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Artikel veröffentlicht am 24.08.2022 um 07:00 Uhr

Marco Singer im Interview: "Aktuell bin ich in der Form meines Lebens"

INTERVIEW Beim SV Burggrafenhof und insbesondere bei Marco Singer scheint der Knoten geplatzt zu sein. Zwei Siege aus den letzten beiden Spielen und Singer war dabei jeweils mit einem Viererpack erfolgreich. Im fussballn.de-Interview der Woche erzählt der Torjäger, warum es derzeit so gut läuft, wem er den Erfolg zu verdanken hat und vor allem, warum es ihm so viel Spaß macht, für seine Hufer zu spielen.

Von Christian Kühnel

Marco Singer ist momentan der Mann der Stunde in der Kreisliga Frankenhöhe und konnte in den letzten beiden Partien jeweils vier Tore erzielen.

fussballn.de / Oßwald

Hallo Marco, du bist wohl der "Mann der Stunde" in der Kreisliga Frankenhöhe, mit jeweils vier Toren in zwei Spielen hintereinander. Stehst du einfach immer richtig oder woher kommt der Erfolg?

Marco Singer (31): Zunächst einmal herzlichen Dank für die Wertschätzung und Anerkennung! Ich glaube, der aktuelle Erfolg ist ein Ergebnis von monatelanger Arbeit und einer Mischung aus diversen Erfolgsfaktoren. Angefangen von einer angepassten Ernährung, bis hin zu regelmäßigen und fokussiertem Training, inklusive den ein oder anderen Zusatzschichten. Dazu kommt enormes Selbstvertrauen in mich und meine Fähigkeiten, meine top Mitspieler und auch das berühmte Quäntchen Glück. (lacht)

Wo siehst du deine Stärken und wie haben sie dir in den Spielen und bei den Toren geholfen? Und welche Schwächen könntest du bei dir noch verbessern?

Singer: Zu meinen absoluten Stärken würde ich meine technischen Fähigkeiten zählen. Von einem sauberen ersten Kontakt, bis hin zu einem guten Auge und einer hohen Passqualität bin ich hier breit aufgestellt. Meine Standards und generell mein rechter Fuß sind auch nicht von schlechten Eltern. (lacht) Zu meinen Schwächen zählt sicherlich mein Zweikampfverhalten.

Es scheint, dass auch in Burggrafenhof der Knoten geplatzt ist, nachdem ihr in den ersten beiden Spielen jeweils 0:4 verloren habt. Woran hat es am Anfang gefehlt und wie kam es zum Umschwung?

Singer: Am Anfang war die “neue Kreisliga” für uns definitiv ungewohnt. In den ersten Spielen mussten wir auch noch auf ein paar etablierte Kräfte verzichten, die jetzt Stück für Stück ins Team zurückgekehrt sind. Die Wende ist manchmal banal. Ich denke, es war unser erstes Tor in Roßtal, das uns starken Rückenwind gegeben hat. Wir als Mannschaft haben auch nach den ersten zwei Niederlagen an uns geglaubt, weil wir einfach ein eingeschworener Haufen mit unglaublicher Moral sind.

Beim SV Burggrafenhof und Marco Singer ist im im Spiel gegen Roßtal wohl der berühmte Knoten geplatzt.

fussballn.de / Oßwald

Welche Rolle hast du innerhalb der Mannschaft?

Singer: Mittlerweile würde ich mich durch meine Erfahrung und meinem besten Fußballalter schon als einen der Führungsspieler bezeichnen. Ich versuche, unsere talentierten, jungen Kicker mit an die Hand zu nehmen, Spaß am Fußball zu vermitteln und Verantwortung zu übernehmen.

Ihr seid jetzt als direkter Wiederaufsteiger zurück in der Kreisliga, wie habt ihr den Abstieg verdaut, welche Lehren habt ihr daraus gezogen und wohin soll der Weg in der Kreisliga gehen?

Singer: Unser damaliger Abstieg war aufgrund der damaligen Quotienten-Regel wegen Corona verdammt bitter. Wir haben uns nach dem Re-Start allerdings geschworen wieder direkt hochzugehen, weil wir auf die Kreisliga einfach richtig Bock haben. Unserem internen Aufstiegsziel haben wir mit einer starken Kreisklassen-Saison Taten folgen lassen. Und manchmal musst du im Leben einfach einen Schritt zurück machen, bevor du wieder Schritte nach vorne gehen kannst. Drei Euro ins Phrasenschwein. (lacht) Die aktuelle Kreisliga ist für mich schwer einschätzbar. Wo wir landen, werden wir noch sehen.

Du bist jetzt schon eine gefühlte Ewigkeit in Burggrafenhof. Wie hast du den Weg zu den Hufern gefunden und was hält dich dort?

Singer: Huf bedeutet für mich Familie, Heimat und meine Wurzeln - es ist mein Jugendverein. Ich verdanke dem Verein und den Verantwortlichen wirklich viel. Ich liebe die Gemeinschaft, den gelebten Zusammenhalt und unsere legendären Feiern und gemeinsamen Momente. Das alles ist für mich mehr wert wie jedes Geld der Welt. Für das alles bin ich wirklich dankbar. Diesen Dank möchte ich auch hiermit jedem meiner Wegbegleiter im Verein zukommen lassen: Danke für alles!

Für Marco Singer ist der SV Burggrafenhof zu einer großen Familie geworden.

fussballn.de / Oßwald

Was war der Grund, damals Burgfarrnbach zu verlassen?

Singer: Zum einen hat sich unsere damalige Truppe in Burgfarrnbach nach und nach zerschlagen, was wirklich schade war. Vor allem war für mich aber meine schwere Knieverletzung der springende Punkt. Ich war damals am Boden, wusste nicht, ob ich mit dem Kicken weitermachen soll oder nicht. Für mich war zu diesem Zeitpunkt das Licht am Ende des Tunnels mein Jugendverein - der SVB. Entweder zurück oder Karriereende. Im Nachhinein eine meiner besten Entscheidungen.

Wie lautete die Diagnose und wie hast du dich zurück gekämpft?

Singer: Ich hatte einen Wadenbeinbruch und einen Syndesmosebandriss. Zurückgekämpft habe ich mich mit regelmäßigem Training über zahlreiche Monate hinweg, vielen Stabilisationsübungen und Krafttraining.

Du hast einige Höhen und Tiefen hautnah miterlebt: Wie hat sich der Verein, verglichen mit Deiner Anfangszeit, aus Deiner Sicht entwickelt?

Singer: Kurzgefasst: eine wirkliche Erfolgsstory! Angefangen mit dem einzigartigen Gelände, dem Sportheim, inklusiver der Halle, den geilen Plätzen, den besten Fans und Vereinsmitgliedern der Welt - und wir spielen Kreisliga. Hammer! Zu betonen gilt allerdings: der Aufbau dieser hervorragenden Infrastruktur durch eigene Arbeitskraft wäre nicht durch jeden einzelnen Helfer möglich gewesen. Mittlerweile ist der Verein kerngesund, stabil und entwickelt sich stetig weiter. Huf ist einfach besonders. Ich kann nur jedem empfehlen, sich selbst davon ein Bild zu machen und davon ein Teil zu sein oder zu werden!

Wie lange soll es für dich als Fußballer noch gehen und was kommt danach?

Singer: Ich liebe den Fußball mit Haut und Haar! Ich bin damit groß geworden, habe dem Fußball im damaligen Leistungsbereich in Ansbach und bei der SG Quelle Fürth viel untergeordnet und habe auf meinem Weg viele großartige Erfahrungen sammeln dürfen! Ohne die Unterstützung durch meinen Vater und die unzähligen Fahrten durch ganz Bayern wäre dies mit Sicherheit nicht möglich gewesen. Dafür möchte ich ihm herzlichst danken! Aktuell bin ich in der Form meines Lebens und bestrebt, die kommenden Jahre einfach zu genießen. Wie lange es genau geht, lasse ich mir offen. Nach meiner aktiven Zeit stehen für mich mit Sicherheit spannende neue Erfahrungen in Form von einigen Reisen auf dem Programm - und möglicherweise ja auch eine Trainerkarriere im Fußball.

Nimmst du derzeit viel von Juri Judt als Spielertrainer mit und würdest selbst gerne einen ähnlichen Weg als Spielertrainer gehen oder kannst du dir sogar vorstellen, ganz am Spielfeldrand zu stehen?

Singer: Ja, definitiv! Das Training macht immer großen Spaß, ist abwechslungsreich mit vielen Spielformen und immer passend abgestimmt auf die Dinge, die wir besser machen müssen. Da merkt man einfach seinen großen Erfahrungsschatz als Ex-Profi. Und Juri ist einfach ein feiner Kerl, der im Verein allseits beliebt ist. Ich kann mir persönlich beides vorstellen – Spielertrainer, sowie Trainer an der Seitenlinie.