Adlung und Fischer im Interview: "Wir wollen weg vom passiven Spielstil" - anpfiff.info
Artikel veröffentlicht am 03.08.2022 um 07:00 Uhr
Adlung und Fischer im Interview: "Wir wollen weg vom passiven Spielstil"
INTERVIEW Beim ASV Fürth hat sich in der Sommerpause einiges getan: Neben zahlreichen Veränderungen im Kader - der ASV ist der Transfermeister der Liga - bekam Reinhold Fischer in Simon Adlung den gewünschten, gleichberechtigten Trainer an seine Seite gestellt. Im fussballn.de-Interview der Woche haben wir mit dem Duo über die ersten Wochen in neuer Konstellation und die Zukunftsvision gesprochen.
Von Michael Watzinger
Reinhold Fischer ist beim ASV Fürth seit Saisonbeginn gemeinsam mit Simon Adlung Teil eines gleichberechtigten Trainer-Duos.
fussballn.de / Schlirf
Hallo Simon, hallo Reinhold! Beim ASV Fürth hat sich seit dem Sommer einiges verändert - unter anderem bildet ihr beide nun das neue gleichberechtigte Trainer-Duo an der Magazinstraße. Wie sind eure ersten Eindrücke der Zusammenarbeit?

Reinhold Fischer (62): Simon und ich kennen uns ja schon eine sehr lange Zeit. Ich habe ihn damals unter anderem als 17-Jährigen beim ASV Fürth in die 1. Mannschaft geholt und hatte ihn als Trainer außerdem in Vach und Gutenstetten. Wir haben über all die Jahre immer ein tolles Verhältnis gepflegt und daher war er für mich die Wunschlösung, als ich auf den Verein zugegangen bin, um einen gleichgestellten Trainer an meine Seite zu holen. Bislang bin ich total zufrieden wie sich das Ganze darstellt!

Simon Adlung (31): Ich bin dem Verein und Reinhold sehr dankbar für die Möglichkeit, als Trainer beim ASV tätig zu sein. Zwischenmenschlich liegen wir voll auf einer Wellenlänge und es macht einfach Spaß, mich verwirklichen zu können und gleichzeitig einen so erfahrenen Mann an meiner Seite zu haben. Ich denke, dass eine richtig gute Lösung gefunden wurde. Ich habe aber in den ersten Monaten auch schon gemerkt, dass viel Aufwand und Herzblut in so einer Aufgabe steckt! Daher nötigt es mir dementsprechend großen Respekt ab, wenn Trainer wie Reinhold dieser Tätigkeit über einen so langen Zeitraum hinweg mit der gleichen Hingabe nachgehen!

Simon Adlung (in blau) zeigt als neuer Trainer beim ASV Fürth auf und abseits des Platzes vollen Einsatz.
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Was waren die Hintergründe, die zu der Umsetzung dieses Trainer-Duos geführt haben?

Fischer: Ich muss ehrlich zugeben, dass ich inzwischen schon eine gewisse Müdigkeit im Bezug auf das Trainerdasein gespürt habe. Darum bin ich mit dem Wunsch auf den Verein zugegangen, einen jungen, gleichberechtigten Trainer zu verpflichten. Die Familie rückt in meinem Alter noch viel mehr in den Vordergrund und ich möchte auf die Zeit mit meinen Liebsten nicht mehr in dem Ausmaß verzichten, wie ich es so viele Jahre lang getan habe.

Wie sieht die Aufgabenverteilung zwischen euch beiden aus?

Fischer:
Mit Simon habe ich nun einen engagierten, jungen Trainer an meiner Seite, der viel Verantwortung übernimmt und auch das Training zu sehr großen Teilen leitet. Wenn er verhindert ist, übernehme ich natürlich gerne und die Jungs nehmen das auch hervorragend an. Ansonsten bin ich eher in der Beobachterrolle und gebe meine Eindrücke wieder. Wenn Fragen sind, stehe ich gerne jederzeit zur Verfügung, wir sind eh in einem ständigen und sehr engen Austausch. Ich kann dabei ehrlich sagen: Ich genieße es, nicht mehr unbedingt in vorderster Reihe zu stehen und habe kein Problem damit, den Hut an Simon weiterzureichen.

Neben den Veränderungen auf dem Trainer-Posten hat sich auch innerhalb der Mannschaft einiges getan. Mit 13 Zu- und 12 Abgänge herrschte an der Magazinstraße im Sommer Hochkonjunktur. Wie kam es dazu?

Adlung: Es war schon ein recht großer Aderlass, den der Verein zunächst zu verkraften hatte. Einige Stammspieler haben uns im Sommer verlassen, weil sie etwas Neues ausprobieren wollten. Wir waren aber nicht untätig und haben viele neue Gesichter zu uns geholt. Natürlich wird es dementsprechend seine Zeit dauern, bis sich alles eingespielt hat, aber ich denke schon, dass wir einen ordentlichen Kader für die Kreisliga beisammen haben. Viele alteingesessene Spieler haben sich das Ganze angesehen und dann beschlossen, dabei sein zu wollen - das fand ich eine starke Botschaft an die Mannschaft und hat mich als neuer und noch junger Trainer besonders gefreut!

Viel Bewegung gab es während der Sommerpause im Kader des ASV Fürth. Dominik Wolf (in weiß) blieb den Fürthern hingegen treu und dürfte eine wichtige Figur für das Gesamtgefüge darstellen.
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Welche Veränderungen habt ihr im Laufe der Vorbereitung wahrgenommen?

Fischer: Es weht auf jeden Fall ein richtig frischer Wind! Es waren zwar mit Blick auf den Kader viele Veränderungen, aber die Neuzugänge sind allesamt sehr gute Typen. Alle ziehen an einem Strang und haben sich in jeder Trainingseinheit gepusht. Ich habe mir das Ganze angesehen und fand das wirklich klasse. Diese Einheit und dieses Miteinander hat auch bei mir dafür gesorgt, dass das Feuer noch einmal neu entfacht wurde! Es hat sich dann auch herumgesprochen, dass es bei uns Spaß macht und so sind plötzlich immer mehr Spieler gekommen, die bei uns mittrainieren wollten - so ist der Kader immer weiter angewachsen. Und auch dass einige langjährige Spieler noch einmal Lust bekommen haben bei dieser Sache dabei zu sein, ist einfach toll: Jetzt haben wir eine bunte, gute Mischung!

Adlung: Sportlich hat man schon gesehen, dass wir auf dem Platz erst mal zusammenfinden mussten. Nach den beiden Niederlagen gegen Dechsendorf und Gutenstetten konnten wir dann gegen Dietenhofen und Sack zwei Siege einfahren, die der Entwicklung freilich gutgetan haben! Mit dem 2:2-Unentschieden gegen Winkelhaid hat sich unsere Bilanz in den Testspielen dann am Ende als ausgeglichen dargestellt - wobei die Resultate in dieser Phase letztlich eher zweitrangig waren.

In der vergangenen Spielzeit musste der ASV lange um den Klassenerhalt bangen. Was soll in dieser Saison anders werden?


Fischer: Wir wollen insgesamt einfach wieder mutiger sein und den Schritt weg vom passiven Spielstil machen! In der letzten Saison waren wir recht tief gestanden und haben auf Kontersituationen gelauert. Gerade wenn man hinten drin steht, ist das aus meiner Sicht auch normal, weil die nötige Unbekümmertheit im Spiel nach vorne verloren geht. Wir wollen aber keinen destruktiven Fußball mehr spielen, sondern mutig sein, mit einem offensiven Grundgedanken!

Gegen die DJK Eibach gab es zum Auftakt der Kreisliga-Saison zunächst ein recht unspektakuläres 1:1-Unentschieden...

Fischer:
Die Jungs waren unglaublich heiß auf das Spiel und wollten unbedingt zeigen, was sie drauf haben und siegreich sein. Wie so oft fehlt, wenn man es besonders gut machen möchte, dann an bestimmten Stellen die nötige Lockerheit. Wir können auf jeden Fall mehr als wir am Sonntag gezeigt haben - aber ein 1:1 zum Start ist auch kein Beinbruch. Die Stimmung ist gut und wir werden daran arbeiten, solche Dinge in den nächsten Wochen besser umzusetzen. Ich bin mir sicher, dass uns das auch gelingen wird.

Viel Kampf, aber wenig Lockerheit gab es beim Saisonauftakt des ASV Fürth (in blau) gegen die DJK Eibach zu sehen. Die Mannen von der Magazinstraße stehen noch am Anfang ihrer Entwicklung.
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Keine Angst vor einer erneut schweren Saison?

Adlung:
Schwer wird die Saison sicherlich! Die Kreisliga ist eine tolle Liga mit vielen guten Mannschaften. Trotzdem wollen wir uns auf uns konzentrieren und als Mannschaft Spaß am Fußball haben. Es ist in meinen Augen auch normal, dass nicht von Beginn an direkt alles klappt - wir stehen noch ganz am Anfang unserer Entwicklung. Trotzdem wollen wir mit viel Engagement in die Spiele gehen und eine ordentliche Saison spielen. Die nächsten Gegner sind dabei ebenfalls Mannschaften auf Augenhöhe und wir wollen schon punkten, um nicht gleich direkt wieder unter Druck zu stehen.

Wo landet der ASV am Ende der Saison?

Fischer:
Ich denke, dass es eine gewisse Zeit lang brauchen wird, bis alle Automatismen innerhalb der Mannschaft fest verankert sind. Deshalb geht es für uns erst einmal darum, Fortschritte auf unserem Weg zu machen. Wenn die Jungs mit dem gleichen Engagement bei der Sache bleiben, wie sie es seit unserem Start getan haben, denke ich, dass wir den Klassenerhalt schon früher sicherstellen könnten als in der vergangenen Spielzeit. Das wäre ein erster guter Schritt auf unserem neu eingeschlagenen Weg.

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