemacht hat.


fussballn.de: Wie ist denn die Resonanz der Vereine?


Ferber: Es gab eigentlich nie etwas Negatives. Ich werde oft angesprochen und gefragt, wann ich wieder am Mikrofon sitze, also die Resonanz ist sehr positiv.


fussballn.de: Wie läuft Ihre Arbeit als Hallensprecher genau ab?


Ferber: Ich komme eine Stunde vor Turnierbeginn, bereite mich im Vorfeld auf die Gruppen vor. Es ist sicher brauchbar und lockert das Ganze etwas auf, wenn man über die Tabellenstände der Vereine auf dem Feld bescheid weiß. Ich informiere mich auch so gut wie möglich über Besonderheiten, z.B. wie die Mannschaften in der Vergangenheit abgeschlossen haben. Und auch die Spielberichtsbögen schau ich mir genau an, lese mir die Namen durch, denn diese möchte man schon richtig aussprechen. Beim Turnier selbst ist die Kommunikation mit den Schiedsrichtern wichtig. Ich notiere die Torschützen und Strafen und werde an der Turnierleitung von einem Zeitnehmer unterstützt. Daneben ist noch ein dritter Mann von der Spielleitung für die Gesamtorganisation zuständig.


fussballn.de: Kaum einer wird den Hallenfußball von den Anfängen bis heute ähnlich intensiv verfolgt haben wie Sie. Wie sehen Sie rückblickend die Entwicklung?


Ferber: Das Ganze hat natürlich wachsen müssen. Es gab früher kaum Turniere mit Rund-um-Bande, aber man muss sagen, dass sich die Vereine recht schnell an den Hallenfußball herangetastet haben und diese Veranstaltungen zu einem festen Termin für die Vereine im Winter wurden. Die Hochzeit im Hallenfußball war sicher in den Jahren vor und nach der Jahrtausendwende.

Hallensprecher Heinz Ferber war bei der Fürther Hallenstadtmeisterschaft im Dezember 2010 in Stadeln noch überzeugt: "Der Hallenfußball wird so schnell nicht aussterben!"
fussballn.de

 

fussballn.de: Blutet da nicht ein wenig das Herz, wenn in diesem Jahr nur neun Gruppen in Nürnberg ausgetragen werden können?


Ferber: Es ist wirklich schade, dass die Anzahl der Mannschaften, die für die Halle nicht melden, zugenommen hat. Natürlich wird die Konkurrenz durch Futsal größer.

fussballn.de: Ist der Hallenfußball vom Aussterben bedroht?


Ferber: Nein, das glaube ich zumindest kurzfristig nicht. Der Hallenfußball hat in Bayern eine große Tradition, das ist in anderen Bundesländern so nicht der Fall. Da ist Bayern doch noch eine Hallenfußball-Hochburg. Im Bezirk Schwaben ist der Hallenfußball nach wie vor ein Spektakel, das viele Zuschauer in die Hallen lockt. Hier haben sich Gemeinden extra Rund-um-Banden angeschafft, also verschwinden wird der klassische Hallenfußball wohl nicht. Übrigens haben für den gesamten Bezirk Schwaben nur acht Futsal-Teams gemeldet!


fussballn.de: Wie stehen Sie persönlich zu der Debatte Hallenfußball vs. Futsal?


Ferber: Ich muss zugeben, dass ich dem Futsal gegenüber am Anfang skeptisch war. Das hat sich aber inzwischen komplett geändert, weil die Regeln, die zu Beginn sehr rigide und wenig spiel- und zuschauerfreundlich waren, inzwischen angepasst wurden. Dies war ein Schwachpunkt. Futsal ist inzwischen, berechtigterweise, deutlich auf dem Vormarsch, wird vom BFV präferiert. Mir macht aber auch weiterhin der Hallenfußball Spaß, auch wenn ich beispielsweise die Einschränkung des Torhüter-Spiels schade finde, das war das Salz in der Suppe.


fussballn.de: Diese Änderung im Regelwerk hat auch der ASV Vach zu verantworten, der mit seinem schussgewaltigen Spielertrainer Uwe Neunsinger im Tor im Jahr 2000 Bayerischer Meister wurde. Wo lagen Ihre persönlichen Highlights? Gibt es ein Turnier oder eine Mannschaft, die ihnen besonders in Erinnerung geblieben sind?


Ferber: Ein echtes Highlight war für mich die Bayerische Meisterschaft, die 1995 in der Quelle-Halle ausgetragen wurde. Der SV Hutthurm wurde damals als totaler Außenseiter Meister und war mit zwei Bussen angereist. Da war eine Riesenstimmung in der Halle. Aber es gab in all den Jahren viele Endturniere mit sehr guter Stimmung. Von den Mannschaften in Mittelfranken bleibt mir tatsächlich die Meistertruppe des ASV Vach von 2000 in Erinnerung. Die Mannschaft hat auch im Bayern-Finale in Manching so toll gespielt. Das war schon ein Erlebnis.


fussballn.de: Gab es kuriose oder schwierige Momente in Ihrer Sprechervergangenheit?


Ferber: Es gibt sicher immer wieder mal hitzige Momente, wenn z.B. einige Strafzeiten oder Rote Karten verhängt werden, da muss man dann deeskalierend wirken. Richtig kuriose Momente fallen mir nicht ein, außer, dass ich vor Jahren irrtümlich immer von der "Spielvereinigung Nürnberg-Ost" gesprochen habe, der Vorstand kam dann extra von der Tribüne herunter und hat mich aufgeklärt, dass es sich um die Sportvereinigung handelt. Damals war ich noch im Glauben, das "SpVgg" generell für "Spielvereinigung" steht.


fussballn.de: Der Start in die Nürnberger Hallenrunde verzögerte sich nach den Schneefällen aus Sicherheitsgründen auf den 2. Weihnachtsfeiertag. Wetterbedingte Spielabsagen in der Hallenrunde - gab es das schon einmal?


Ferber: Also mir ist es neu. Ich kann es aber nachvollziehen und denke, die Stadt sollte am besten über die Bausubstanz informiert sein. Das wird sicher seine Berechtigung haben und noch konnten ja Nachholtermine gefunden werden.


fussballn.de: Wie oft sind Sie in diesem Winter am Mikrofon?


Ferber: Planmäßig bin ich inklusive Zwischenrunde fünfmal in Nürnberg im Einsatz. Die SpVgg Ansbach ist schon auf mich zugekommen, ich werde auch bei der Bezirksmeisterschaft Hallensprecher sein. Doppelveranstaltungen mache ich inzwischen nicht mehr. Ich merke, dass nach einigen Stunden die Konzentration nachlässt, wenn man die Spiele angespannt verfolgt.


fussballn.de: Wie lange dürfen wir die Hallenstimme von Heinz Ferber noch hören?


Ferber: Ich dränge mich nicht auf, aber wenn man mich fragt, bin ich gerne bereit, denn die Sache macht mir sehr viel Spaß. Ich fahre ja auch als Zuschauer gerne zu Hallenturnieren.

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