Artikel vom 21.04.2025 12:00 Uhr
Ein Wiedersehen ein paar Jahre nach dem Zweitliga-Aufstieg: Werner Lorant und sein altes Team. Vorne links Elmar Drenkard, rechts Martin Halbig
Der deutsche Fußball trauert um Werner Lorant! Am Ostersonntag ist der frühere Bundesliga-Spieler und -Trainer, der auch im anpfiff.info-Gebiet als (Spieler)-Trainer beim SV Heidingsfeld und beim FC Schweinfurt 05 Spuren hinterlassen hat, in einem Krankenhaus in Wasserburg gestorben.
Werner Lorant ist gestorben! Eine Nachricht, die es am Sonntagabend sogar in die 20.00-Uhr-Tagesschau schaffte. Schon allein das zeigt, dass der gebürtige Westfale, auch wenn er als Trainer nie einen großen Titel gewann, ein ganz besonderer Mensch war. Einer, den man nicht vergessen hat. Auch wenn es in den vergangenen Jahren, die er auf einem Campingplatz in Waging am See verbracht hat, ruhig um ihn geworden war.
Wohl ein jeder, der sich für Fußball interessiert und die 35 überschritten hat, hatte, als er die Nachricht hörte, sofort Bilder im Kopf. Bilder von einem aufbrausenden Trainer mit grauen Haaren, den Mund weit aufgerissen und an der Seitenlinie schimpfend.
Lächelnd und mit Espresso
Bei mir war es ein anderes Bild. Eines, das einen ruhigen, lächelnden Werner Lorant bei einer Tasse Esspresso zeigt. Im Bowling-Center in Haßfurt und mit mir als Sitznachbar.
Ich hatte als junger Redakteur beim Haßfurter Tagblatt die Gelegenheit, Werner Lorant, der einen Sponsorentermin in der Gegend hatte, zu interviewen. Wohl selten war ich - als eingefleischter Blauer, der mit seinen Löwen durch alle Höhen, die oft mit dem Namen Werner Lorant verbunden waren, und Tiefen geht, vor einem Termin aufgeregter.
Wie würde Werner Lorant - der damals noch Coach des TSV 1860 München war auf meine Fragen reagieren. Wäre er tatsächlich der knurrige, manchmal sogar beißwütige - mit Worten - Trainer? Einer, der sich und sich seinen Beinamen "Werner Beinhart" mehr als verdient hatte?
Von wegen! Neben mir saß an diesem späten Nachmittag ein gut gelaunter Werner Lorant, der entspannt aus seinem Trainer- und auch Spielerleben erzählte und dabei, als wären wir im "Löwenstüberl", wo er damals seinen Stammplatz hatte, den einen oder anderen Espresso trank. Zwei Stunden nahm sich der Bundesliga-Coach für den kleinen Lokaljournalisten Zeit! Zwei Stunden, die ich sehr genossen habe und nie vergessen werde. Zwei Stunde, die vor meinem Augen sofort wieder lebendig wurden, als ich am Ostersonntag die Todesnachricht hörte.
Ein Typ, wie es ihn heute kaum noch gibt
Werner Lorant war ein ganz besonderer Mensch. Ein empathischer Trainer, der für seine Spieler und seine Vereine alles getan hätte. Ein Fußballer aus Leidenschaft. Ein Typ, wie es sie heute viel zu selten gibt.
Beinhart und gefürchtet schon als Spieler. In seinen insgesamt 325 Bundesligapartien für Borussia Dortmund, Rot-Weiß Essen, den 1. FC Saarbrücken, Eintracht Frankfurt und Schalke 04, stieg er viermal aus der Eliteliga ab, erzielte er 54 Tore und ein Eigentor, wurde aber auch 67 Mal mit der Gelben und auch zwei Mal mit der Roten Karte bedacht. Mit der Eintracht holte er den UEFA-Cup und den DFB-Pokal.
Einer breiten Masse richtig bekannt wurde Werner Lorant, aber erst als Trainer des TSV 1860 München. Die "Löwen" führte er zum Durchmarsch aus der Dritten in die Bundesliga und dort in die Qualifikation zur Champions League. Legendäre aus dieser Zeit sind sein Temperament an der Linie, aber auch seine Sprüche. „Ich wechsle nur aus, wenn sich einer ein Bein bricht“, bemerkte er einmal. Oder: „Die Spieler sollen rennen und das Maul halten.“ Oder: „Jeder darf seine Meinung haben, aber nur meine zählt.“ Sein Verhältnis zur Mannschaft kommentierte er mit
„was soll ich mit den Spielern reden, ich bin doch kein Pfarrer“.
Rückkehr nach Schweinfurt: Werner Lorant als Coach des TSV 1860 München bei einem Wiedersehen mit seinen Meisterjungs.
Horling
Mit den Schnüdeln in Liga zwei
Das "Rüstzeug" für die Löwen holte sich Werner Lorant im anpfiff.info-Gebiet. Hier begann, nach dem Ende der Profilaufbahn bei Hannover 96, seine Laufbahn als (Spieler-)Trainer. Zunächst coachte er von 1984 bis 1986 den SV Heidingsfeld und führte das Team aus der Landes- in die Bayernliga.
1986 holte ihn dann der damalige Vorsitzende Peter Galm als Spieler zum FC Schweinfurt 05. Nach eimem missglückten
Saisonstart übernahm Werner Lorant im Herbst 1986 dann als Spielertrainer. Der Beginn einer Erfolgsgeschichte.
Aus einheimischen
Spielern wie Bernd Häcker, Bernhard Pfister, Oliver Wölfling, Jens
Schürer, Carsten Weiß, Rudi Gürtler, Reiner Wirsching, Rüdiger Mauder,
Elmar Drenkard, Werner Köhler, Karl-Heinz Müller und dem zum
Karriereausklang in die Heimat zurückgekehrten Erwin Albert formte
Lorant eine schlagkräftige Elf, die 1989 Vizemeister der Bayernliga
wurde, wobei auch der in der Winterpause vollzogene Wechsel von
Wirsching zum 1. FC Nürnberg kompensiert werden konnte.
In der Saison
1989/1990 führte Lorant die Spieler auf den Zenit ihres
Leistungsvermögens. Aus der Bezirksliga war vom FC Eibelstadt der junge
Bernhard Winkler hinzugekommen. Das Team übernahm von Beginn an die
Tabellenführung und errang nach einem dramatischen Finale die Meisterschaft. Im finalen Spiel gab es, nachdem Erwin Alber sich fürh das Bein gebroachen hatte, dennoch ein legendäres 3:3 vor 32 000 Zuschauern beim TSV 1860 München.
In der Aufstiegsrunde konnten die Schnüdel sich gegen den SSV
Reutlingen und Rot-Weiss Frankfurt durchsetzen und stiegen in die Zweite Liga auf. Im DFB-Pokal war in dieser
Saison erst im Achtelfinale (0:3 gegen Eintracht Braunschweig)
Endstation. Mit diesem Erfolg verabschiedete sich Werner Lorant aus Schweinfurt und wurde Trainer beim Viktoria Aschaffenburg.
Vergessen wurde er aber beim FC 05, seinen Fans und allen die den regionalen Fußball lieben nie. Auf der Facebook-Seite der Schnüdel gibt es große Anteilnahme für den Verstorbenen. Werner Lorant hat sie verdient! Ruhe in Frieden!