Rainer Gerlitz im Interview: Derbysieg vergolden und Altstadtfest genießen! - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 07.09.2022 um 07:00 Uhr
Rainer Gerlitz im Interview: Derbysieg vergolden und Altstadtfest genießen!
INTERVIEW Mit 2:0 gewann der TSV Langenzenn das Derby in Laubendorf und erlebt einen guten Saisonstart in der Kreisklasse 3. Schon am Freitagabend ist das Team von Rainer Gerlitz im Heimspiel gegen Oberndorf zum Altstadtfest wieder im Einsatz. Im fussballn.de-Interview der Woche spricht der 57-Jährige auch über die schwere Rückserie der vergangenen Saison, seine Ziele mit Langenzenn, aber auch über seine Anfänge als Trainer.
Von Marco Galuska
Rainer Gerlitz ist in der zweiten Saison beim TSV Langenzenn. Im vergangenen Spieljahr erlebte der Trainer mit seinem Team eine schwierige Rückrunde.
fussballn.de
Hallo Rainer, wie fühlt sich der Derbysieg mit ein paar Tagen Abstand an?

Rainer Gerlitz (57):
So ein Derby ist immer besonders für beide Seiten. Es ist nicht irgendein Spiel, sondern schon ein spezielles mit vielen Zuschauern. Da hat man auch als Trainer keine Ruhe. Das strengt schon an. (lacht) Man kennt sich untereinander und da gehört dann diese Emotionalität einfach dazu. Wir haben den Spagat gut hingekriegt zwischen Kampf annehmen und trotzdem auch Fußball spielen. Das Spiel hatte mit Platzverweis und Elfmeter alles drin, was dazu gehört. Ich denke, wir haben nicht unverdient gewonnen. Die Jungs haben den Sieg gefeiert, dürfen und sollen das auch genießen. "Das Negative" ist nur, es gibt jetzt auch noch andere Spiele...

Die Derbys mit Laubendorf sind für beide besonders, aber vor allem erscheinen sie - bei aller Rivalität - auch immer in einem recht fairen Rahmen.

Gerlitz:
Ja, da gibt es natürlich mal den einen oder anderen Spruch, aber das war nie unfair auf dem Feld. So stellt man sich Derbys auch vor, darum spielt man doch Fußball! Dass man sich so gut kennt, ist leider mittlerweile selten geworden. Wir haben ein angenehmes Verhältnis zu Laubendorf, es ist ein schönes Miteinander unter den Trainern, da macht man sich nicht blöd an. Zuschauer dürfen da gerne was reinschreien, daran störe ich mich nicht, schließlich machen die auch den Rahmen von so einem Spiel aus.

Den Derbysieg in Laubendorf feierte der TSV Langenzenn entsprechend ausgelassen.
Sabrina Zschachlitz

Blicken wir gut ein Jahr zurück. Da ist dein Einstand mit zwei Remis aus drei Spielen mäßig gelaufen. Fast schon mit Ansage gab es dann ebenfalls einen 2:0-Derbysieg gegen Laubendorf. Treiben die Nachbarschaftsduelle den TSV Langenzenn zu besonderen Leistungen?

Gerlitz:
Man merkt absolut, dass die Jungs besonders heiß sind auf diese Spiele. Gleich nach dem Spiel gegen Weinzierlein war der Fokus auf Laubendorf. Da begann gewissermaßen die Derby-Vorbereitung. Ich habe das als Stadtmensch auch erst einmal für mich aufsaugen und lernen müssen, mittlerweile bin ich mir dieser Besonderheit schon bewusst und nutze das bei der Spielvorbereitung. Die Jungs haben im Training gefühlt zehn Prozent mehr Aufmerksamkeit mitgebracht. Dass es dann mit dem frühen Tor für uns gut lief und wir auch am Ende gewinnen konnten, ist umso schöner. Wir wollen auch vor Laubendorf bleiben, das ist ja so eine inoffizielle Stadtmeisterschaft, nachdem Burggrafenhof nun nicht mehr in der Liga ist.

Unmittelbar vor der vergangenen Winterpause hätte eigentlich das Rückspiel stattfinden sollen. Corona führte zu einer Verlegung ins Frühjahr, das dann - mit Ausnahme eines 3:3 im Derby - noch richtig schwierig für euch wurde...

Gerlitz:
Der Einbruch kam bei uns zum Oster-Wochenende. Wir hatten da zwei Spiele gegen Mannschaften verloren, die wir in der Hinrunde noch 5:1 und 8:0 geschlagen haben. Corona, Urlauber und Verletzte haben uns im Prinzip keine Auswahl mehr gelassen. Es reihte sich dann Niederlage an Niederlage. Da schaut man erst einmal blöd. Wir waren in einer echten Negativspirale, auch wenn sich die Jungs, die noch zur Verfügung standen, sehr dagegen gestemmt haben. Wir haben sehr viele Gegentore kassiert, da kommt man dann schon ins Rudern...

Gab es auch Bedenken, ob es zum Klassenerhalt noch reicht?

Gerlitz:
Natürlich denkt man darüber nach, das hat man ständig im Blick, macht sich seine Gedanken, setzt sich zusammen und will diesen Trend ja stoppen. Ich selbst habe das auch noch nicht vorher erlebt, dass man fünf Spiele hintereinander verliert. Das war jedem unangenehm! Wir haben offene, konstruktive Gespräche geführt, das fand ich hilfreich, dass da Ideen aufgenommen wurden. Letztlich war uns eigentlich schon klar - und das ist eben eine Floskel -, dass wir da rauskommen, wenn wir alles abrufen, was wir haben. Mit dem 1:0 gegen Stadeln und dem Sieg in Gutenstetten haben wir den Turnaround geschafft.

Fünf Niederlagen in Folge, so wie in der Rückrunde der vergangenen Saison, hatte Rainer Gerlitz davor auch noch nicht erlebt.
fussballn.de / Oßwald

Nun hattest du in der Vergangenheit davon gesprochen, dass die Spieler weiter lernen sollen. Ergab sich aus der verkorksten Rückrunde vielleicht gerade ein besonderer Lernerfolg?

Gerlitz:
Ich habe das in meiner Bilanz auf der Saisonabschlussfeier schon gesagt: Diese Runde mit all ihren Negativerlebnissen so abzuschließen, zeugt von einem intakten Team! Wir sind mit so wenigen Spielern durchgekommen, da kann man schon stolz drauf sein. Es ist eine Truppe, die füreinander durchs Feuer geht! Die Rettung vor dem letzten Spieltag noch zu schaffen ist unter diesen Umständen nicht hoch genug anzurechnen. Allerdings bleibt auch für mich als Trainer ein Lerneffekt. Ich muss mir eingestehen, dass ich zu sehr versucht habe, die 2. Mannschaft trotzdem noch weiter zu stärken. Da muss man die Spieler mehr schützen und auch entsprechend Pausen geben.

Der Start in die aktuelle Saison ist mit sieben Punkten aus drei Spielen gut gelungen. In welcher Tabellenregion kann es gehen?

Gerlitz:
Wir haben uns mehrere Ziele gesetzt: Wir wollen weniger Gegentore bekommen, haben die Abwehrarbeit in den Fokus gerückt. Das ist uns bisher gut gelungen. Wir wollen unsere Passqualität verstärken, auch das klappt immer besser. Und schließlich wollen wir unter die ersten Fünf kommen, da stehen wir derzeit. Das ist ein Bereich, in dem wir sein wollen und uns nicht nur von Platz 9 auf 8 verbessern. Wir hatten bisher drei wirklich gute Gegner, die letzte Saison allesamt vor uns waren. Bislang konnten wir auch Rückschläge besser abschütteln. Jetzt gilt es, dass wir unser Level halten und vor allem auch nach dem Derbysieg am Teppich bleiben.

Worauf kommt es am Freitag an, wenn es gegen Oberndorf geht?

Gerlitz:
Die Kunst wird sein, dass wir nach dem Derby wieder eine besondere Leistung gegen einen starken Gegner auf den Platz bringen. Wir haben letzte Saison zweimal gegen Oberndorf verloren, das soll uns nicht mehr passieren. Das Spiel ist unter Flutlicht, der ein oder andere aus unserer Liga wird am Freitag zuschauen. Die Motivation liegt auf der Hand: Wir wollen das Derby vergolden und dann das Altstadtfest genießen.

Diese besonderen Spiele scheinen dem Team zu liegen. Das 2:0 gegen Weinzierlein war im Ergebnis wie gemalt für Torwart Thomas Reichel, der an diesem Tag seinen 40. Geburtstag feiern konnte...

Gerlitz:
Zunächst einmal zeigt es seine Einstellung, dass Thomas überhaupt an seinem Jubiläum spielt. Das war für ihn aber nie ein Thema. Ich mag das als Trainer, wenn man das Team mit solchen Geschichten bei der Ansprache packen kann. Insofern war klar, dass wir Thomas einen Sieg schenken wollen und dieser - was für einen Torwart ja ganz wichtig ist - möglichst ohne Gegentor gelingt. Dass die Truppe das so hinbekommen hat, zeigt den außergewöhnlichen Charakter des Teams.

Zum 40. Geburtstag bescherte der TSV Langenzenn seinem Torwart Thomas Reichel einen 2:0-Sieg im Heimspiel gegen Weinzierlein.
Sabrina Zschachlitz

In einem vergangenen Gespräch hast du über die Kreisklasse 3 in dieser Saison über eine "verkappte Kreisliga" geredet. Ist die Liga dem ersten Eindruck nach wirklich stärker geworden?

Gerlitz:
Das glaube ich schon! Es sind tolle Mannschaften zusätzlich dabei. Das zeigt sich ja aktuell mit dem Tabellenführer Neustadt/Aisch. Ich denke auch, dass Burgfarrnbach und Hagenbüchach noch kommen werden - das sind im Übrigen beides Mannschaften, die jahrelang weit über uns gespielt haben. Steinachgrund, Losaurach, vielleicht auch Stadeln erwarte ich oben. In jedem Fall ist die Liga attraktiver geworden. Es gibt sehr viele Derbys. Spiele, in denen uns doch der Bezug fehlt, wie in Uffenheim oder Scheinfeld, gibt es kaum noch. Eigentlich gibt es Woche für Woche einen Schlager.

Schauen wir mal von Langenzenn in Richtung Buckenhofen. Verfolgst du den starken Start deines Ex-Vereins in der Landesliga besonders?

Gerlitz: 
Ich schaue da immer drauf! Das war eine schöne Zeit und ich freue mich, dass sie vorne dabei sind. Tobias Eisgrub, der jetzt dort trainiert, war einer meiner Spieler. Ein paar weitere sind von damals noch dabei, manch einer war damals noch Jugendspieler und hat seinen Weg gemacht. Das freut mich! Ich schaue aber auch immer noch auf die Quelle, die ja quasi mein Heimatverein ist.

Schöne Zeit beim SV Buckenhofen: Trainer Rainer Gerlitz und sein damaliger Spielführer Philipp Viereckl im Jahr 2014.
Uwe Kellner

Es wissen wohl nur wenige, dass du dort damals mit Uwe Neunsinger an deiner Seite als Trainer angefangen hast...

Gerlitz:
Wir haben damals beide bei der Quelle gespielt. Uwe war Torwart, kam aus der Jugend, ich war Abwehrspieler. Ich habe 1990 meine Trainerlizenz gemacht und eine Jugend-Mannschaft bei der Quelle übernommen. Uwe war mein Co- und Torwart-Trainer. Das war auch besonders, dass unsere Jugendspieler dann Balljungs bei unseren Spielen waren.

Als Vollblutfußballer und -trainer hast du trotz all der Veränderungen im Laufe der Jahre nie den Spaß dabei verloren?

Gerlitz:
Ich bin kein Typ, der immer von früher sprechen muss. Wir leben jetzt, heute, da sind Veränderungen logisch. Die Denkweise und Einstellung zum Fußball hat sich verändert, Corona hat da zuletzt auch noch zusätzlich beigetragen, sowohl bei den Herren wie auch bei der Jugend. Ich habe aber weiterhin viel Spaß an der Trainerarbeit, was sicher auch damit zu tun hat, dass ich noch an der Bertolt-Brecht-Schule tätig bin. Insgesamt bin ich aber der Meinung, dass man immer wieder auch Dinge neu anschieben muss, um den Fußball attraktiv zu gestalten. Beispielsweise bieten wir ab 3. Oktober in Langenzenn einen dezentralen Trainerkurs an. Das Ziel ist, dass wir danach 20 frisch ausgebildete Trainer - nicht nur für Langenzenn, sondern auch für andere Vereine - haben. Wenn ich sehe, wie voll die Trampolinhalle hier derzeit ist, so muss man im Fußball etwas bieten und auch neue Wege gehen, damit es weiter entsprechend Nachwuchs gibt.

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Die Woche in der Kreisklasse 3


Tabelle Kreisklasse 3

Pl.
Team
Sp
Tore
Pkt
2
24
65:49
45
3
24
44:38
39
4
24
66:40
37
5
24
42:49
36
6
24
48:63
36
7
24
59:51
35
8
24
42:46
32
9
24
50:56
32
10
24
53:58
31
11
24
45:54
29
13
24
31:54
21
Bei punktgleichen Teams: Sondertabelle der Punktgleichen

Trainerstationen R. Gerlitz

23/24
KK
 
22/23
KK
21/22
KK
 
18/19
KL
 
17/18
KL
 
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KL
 
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BL
 
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LL
 
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